„Manchester, we’re strong“
Als Zeichen gegen den Terror haben sich am Sonntagabend in Manchester 50.000 Menschen zu einem Benefizkonzert für die Opfer des Selbstmordanschlags in der englischen Stadt vor knapp zwei Wochen versammelt. Das rund um den Erdball in TV und Internetstreams übertragene Event vereinte vor allem Popstars einer neuen Generation, die damit für Toleranz und gegen Extremismus eintraten.
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Die Großveranstaltung unter dem Motto „One Love Manchester“ fand nicht einmal 24 Stunden nach einem erneuten Anschlag in Großbritannien statt, bei dem im Herzen von London sieben Menschen getötet und Dutzende verletzt wurden. Die Veranstalter stellten danach klar, dass das Benefizkonzert trotz der erneuten Gewalttat stattfinde, nun mit einem noch „größeren Anliegen“.
Emotionale Eröffnung
Das Konzert begann mit einer Schweigeminute für die Anschlagsopfer. Viele Besucher trugen als Zeichen der Würdigung Anstecker mit der Aufschrift „Für unsere Engel“. Schließlich eröffnete Marcus Mumford, Frontmann der Band Mumford & Sons, die Show mit dem Titel „Timshel“, in dem sich übersetzt der Vers findet: „Aber du und ich, wir stecken da nicht allein drin, wir werden wie Brüder zusammenhalten und deine Hand halten.“

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50.000 waren am Cricket Ground von Manchester, weitere 80.000 verfolgten das Event davor per Public Viewing
Als Schirmherrin und Gastgeberin fungierte Teenie-Star Ariana Grande. Am 22. Mai hatte sich am Ende eines Konzerts der US-Popsängerin ein libyschstämmiger Brite in die Luft gesprengt und 22 Menschen mit in den Tod gerissen. 116 weitere Menschen wurden verletzt. Unter den Opfern waren viele Kinder und Jugendliche. Grande hatte das Benefizkonzert angekündigt, um den Opfern und Hinterbliebenen zu helfen.
Kleines Chormädchen als größter Star
Grande war auch das dramaturgische Bindeglied zwischen den Auftritten einiger der größten Namen der Branche. Sie übernahm routiniert Gesangsparts beim Auftritt der Black Eyed Peas, sang mit US-Sängerin Miley Cyrus ein reduziertes Duett des alten 80er-Hits „Don’t Dream It’s Over“ und mischte auch sonst bei den Auftritten ihrer Kollegen mit. Der emotionalste Moment des Abends war jedoch, als sie gemeinsam mit einem Mittelschulchor ihren Hit „My Everything“ sang und das Lied mit der jungen Leadsängerin des Chors nur unter gemeinsamen Tränen zu Ende bringen konnte.

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Ariana Grande und Miley Cyrus
Der informelle und empathische Charakter des Konzerts erstreckte sich über das ganze Konzert. Auch Cyrus verdingte sich als Backgroundsängerin für Pharrell Williams und dessen Hit „Happy“. Stars wie Robbie Williams, Liam Gallagher (die erhoffte Oasis-Reunion blieb aus, Bruder Noel war nicht anwesend), Katy Perry und Justin Bieber brachten ihre Songs mit dem Anlass entsprechend umgetexteten Zeilen in oft sehr reduzierten Fassungen, sich selbst auf Gitarre oder Klavier begleitend.

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Pharrell Williams und Miley Cyrus
Take That - beinahe - wiedervereint
Auch die Wiedervereinigung der in Manchester beheimateten früheren Teenie-Band Take That mit Sänger Robbie Williams fand nicht statt, sie arrangierten sich allerdings in friedlicher Eintracht zumindest für ein Gruppenfoto auf der Bühne. Robbie Williams bildete mit seinem umgetexteten Song „Strong“ (Manchester, we’re strong) auch ein Leitmotiv, das das Publikum in Umbaupausen in Folge immer wieder von selbst anstimmte.

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Robbie Williams musste mit schwer angeschlagener Stimme das Publikum um Hilfe bei den hohen Tönen bitten
Viele weitere Stars schickten Videobotschaften, um ihre Solidarität zu bekunden. Einspielungen gab es etwa von U2, Stevie Wonder und Paul McCartney. Die Besucher des Benefizkonzerts demonstrierten ihre Solidarität auf verschiedene Weise. Viele trugen Hemden mit einer Biene, dem Wahrzeichen der Stadt Manchester, das nach dem Anschlag vom 22. Mai eine Renaissance erlebte. Einige hielten Zettel mit der Aufschrift „Wir stehen zusammen“ hoch oder posierten mit Polizisten.

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Katy Perry ganz in Weiß
Das Konzert wurde von strikten Sicherheitsvorkehrungen begleitet. Jeder Besucher werde abgetastet, hatte die Polizei vorab angekündigt. Um die Kontrollen zu beschleunigen, wurden die Menschen daher aufgefordert, keine Taschen mitzubringen. Nach Aussagen der Exekutive kam es trotz der gewaltigen Menschenmenge zu keinem gewalttätigen Zwischenfall.

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