Satire auf fragwürdige neue Songs
Jan Böhmermann teilt wieder aus. In seinem „Neo Magazin Royale“ hat der deutsche TV-Satiriker den neuesten Song des politisch nicht unumstrittenen Sängers Xavier Naidoo, „Marionetten“, aufs Korn genommen. Böhmermanns Stück lief unter dem Motto „Vox und Sky präsentieren die Hurensöhne Mannheims mit ihrem neuen, nicht antisemitischen Hit-Album ‚Death to Israel‘“ letzte Woche auf ZDFneo.
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Die Band Naidoos nennt sich Söhne Mannheims, die deutschen Privatsender Vox und Sky sind die Fernsehsender, auf denen Naidoo zuletzt mit eigenen Musikreihen zu sehen war. Böhmermann schlüpft in seiner kritischen Satire auch musikalisch in die Rolle Naidoos und singt unter anderem „Der Jud ist schuldig, steht zu 100 Prozent fest, ich sag’ nur: Rothschild, schaut mal ins Netz“. Und weiter: „Das neue Album trennt euch mit scharfer Schere von der Nabelschnur Babylons“.
Beißender Spott nur schwer von Realität zu trennen
Über Deutschland heißt es in dem Lied unter anderem: „Das Land ist keine Republik, dieses Land ist eine GmbH.“ Und: „Alles kann besser werden ohne all die Merkels auf Erden. Alles wird besser werden, wenn endlich die Polit-Bonzen sterben. Alles wird rechter werden, ohne all die Volksfeinde auf Erden.“ Als Kritiker zitiert Böhmermann zum Beispiel einen gewissen Adolf Hitler („Maler und Lebenskünstler“): „Ich bin ja kein Nazi, aber ich finde die Platte echt stark.“
In seinem kürzlich veröffentlichten Song „Marionetten“ singt Naidoo unter anderem: „Wie lange wollt ihr noch Marionetten sein? Seht ihr nicht, ihr seid nur Steigbügelhalter“ und an die Politiker adressiert: „Als Volks-in-die-Fresse-Vertreter stoßt ihr an eure Grenzen“ und „Wenn ich so einen in die Finger krieg’, dann reiß’ ich ihn in Fetzen. Und da hilft auch kein Verstecken hinter Paragrafen und Gesetzen“. Vom Management des Mannheimer Sängers hieß es, Naidoo werde die Böhmermann-Satire nicht kommentieren.
Xavier und die Reichsbürger
In der Vergangenheit hatte es wiederholt Diskussionen über Texte Naidoos gegeben. Kritiker warfen ihm vor, zusehends in Richtung Rechtspopulismus abzudriften. Der für den Eurovision Song Contest (ESC) verantwortliche Norddeutsche Rundfunk (NDR) hatte den Sänger 2015 nach scharfer Kritik doch nicht für den Wettbewerb nominiert. Sucht man aktuell auf dem Kurznachrichtenportal Twitter nach Nachrichten über Naidoo, wird als nächstbeste „ähnliche Suchanfrage“ der Begriff „Reichsbürger“ ausgewiesen.
Debatte erreicht deutsche Bundespolitik
Nur manche werfen Naidoo tatsächliche Sympathien für Rechtspopulisten vor. Viele sehen in ihm eher einen politisch unbedarften und von komplexeren Zusammenhängen überforderten Menschen, der nach Zuspruch zu seiner selbst stilisierten Identität als „kritischer Geist“ giert, egal aus welcher Ecke. Mit dem jüngsten Lied dürften es Naidoo und seine Band jedenfalls übertrieben haben: Konzertpromoter und Sponsoren springen ab, der Mannheimer Bürgermeister hat die Gruppe zur Aussprache geladen.
Auch die deutsche Bundespolitik hat die Debatte schon erreicht: Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) sagte am Wochenende am Rande einer Ausstellung in Mannheim, er habe den Wirbel um den Song mitbekommen. „Von allen, die sich betätigen, ob in der Kunst oder in der Politik, wünsche ich mir, dass sie die Würde des anderen respektieren, dass man ordentlich miteinander umgeht. Alles andere führt ins Elend, und das zeigt auch die Debatte um dieses Lied.“
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