Äthiopier Tedros wird neuer WHO-Generaldirektor
Der Äthiopier Tedros Adhanom Ghebreyesus ist zum neuen Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gewählt worden. Das bestätigten Diplomaten, die bei der Abstimmung gestern Abend im Saal waren. Die WHO wollte das Wahlergebnis am Abend bekanntgeben.
Der 52-jährige ehemalige Gesundheits- und Außenminister setzte sich in Genf in geheimer Abstimmung gegen den britischen Arzt David Nabarro und die pakistanische Kardiologin Sania Nishtar durch.
Proteste gegen Tedros
Tedros hatte versprochen, sich für eine bezahlbare Gesundheitsversorgung für jeden Menschen auf der Welt einzusetzen, unabhängig vom Wohlstand. Er werde die WHO-Ressourcen so ordnen, dass die Organisation bei Krisen schnell reagieren und Reformen für mehr Transparenz und Effizienz fortsetzen könne.
Vor dem Völkerbundpalast protestierten mehrere Dutzend Äthiopier gegen Tedros. Er sei korrupt und gehöre zum inneren Zirkel eines repressiven Regimes, warfen sie ihm vor. In der Vorwoche kam es zudem zu einem Eklat zwischen dem Äthiopier und dem britischen Kandidaten: Ein Unterstützer Nabarros warf Tedros vor, Choleraausbrüche in Äthiopien vertuscht zu haben. Nabarro distanzierte sich davon. Tedros wies den Vorwurf zurück und sprach von einer „Schmierenkampagne“.
Erster Afrikaner an Spitze der WHO
Bisher stand noch kein Afrikaner an der Spitze der Organisation, die Afrikanische Union (AU), als größter Mitgliedsblock, unterstützt den Ex-Gesundheitsminister.
Tedros wird der Ausbau von Äthiopiens Gesundheitssystem zugeschrieben. Er rief auch Initiativen ins Leben, die einen Rückgang der Toten durch Malaria bewirkt haben. Tedros ist aber auch der einzige der Kandidaten, der selbst kein Mediziner ist - in einem Interview mit der britischen BBC betonte er im Gegenzug seine Organisationserfahrung und erfolgreich auf den Weg gebrachte Reformen.