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Positiver Effekt binnen Jahren erwartet

Der Kampf gegen den Klimawandel scheitert bisher regelmäßig an wirtschaftlichen Interessen. Der Grund ist, dass Maßnahmen zur Reduktion von schädlichen Treibhausgasen als Bremsklotz für die Konjunkturentwicklung gesehen werden. Klimaschutz kostet zwar, ist laut einer aktuellen Studie aber durchaus rentabel - und zwar schon auf relativ kurze Sicht.

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Investitionen in umweltfreundliche Technologien würden das globale Wirtschaftswachstum nicht bremsen, sondern schon bis zum Jahr 2021 einen Anstieg um ein Prozent bewirken, heißt es in der am Dienstag veröffentlichten Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) unter dem Titel „Investing in Climate, Investing in Growth“ (Etwa: „In Klimaschutz investieren, in Wachstum investieren“). Wirtschaftswachstum, die Beseitigung von Ungleichheiten und eine verbesserte Produktivität brauchten keine „Hochemissionszukunft“. Ausschlaggebend sei „die Qualität des Wachstums“.

Mehr als Schadensbegrenzung

Bis zum Jahr 2050 würde sich der positive Effekt auf plus 2,8 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) summieren. Generiert würde das Wachstumsplus durch Investitionen in erneuerbare Energie, dafür notwendige Leitungsnetze und die Förderung umweltfreundlicher Verkehrstechnologie. Zu erwartende und vermiedene Schäden durch den Klimawandel einkalkuliert, rechnet die OECD mit einem zusätzlichen Wachstum von 4,7 Prozent.

Autoverkehr und Smog in Peking

Reuters/Victor Fraile

Der Klimawandel kommt langfristig teuer

In der Rechnung berücksichtigt ist auch, dass etwa die Preise für Strom steigen und Investitionen in Kraftwerke, die mit Kohle oder Erdöl betrieben werden, vorzeitig abgeschrieben werden müssten. Als Rahmenbedingungen brauchte die Gesamtstrategie allerdings auch weitreichende struktur- und steuerpolitische Maßnahmen.

Investitionsbedarf ohnehin hoch

Insgesamt müsste aber, so die OECD, vorerst viel Geld in die Hand genommen werden, um den globalen Anstieg der Durchschnittstemperatur auf unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Die Summe beläuft sich auf weltweit 600 Mrd. Dollar (etwa 535 Mrd. Euro) pro Jahr. Der Betrag relativiere sich allerdings dahingehend, dass Investitionen über rund 6.300 Mrd. Euro sowieso anstünden.

Investitionen in eine moderne, kluge und saubere Infrastruktur seien in den nächsten zehn Jahren ein ganz wesentlicher Faktor für nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum, insbesondere, da diese durch die Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2008 häufig auf Eis gelegt worden seien. Die Zeit dafür wäre aktuell günstig: Die OECD verweist auf das überwiegend sehr niedrige Zinsniveau.

Was hat Vorrang?

Derzeit ist die Frage nach Umweltschutz oder Wirtschaftswachstum in einem anderen Kontext auch in Österreich aktuell. Dabei geht es um die Staatszielbestimmung zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts, welche die Regierung noch vor der Neuwahl umsetzen will. Hintergrund ist, dass das Bundesverwaltungsgericht (BVwG) den Bau der dritten Piste auf dem Flughafen Wien-Schwechat untersagt hat.

In der Begründung vom Februar hieß es dazu: „Der zuständige Senat, bestehend aus drei Richtern, hat nach detaillierter Prüfung und Abwägung der öffentlichen Interessen entschieden, dass das öffentliche Interesse am Schutz vor den negativen Folgen des Klimawandels, insbesondere durch die hohe CO2-Belastung, höher zu bewerten ist als die positiven öffentlichen (standortpolitischen und arbeitsmarktpolitischen) Interessen an der Verwirklichung des Vorhabens samt zusätzlichem Bedarf.“

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