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Felsformation erst weg, dann wieder da

Der berühmte Hillary Step, mehr als 8.760 Meter über dem Meeresspiegel, ist verschwunden: Mitte Mai machte diese Meldung die Runde. Die rund zwölf Meter große Felsformation galt als letztes großes Hindernis beim Aufstieg auf den höchsten Berg der Welt, den Mount Everest. „Ein Stück Bergsteigergeschichte ist einfach verschwunden“, sagte der britische Bergsteiger Tim Mosedale dem britischen „Guardian“.

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Kurz darauf widersprach Ang Tshering Sherpa, Chef des nepalesischen Bergsteigerverbands. „Der Hillary Step ist intakt, er ist nur mit Schnee bedeckt und daher schwer auszumachen“, berichtete er gegenüber der BBC. Bergführer Pasang Tenzing Sherpa schloss sich dieser Beobachtung an. Er habe auch eine Erklärung für die Verwirrung. Im Vorjahr hätten er und andere Bergführer aufgrund der Schneemassen die Route verlegt, um ihre Kunden aus Sicherheitsgründen um den Hillary Step herumzuführen.

Bergsteiger am Hillary Step, 2011

APA/AFP/Neal Beidleman

Hillary Step: Verschwunden, verlegt oder nur verschneit?

Der Präsident der nepalesischen Bergsteigervereinigung, Ang Tsering, bestätigte, dass die Felsformation intakt sei. „Nur gibt es sehr viel mehr Schnee dort, sodass der Felsabschnitt nicht leicht zu erkennen ist.“ Der Hillary Step ist benannt nach Edmund Hillary, dem Neuseeländer, der im Jahr 1953 zusammen mit dem nepalesischen Bergführer Tenzing Norgay als erster Mensch den Gipfel des Mount Everest bestieg.

Vier Leichen im ewigen Eis

Verwirrung herrschte vergangene Woche auch um den Fund von vier Leichen, die in ihren Zelten im Lager vier entdeckt wurden. Das Lager liegt auf rund 7.950 Metern und ist der letzte Zufluchtsort vor der Gipfeltour. Zunächst ging man davon aus, dass es sich um vier vermisste Bergsteiger handelte. Als diese jedoch später am selben Tag im Basislager auftauchten, änderte sich die Einschätzung: Die Toten könnten bereits seit 2016 im ewigen Eis nahe des Gipfels liegen.

Kapindra Rai von dem Ausschuss, der für die Sicherheit und Sauberkeit auf dem Berg zuständig ist, zeigte sich davon nicht überrascht: „Wegen des starken Schneefalls in so großer Höhe ändert sich das Gelände ständig“, sagte er. „Dazu kommt der Sauerstoffmangel, der anstrengende Arbeit fast unmöglich macht. Es kann also durchaus sein, dass Tote erst sehr spät oder gar nicht gefunden werden.“

Todesmeldungen und Spitzenleistungen

In der zu Ende gehenden Saison verloren bisher sechs Menschen auf dem Mount Everest ihr Leben, in der Saison 2016 waren es fünf gewesen. Ende April war der Schweizer Extrembergsteiger Ueli Steck bei dem Versuch abgestürzt, den Gipfel über eine selten benutzte Route zu erklimmen. Kurz darauf starb ein 85-jähriger Nepalese im Basislager. Er war für den Rekordversuch angereist, als ältester Mensch der Welt auf dem Gipfel zu stehen.

Zu vermelden gab es aber auch zwei Spitzenleistungen. In den Morgenstunden des 21. Mai erreichte der Osttiroler Bergsteiger Andy Holzer den 8.848 Meter hohen Gipfel – als erst zweiter blinder Mensch. Am selben Tag gelang der Inderin Anshu Jamsenpa ein Rekord. In nur fünf Tagen stand sie zum zweiten Mal auf dem Gipfel, wie ihr Tourveranstalter Dream Himalaya Adventures mitteilte. Ihr erster Aufstieg war am 16. Mai. Danach kletterte sie wieder mehr als 3.000 Höhenmeter abwärts bis ins Basislager, nur um am 21. Mai erneut auf dem Gipfel zu stehen. Sie ist damit die einzige Frau, der ein solcher doppelter Aufstieg so schnell gelang.

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