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Erfolgsbilanz und Krisenmonate

Mit Eva Glawischnig haben die Grünen ihre bisher größten politischen Erfolge eingefahren - allen voran den Sieg Alexander Van der Bellens bei der Bundespräsidentschaftswahl. Gänzlich überraschend kommt der Abgang der 48-Jährigen nach achteinhalb Jahren an der Parteispitze nun aber nicht: Rücktrittsgerüchte hielten sich zuletzt hartnäckig, dazu kamen gesundheitliche Probleme.

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Als Langzeitparteichef Alexander Van der Bellen nach der Nationalratswahl 2008 von der Parteispitze abtrat, war Glawischnig zwar die logische Nachfolgerin, ihre Ausgangslage war allerdings durchaus schwierig: Unter Van der Bellen hatten die Grünen erstmals zweistellige Ergebnisse auf Bundesebene geschafft, und ob die Ökopartei das auch ohne ihr bürgerliches Aushängeschild schaffen würden, galt vielen als zweifelhaft.

Bestes Ergebnis der Parteigeschichte

Zum Abschied hinterlässt Glawischnig unterm Strich dennoch eine Erfolgsbilanz: Bei der Nationalratswahl 2013 schafften die Grünen mit 12,4 Prozent das beste Ergebnis der Parteigeschichte. Die Regierungsbeteiligung in Oberösterreich wurde zwar an die FPÖ verloren, dennoch regieren die Grünen derzeit in fünf Bundesländern, nämlich in Wien, Kärnten, Salzburg, Tirol und Vorarlberg, mit.

Unmittelbar nach der Präsidentschaftswahl begann es allerdings zu kriseln: Den Anfang machte ein öffentlich ausgetragener Konflikt mit dem Langzeitabgeordneten Peter Pilz, der nach der gewonnenen Präsidentschaftswahl zum wiederholten Mal eine Strategiedebatte vom Zaun brach.

Pilz traf sich hier mit anderen Kritikern, die dem Führungsteam um Glawischnig vorwarfen, im Kampf um Wählerstimmen zu stark auf stromlinienförmiges Politmarketing zu setzen und den inhaltlichen Kurs zu verwischen. Vorgehalten wurde ihr auch der eine oder andere Auftritt in den Society-Spalten, gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Ex-Journalisten und „Dancing Star“ Volker Piesczek.

Konflikt mit Jugend eskalierte

Im März eskalierte schließlich der Konflikt mit der Führung der Jungen Grünen: Weil die bei der ÖH-Wahl eine Abspaltung namens Grüne Studierende und nicht die offiziellen Grünen-Studierendenvertretung GRAS unterstützen wollten, drehte die Partei der Jugendorganisation den Geldhahn zu.

Zwar trat der Vorstand der Jungen Grünen rund um Glawischnig-Kritikerin Flora Petrik zurück. Intern gab es allerdings viel Kritik am Krisenmanagement der Parteispitze. Dazu kamen gesundheitliche Probleme: Anfang April erlitt Glawischnig einen allergischen Schock und musste eine Woche pausieren.

Den nun anlaufenden Nationalratswahlkampf wollte sich Glawischnig nun offenbar nicht mehr antun. Dabei hatte sie schon vor ihrer Kür zur Parteichefin gezeigt, dass sie Wahlkampf kann - und dass die medial oft ein wenig unterkühlt wirkende Juristin auch den Bürgerkontakt nicht scheut: Im Landtagswahlkampf 2004 übersiedelte sie kurzerhand nach Kärnten, tourte mit Spitzenkandidat Rolf Holub durch die Wirtshäuser des Landes und ermöglichte den Grünen damit erstmals den Einzug in den Kärntner Landtag.

In Kärnten aufgewachsen

Ungewohntes Terrain betrat Glawischnig dabei nicht, denn aufgewachsen ist sie in Seeboden am Millstätter See, in einer national gesinnten Wirtsfamilie. Im Ausflugsgasthaus der Eltern musste sie früh mithelfen. Und die Schulbank drückte sie bekanntermaßen mit dem heutigen FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl.

Den Zugang zur Politik hatte Glawischnig schon damals, fungierte sie doch acht Jahre lang als Klassensprecherin. Nicht ganz für die Topposition reichte es in der Hitparade. Kleinere Erfolge konnte sie mit dem Song „Gelati“ im Rahmen der Gerald Gaugeler-Band aber doch erzielen. Die musikalische Basis legte sie in der Hausmusik am Hackbrett.

Juristin, Stadtpolitikerin, Nationalratspräsidentin

Den Absprung aus dem heimatlichen Kärnten tat Glawischnig in den 1990er Jahren bei den Protesten gegen ein Schnellstraßenprojekt im Ennstal. Als Umweltjuristin arbeitete sie für Global 2000. Glawischnigs Einstieg in die Parteipolitik über die Wiener Grünen war dann ein Fehlstart: 1996 verfehlte sie den Einzug in den Landtag und arbeitete ohne Mandat als Umweltsprecherin der Stadtpartei.

Drei Jahre später schaffte sie als Spitzenkandidatin der Wiener Grünen den Sprung in den Nationalrat. Dort konnte sie sich als Umweltsprecherin rasch etablieren und rückte 2002 zur stellvertretenden Parteichefin auf.

Im selben Jahr folgte dann ein herber Rückschlag für die ambitionierte Kärntnerin: Bei den Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP war sie schon als Umweltministerin einer schwarz-grünen Regierung gehandelt worden, doch die Gespräche scheiterten. 2006 wurde Glawischnig Dritte Nationalratspräsidentin. Auch bei der Nationalratswahl 2013 wurde es nichts aus der erhofften Regierungsbeteiligung, da es für SPÖ und ÖVP auch ohne die Grünen zu einer Koalitionsmehrheit reichte.

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