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Rednerinnen noch immer die Ausnahme

Frauen bleiben auf Events der IT- und Technologiebranchen eine Minderheit. Vor allem bei europäischen Konferenzen besteht Aufholbedarf: Oft ist nur ein Zehntel der geladenen Rednerinnen und Redner weiblich.

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In einer Presseaussendung der Wiener Entwicklerkonferenz WeAreDevelopers wird explizit auf die Situation aufmerksam gemacht: Ein „spezieller Fokus“ liege auf der „Unterstützung von Frauen in der IT-Branche, indem sie sichtbar gemacht und ihre Interessen aktiv unterstützt werden“.

Doch unter den 83 auf der Website angekündigten Gästen befinden sich tatsächlich nur elf Frauen - damit liegt der Frauenanteil bei weniger als 15 Prozent. Trotzdem liegt die Veranstaltung in Wien mit diesem Prozentsatz sogar noch im europäischen Mittelfeld, auch in den USA bilden Konferenzen mit höherem Frauenanteil eher die Ausnahme.

Vermittlungsplattform gegen Schieflage

Veranstalter verweisen oft darauf, dass es zu wenige Frauen gebe, die als Expertinnen auf dem jeweiligen Fachgebiet gelten, oder dass es bei der Organisation darum gehe, die „besten“ Gäste zu laden, ohne auf deren Geschlecht zu achten. Häufig wird auch auf die mangelnde Anzahl an Bewerbungen hingewiesen, etwa als Folge fehlenden Selbstvertrauens - als eines von vielen genannten Motiven.

Pläne, an der vorherrschenden Schieflage etwas zu verändern, gibt es schon seit mehreren Jahren. Vor allem das Argument, keine passenden Rednerinnen gefunden zu haben, soll mit verschiedenen Initiativen entkräftet werden. Im deutschsprachigen Raum vermittelt unter anderem die Onlineplattform Speakerinnen qualifizierte Expertinnen, die für Auftritte bei Paneldiskussionen und anderen Veranstaltungen gebucht werden können.

Mehr Aufmerksamkeit für Thematik

Ursprünglich als eigenständiges Projekt geführt, mittlerweile ebenfalls Teil der deutschsprachigen Initiative, ist auch der Blog 50 Prozent, der vergangene und aktuelle Veranstaltungen auf ihren Frauenanteil überprüft. Die Seite deckt Konferenzen über sämtliche Fachgebiete ab und ist nicht nur auf naturwissenschaftliche Disziplinen beschränkt. In einer Gesamtstatistik werden rund 400 Veranstaltungen und 20.000 Vortragende gezählt, rund ein Viertel davon sind Frauen.

Ob Vermittlungsplattformen für Rednerinnen langfristige, positive Auswirkungen auf die Problematik haben, lässt sich aufgrund fehlender Statistiken nur schwer nachvollziehen. Auch Webinitiativen wie 50 Prozent bilden nur einen Ausschnitt der gesamten Veranstaltungslandschaft ab.

Durch die dadurch in den vergangenen Jahren gestiegene Aufmerksamkeit für die Thematik reagieren jedoch auch immer mehr Veranstalter. Besserung wird quer durch die Bank gelobt. Nach wie vor relativ selten wird die Einladungspolitik geändert, um ein ausgewogeneres Bild auf dem Podest entstehen zu lassen und Frauen tatsächlich in den Fokus zu rücken.

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