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Vorzeige-Image in Trümmern

Mehr als 50 Frauen haben dem US-Entertainer Bill Cosby sexuelle Belästigung, Missbrauch oder Vergewaltigung vorgeworfen. Die Anschuldigungen werfen über Jahrzehnte einen dunklen Schatten auf eine große Show-Karriere. Im Folgenden eine Chronologie sowohl von Cosbys Leben und Karriere als auch der sie seit Jahren begleitenden Vorwürfe:

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1937: William Henry Cosby wird als Sohn eines Stewards der US-Marine und eines Zimmermädchens in Philadelphia (Pennsylvania) geboren.

1956: Cosby bricht nach der zehnten Klasse die Schule ab und tritt wie sein Vater der Navy bei. Einige Jahre später erhält er ein Leichtathletik-Stipendium der Temple University in Philadelphia.

1962/63: Cosby versucht sich als Comedian, tritt erstmals in der „Tonight Show“ auf und erhält einen Vertrag für ein Comedy-Album.

1964: Cosby heiratet seine heutige Frau Camille Hanks Cosby.

1965: Cosby ist der erste Afroamerikaner, der als prominenter Hauptdarsteller in einer TV-Serie auftritt. Für diese Rolle in der Krimi-Serie „Tennisschläger und Kanonen“ („I Spy“) gewinnt er in den folgenden Jahren insgesamt vier Emmys. Zugleich erhebt eine 22-jährige Sekretärin einer Talentagentur den ersten Vorwurf sexueller Nötigung.

1969: Cosby tritt erstmals in der nach ihm benannten Sitcom auf und veröffentlicht sein neuntes Comedy-Album. In diesem Jahr soll er mindestens drei Frauen Drogen verabreicht und sie vergewaltigt haben.

1972: Cosby entwickelt die Zeichentrickserie „Fat Albert and the Cosby Kids“, in der er einer der Cartoon-Figuren seine Stimme leiht. Mindestens sieben Frauen behaupten, Cosby habe sie Anfang der 1970er Jahre unter Drogen gesetzt und vergewaltigt.

1974: Cosby spielt an der Seite von Sidney Poitier und Harry Belafonte im Film „Samstagnacht oben in der Stadt“ mit. Laut einer 2015 in Kalifornien eingereichten Zivilklage nötigt er in der Playboy-Villa in Los Angeles ein 15-jähriges Mädchen sexuell.

1977: Cosby erhält einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. Während der 1970er Jahre soll es den Aussagen mutmaßlicher Opfer zufolge mindestens 22 sexuelle Übergriffe gegeben habe.

1984: „Die Bill Cosby Show“ startet. Sie wird weltweit ein Erfolg. Cosby spielt den Gynäkologen Dr. Cliff Huxtable. Das Format läuft bis 1992. In dieser Zeit behaupten mindestens 16 Frauen, dass Cosby sie unter Drogen setzte und sexuell nötigte.

1986/87: Cosbys Buch „Fatherhood“ wird zum Bestseller. In dieser Zeit wird er dem „Forbes“-Magazin zufolge mit Einnahmen von geschätzten 87 Millionen Dollar (nach damaligem Wechselkurs umgerechnet rund 80 Millionen Euro) zum bestverdienenden Entertainer der USA. Mindestens drei Frauen werfen ihm sexuelle Nötigung vor.

1991: In einem CNN-Interview macht Cosby Witze über Träume aus Kindheitstagen: Er habe Frauen das Potenzmittel Spanische Fliege (das Pulver eines südeuropäischen Käfers) verabreichen wollen. Auch in seinem Buch „Childhood“ sowie in seinem Comedy-Album „It’s True, It’s True“ von 1969 taucht das Aphrodisiakum als Witz oder Anekdote auf.

1992-2004: Cosby werden von Colleges und Universitäten mehr als ein Dutzend Ehrendoktortitel verliehen. Sechs Frauen behaupten, Cosby habe sie in diesem Zeitraum sexuell genötigt.

2004: Cosby veröffentlicht seinen mittlerweile 22. Film, eine Kinoadaption der Serie „Fat Albert“. Der mutmaßliche sexuelle Übergriff auf die Universitätsangestellten Andrea Constand soll sich in diesem Jahr in Cosbys Heim in Pennsylvania ereignet haben.

2005: Constand geht zur Polizei und verklagt Cosby wegen sexueller Nötigung. Cosby sagt unter Eid aus, Beruhigungsmittel für Sex mit Frauen einzusetzen. Beide Seiten einigen sich außergerichtlich auf eine ungenannte Summe.

2008: In Reden und Interviews verfechtet Cosby gute Sitten und belehrt afroamerikanische Eltern über deren moralisches Versagen. Stimmen die Vorwürfe, so hat Cosby eine 18-Jährige in der Playboy-Villa unter Drogen gesetzt und sie sexuell genötigt. Bei dem Fall handelt es sich um den jüngsten öffentlich bekannten Vorwurf.

2014: Der Comedian Hannibal Buress macht auf der Bühne Witze, dass der „selbstgefällige“ Moralist Cosby ein Vergewaltiger sei. Das Video verbreitet sich rasch im Internet. Bald darauf häuft sich die Zahl der Frauen, die mit Vorwürfen gegen Cosby an die Öffentlichkeit gehen. Der Streamingdienst Netflix und der TV-Sender NBC stellen geplante Cosby-Projekte ein, Wiederholungen von „Die Bill Cosby Show“ werden gestrichen. Universitäten ziehen ihre Ehrendoktortitel zurück, Cosbys Stern am Walk of Fame wird mit dem Word „Vergewaltiger“ beschmiert.

2015: Weitere Frauen werfen Cosby sexuelle Nötigung vor. 13 von ihnen verklagen Cosby - zwei wegen sexueller Nötigung und elf wegen Verleumdung. Letzterer Vorwurf bezieht sich auf die Behauptung, sie seien Lügnerinnen. Gegen sieben von ihnen reicht Cosby Gegenklage wegen Verleumdung und Einkommenseinbußen ein. Seine Tour „Far From Finished“ bricht er ab. Die Staatsanwaltschaft in Pennsylvania rollt den Fall Constand neu auf und erhebt am 30. Dezember Strafanzeige.

Mai 2016: Eine Richter in Norristown, Pennsylvania, entscheidet, dass für einen Prozess im Fall Constand ausreichend Beweise vorliegen. Cosby beteuert weiterhin, der sexuelle Kontakt habe einvernehmlich stattgefunden.

5. Juni 2017: Der Strafprozess gegen Cosby beginnt.

17. Juni 2017: Der Prozess gegen Cosby platzt.

2. April 2018: Beginn der Jury-Auswahl für die Neuauflage des Prozesses.

9. April 2018: Der zweite Prozess beginnt.

26. April 2018: Cosby wird in drei Fällen der schweren sexuellen Nötigung von Andrea Constand schuldig gesprochen.

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