Themenüberblick

Würdigungen über Parteigrenzen hinweg

Zahlreiche Stimmen aus der Politik haben der zurückgetretenen grünen Parteichefin Eva Glawischnig am Donnerstag für die Zusammenarbeit gedankt und ihr Respekt ausgesprochen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen sprach Glawischnig seine „außerordentliche Wertschätzung“ aus. Die Zusammenarbeit mit ihr sei von Vertrauen und tiefem Respekt geprägt gewesen. Glawischnig sei eine „engagierte Kämpferin“, unter anderem für die Umwelt, für den Klimaschutz und für die Gleichstellung von Frauen gewesen.

Dank in eigener Sache

In ihrer Zeit als Bundessprecherin habe sie zu „vielen Erfolgen“ der Grünen beigetragen. Nicht zuletzt sei es auch Glawischnig gewesen, dank der viele Grüne seine Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten mit großem Einsatz unterstützten. Für all das wolle er ihr „von ganzem Herzen“ Dank aussprechen und ihr alles Gute für die Zukunft wünschen.

Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) sprach Glawischnig für ihren „großen Einsatz für den Parlamentarismus“ Dank und Anerkennung aus. Sie habe Glawischnig als überzeugte Parlamentarierin kennengelernt, die sich stets für die Demokratie in Österreich engagiert habe. Glawischning habe sich durch ihre aufrichtige, faire und respektvolle Art, Politik zu machen, ausgezeichnet. Österreich verliere mit dem Rückzug der einzigen Klubobfrau „eine engagierte und durchsetzungsfähige Spitzenpolitikerin“.

Kern würdigt „ehrliches Engagement“

Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) wünschte Glawischnig via Facebook alles Gute für die Zukunft. Er sei sich sicher, dass ihr „ehrliches Engagement über die Parteigrenzen hinweg nach wie vor sichtbar sein wird“.

Der neue ÖVP-Vizekanzler Wolfgang Brandstetter bedauert den Rücktritt ebenfalls. Glawischnig sei stets als „konstruktive Kraft im Parlament aufgefallen“, sagte der Justizminister. Ihre Warnung vor einer stärker werdenden „politischen und medialen Aggressivität“ sollte man ernst nehmen, betonte Brandstetter.

SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder wünschte Glawischnig alles Gute für den weiteren Lebensweg. Die Zusammenarbeit mit ihr sei immer respektvoll, fair und von Inhalten getragen gewesen. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler würdigte Glawischnig als „wichtige Verbündete“ in der Bildungspolitk.

Dank von Lopatka, Respekt von Strache

ÖVP-Chef Sebastian Kurz schickte Glawischnig via Twitter einen Glückwünsch und dankte ihr für ihr Engagement in der österreichischen Politik. Dank an Glawischnig kam auch von ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka. In der laufenden Legislaturperiode habe man Konsens in wichtigen Punkten erzielen können.

Auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache wünschte Glawischnig auf Facebook alles Gute. Er und Glawischnig hätten „politisch immer diametrale Auffassungen über die Zukunft unseres Landes“ gehabt. Trotzdem respektiere er sie für ihren „jahrelangen Einsatz in einem oftmals sehr schwierigen Umfeld“. Viele Beobachter würden immer wieder vergessen, dass Politiker auch nur Menschen mit „Freuden, Sorgen“ und Alltagsschwierigkeiten seien.

Bei einer anschließenden Pressekonferenz kritisierte Strache die Grünen, die wohl auch unter neuem Vorsitz inhaltlich nichts ändern würden. Schon unter Glawischnig habe man die eigenen Grundsätze über Bord geworfen. Es gebe aber auch bei den Grünen Personen, mit denen man zusammenarbeiten könne, sagte er mit Verweis auf die Abgeordneten Werner Kogler und Peter Pilz.

Strolz äußert Verständnis

Verständnis für ihre Entscheidung äußerte NEOS-Vorsitzender Matthias Strolz. Trotz inhaltlicher Unterschiede sei immer ein guter Austausch möglich gewesen. Team-Stronach-Obmann Robert Lugar übte Kritik an den Medien: Anlässlich des Rückzugs von Glawischnig sollte sich der politische Zirkus die Frage stellen, ob der „permanente Dauerangriff“ und „die Suche nach ‚der‘ Schlagzeile“ es wert sind, dass sich „sehr junge Politiker aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen müssen“. Der Rückzug mache ihn persönlich betroffen, weil er die „konstruktive Zusammenarbeit“ mit ihr geschätzt habe.

Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) sprach Glawischnig ebenfalls Dank für die „jahrelange konstruktive Zusammenarbeit“ aus. „Respekt, Eva“, schrieb der zurückgetretene ehemalige Vizekanzler und ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehner auf Facebook in einer Würdigung für Glawischnig. Er dankte ihr zudem für die sachliche Zusammenarbeit bei Ökostromausbau und Energieffizienz.

Felipe will „gemeinsam entscheiden“

Dank kam auch von Ingrid Felipe, der grünen Landeshauptmann-Stellvertreterin in Tirol, die als potenzielle Nachfolgerin Glawischnigs gehandelt wird. Glawischnig habe die österreichischen Grünen zur europaweit stärksten grünen Partei gemacht, wovon auch die Tiroler Landespartei profitieren habe können. Glawischnig sei ein „Vorbild für alle Frauen“ und habe ein von „enormem Fachwissen geprägtes Engagement für die Umwelt“ praktiziert.

Felipe sprach zudem von Glawischnigs „kompromisslosem Kampf gegen rechts und gegen Hass im Netz“. Sie sei als „Bundessprecherin“ sehr froh, dass man eine Reihe „geeigneter Nachfolgerinnen und Nachfolger“ habe. Man werde „gemeinsam entscheiden, wer am geeignetsten ist, im Herbst ein starkes Gegenstück zu den nach rechts driftenden Parteien zu sein“.

Reimon: Herbe Kritik an Politik und Medien

Der grüne EU-Abgeordnete Michel Reimon ging in seiner Würdigung mit Politik und Medien hart ins Gericht. Glawischnig sei die erfolgreichste Parteichefin in der Geschichte der Grünen gewesen, sei aber „trotzdem immer hart kritisiert und nie auch nur annähernd gleich behandelt worden mit Männern, die nur einen Bruchteil geschafft haben“.

Zudem habe sie keinen persönlichen Schritt setzen können, „ohne davor eine Nacht voller Gerüchte, Anrufe und gezielt gestreuter Infohäppchen überstehen zu müssen“. Er dankte Glawischnig unter anderem für „die vielen Momente“, wo sie den Kopf hingehalten „und persönlich Kritik und Schaden hingenommen“ habe, „um andere zu schützen“.

Links: