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Westen wird eher heißer, Osten trockener

Seit Wochen ruft das Wetter bei vielen Landwirten große Sorgen hervor. Insbesondere im Süden und Osten Österreichs sind Trockenheit und Frost ein großes Problem: Zuletzt mussten Wein- und Obstbauern um ihre Triebe zittern, andere Landwirte kämpfen wiederum mit trockenen und staubigen Äckern.

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Besonders Futterwiesen, Wintergerste und Winterweizen entwickeln sich derzeit in vielen Gebieten im Osten und Süden Österreichs nicht so, wie sie sollten. Generell sei es „nichts Ungewöhnliches“, dass diese Regionen zurzeit von Trockenheit betroffen sind, wie Klaus Haslinger, Klimaforscher an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), gegenüber ORF.at sagte.

Übergänge „nicht abgefedert“

Auch ein eindeutiger Verlauf sei innerhalb der letzten Jahre nicht zu beobachten gewesen - dafür starke Schwankungen: „2015 gab es im Norden Österreichs einen extrem trockenen Sommer, 2013 war der Süden betroffen“, so Haslinger. Anders sieht es bei längerfristigen Modellen für die Verläufe in den wärmeren Monaten aus: Diese zeigen für den Süden tendenziell längere Phasen von Trockenheit.

Traktor auf einem Acker

ORF.at/Carina Kainz

Viele Bauern im Osten und Süden des Landes kämpfen derzeit mit trockenen Böden

Wenn auch schon das Frühjahr trocken ist, kann es im Sommer problematisch werden: „Dann fehlt der Puffer“, so Haslinger. Es prallen überdurchschnittlich trockene Phasen „nicht abgefedert“ auf hohe Temperaturen in den Sommermonaten: „Das führt zu höheren Verdunstungsraten, den Böden wird dann die ohnehin geringe Feuchtigkeit entzogen“, so Haslinger. Für heuer will der Experte keine Prognose abgeben, der weitere Trend werde sich erst zeigen.

Wasser wird zu „noch stärker limitiertem Faktor“

Längerfristig wird die heimische Landwirtschaft von Auswirkungen des Klimawandels regional verschieden stark betroffen sein. Während im Westen durch höhere Temperaturen eher mit Ertragszuwächsen zu rechnen ist, könnte im Osten das für die Pflanzen verfügbare Wasser zu einem „noch stärker limitierten Faktor werden“, wie es in der Studie „COIN - Cost of Inaction: Assessing the Costs of Climate Change for Austria“ heißt. Sie wurde im Auftrag des Umweltministeriums und des Klima- und Energiefonds erstellt.

Die Studie wurde unter der Annahme von Dürreperioden in den 2030er Jahren erstellt. Treten diese Phasen tatsächlich ein, so kann man mit einem Ernteverlust von mindestens 30 Prozent rechnen, heißt es in der Studie. Betroffen wären weite Teile Niederösterreichs, Wiens und des Burgenlands. Allerdings wurden mögliche Veränderungen (andere klimatische oder technische Entwicklungen) nicht berücksichtigt. Generell gelten extremere Dürreperioden derzeit laut Experten als nicht vorauszusagen - entsprechend können Prognosen nur anhand von Szenarien erstellt werden.

Agrarfachleute sehen Schaden und Nutzen

Negative Auswirkungen von Klimaveränderungen sind schon heute sichtbar, wie Agrarexpertinnen und -experten (darunter etwa Vertreter regionaler Forschungseinrichtungen, Landwirtschaftsschulen oder Produzentenverbände) im Zuge einer weiteren Untersuchung bestätigten. Sie wurden im Sommer und Herbst 2015 von Wissenschaftlern der Wiener Universität für Bodenkultur (BOKU) befragt. Mit dem Mostviertel und der Südoststeiermark standen dabei zwei Regionen im Fokus.

Traktor bei der Maisernte

APA/dpa/Patrick Seeger

Wasserknappheit gefährdet Maisernten - im Sommer 2013 mussten Bauern große Ausfälle hinnehmen

Besonders Wetterextreme und die damit verbundenen Schäden wurden als Problem genannt, darunter Ernteausfälle aufgrund von Trockenheit und Hitze, Befruchtungsschäden beim Saatmaisanbau durch Vertrocknen der Narbenfäden und das Auftreten neuer Krankheiten, Unkräuter und Schädlinge. Auch auf positive Auswirkungen wurde verwiesen: So führten gestiegene mittlere Temperaturen zu höheren Erträgen und besserer Qualität im Grünland, Ackerbau und Obst- und Weinbau.

Erhebliche Ertragsverluste

Gerade hinsichtlich der Gebiete, die von veränderten Klimabedingungen profitieren, kommt wiederum die COIN-Studie zum Schluss, dass es bis Mitte des laufenden Jahrhunderts in der heimischen Landwirtschaft im Schnitt zu Ertragssteigerungen kommen wird. Allerdings nur in einem Szenario gänzlich ohne Dürrephasen: Werden diese eingerechnet und wird zudem auf technische Maßnahmen wie Bewässerungssysteme verzichtet, ergeben sich insgesamt erhebliche Ertragsverluste.

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