Neue Hürden im Wettlauf der Regionen
Zwischen Bangen und Hoffen messen chinesische Ökonomen das jährliche Wirtschaftswachstum ihres Landes. Im vergangenen Jahr wurden mit einem Plus von 6,7 Prozent die Erwartungen zwar noch erfüllt, doch es war das geringste Wachstum seit 26 Jahren. Für heuer werden 6,5 Prozent angestrebt, die chinesische Zentralbank ist jedenfalls zuversichtlich und hält dieses Ziel für erreichbar.
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Chinas Staatsführung hat einen Umbauprozess verordnet, der die chinesische Wirtschaft vom Produktions- in den Dienstleistungssektor verlagern soll. Doch die Überkapazitäten vor allem in der Stahlindustrie lassen sich nicht mit einem Federstrich beseitigen. Außerdem macht den Wirtschaftsplanern die Überschuldung zahlreicher chinesischer Unternehmen Sorgen. Kreditausfälle und die Sanierung von Banken könnten das Wirtschaftswachstum heuer zusätzlich schwächen.

ORF/Josef Dollinger
In Kaifeng ist der Wirtschaftsboom noch nicht angekommen
Weitere Baustellen der chinesischen Wirtschaft sind der überhitzte Immobilienmarkt vor allem in den Boom-Städten und der rückgängige Außenhandel. Chinas Exporteure leiden noch immer unter der schwachen Weltwirtschaft, auch wenn erste Zeichen der Erholung erkennbar sind.
Mit dem Projekt der „Neuen Seidenstraße“ will China sowohl den Außenhandel wieder ankurbeln als auch die eigenen Unternehmen mit dem Bau neuer Verkehrswege unterstützen. Davon könnten auch Regionen abseits der großen Wirtschaftszentren Chinas profitieren.
Wirtschaftsboom an Küsten und Flüssen
Die Wirtschaftskraft Chinas konzentriert sich auf die Küstenregionen und auf Gebiete entlang der Jangtse und des Perlflusses im Süden. Die große Westerschließung („Xibu Dakaifa“) hatte Ex-Präsident Jiang Zemin schon zur Jahrtausendwende verordnet. Doch diese Entwicklungsinitiative war nicht überall von Erfolg beschieden. Während sich der Technologie-Cluster in Chongqing am Jangtse prächtig entwickelt, hinken andere entlegene Regionen der rasanten Entwicklung Chinas nach.

Grafik: APA/ORF.at
Die ein wenig abseits liegenden Provinzen Qinghai und Guangxi versuchen es mit Tourismus, doch nicht überall hat man damit Erfolg. In Henan läuft das Geschäft mit dem Tourismus dank des Shaolin-Klosters etwas besser. Der Ursprung des Kung-Fu ist auch heute noch ein schlagendes Argument, 500 Millionen Touristen in Shaolin können nicht irren.
Doch die disziplinierten Devisenbringer im roten Gewand können die Strukturschwäche Henans nicht zur Gänze kaschieren. Der Vizeministerpräsident von Henan, Xu Ganlu, kennt die Schwächen seiner Provinz. Er verlangt eine zweite Welle der Modernisierung, die vor allem die alten Staatsbetriebe im Hinterland auf Vordermann bringen soll.
Regierung fördert Tourismusprojekte
Doch abseits der touristischen Trampelpfade wird das Angebot den Wünschen westlicher Urlauber oft nicht gerecht. Daher werden jetzt auf der Tropeninsel Hainan mehr als ein Dutzend neuer Luxushotels aus dem Badestrand gestampft. Die Zentralregierung in Peking fördert die Tourismusinvestitionen und stellt für Westtouristen Erleichterungen bei der Einreise nach Hainan in Aussicht, europäische Reisebüros verhandeln mit den chinesischen Regionalbehörden über direkte Flugverbindungen von Europa nach Hainan. Derzeit gibt es nur Direktflüge von Moskau nach Hainan.
Westeuropäer landen auf den Flughäfen von Peking und Schanghai. Von dort ist es nicht mehr weit zu den klassischen Touren zur Chinesischen Mauer, in Pekings Verbotene Stadt und zur Terrakotta-Armee in Xian - bisher die Fixpunkte jeder Pauschalreise nach China.
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