Zehn Prozent der Einwohner Ägyptens
Die Kopten bilden die christliche Minderheit in Ägypten. Ihre Herkunft leiten sie von den alten Ägyptern ab. Der arabische Name „Kibt“ lässt sich auf das griechische „Aigyptos“ zurückführen. Der Anteil der Kopten unter den rund 90 Millionen Einwohnern Ägyptens beträgt etwa zehn Prozent, verlässliche Statistiken gibt es aber nicht.
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Die mit griechischen Fremdwörtern durchsetzte koptische Sprache verwendet das griechische Alphabet mit zusätzlichen eigenen Schriftzeichen und gliedert sich in mehrere Dialektgruppen. Sie wurde als Umgangssprache durch das Arabische ersetzt.
Kirchenspaltung vor über 1.550 Jahren
Die koptisch-orthodoxe Kirche führt ihre Anfänge auf den Evangelisten Markus zurück, als dessen 117. Nachfolger das derzeitige Oberhaupt Tawadros II. gilt. Die Kopten gehören zu den altorientalischen (monophysitischen) Kirchen. Sie lehnen die auf dem Konzil von Chalcedon im Jahr 451 angenommene Zweinaturenlehre von der göttlichen und menschlichen Natur Christi ab.
Der daraus folgende theologische Streit wurde erst in diesem Jahrhundert in einem Briefwechsel zwischen dem damaligen katholischen Papst Johannes Paul II. und dem koptischen Oberhaupt Schenuda III. auf „sprachliche Missverständnisse“ und politische Ursachen zurückgeführt und für beendet erklärt. Derzeit hat der Koptenpapst („Papst von Alexandrien und Patriarch des Stuhles des Heiligen Markus“) seinen Sitz in Kairo.
Starker Aufschwung in den letzten Jahrzehnten
In den vergangenen Jahrzehnten erlebte die koptische Kirche einen starken Aufschwung. In ihrer Tradition ist die Liturgie in den ursprünglichen Formen bewahrt geblieben. Zentren der geistlichen Erneuerung sind die zahlreichen Klöster und die Theologische Hochschule in Kairo. Auslandsdiözesen gibt es in Nordamerika, Europa, Schwarzafrika und Australien.
Die Kopten und Österreich
In der Wiener Nationalbibliothek wird der weltweit größte Bestand an koptischen Handschriften und Dokumenten aufbewahrt.
2013 und 2016 besuchte Tawadros II. Österreich. Auch sein Vorgänger, Schenuda III., war zweimal zu Besuch. 2003 verabschiedete der Nationalrat das orientalisch-orthodoxe Kirchengesetz, durch welches die koptische Kirche den anderen christlichen Kirchen gleichgestellt wurde.
Immer wieder Anschläge
Die äthiopische Kirche erkennt den Koptenpapst nur als Ehrenprimas an. Seit 1992 ist auch die koptische Kirche in Eritrea autokephal. Es existiert auch eine kleine mit Rom unierte koptische Kirche. 1895 errichtete Papst Leo XIII. ein koptisches Patriarchat.
Immer wieder gibt es Anschläge auf Kopten: Zuletzt starben im April Dutzende Menschen bei Angriffen auf koptische Gottesdienste in Tanta im Nil-Delta und in Alexandria. In beiden Fällen griffen Selbstmordattentäter Kirchen an, in denen die Gemeinde gerade den Palmsonntagsgottesdienst feierte.
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