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Werbekunden machten Druck

Nach Enthüllungen über mutmaßliche sexuelle Belästigungen mehrerer Frauen trennt sich der konservative US-Sender Fox News von seinem Starmoderator Bill O’Reilly. Nach einer „sorgfältigen Untersuchung der Vorwürfe“ habe man sich geeinigt, dass O’Reilly nicht mehr zu Fox News zurückkehren werde, verlautbarte die Mutterfirma 21st Century Fox am Mittwoch.

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O’Reilly befindet sich derzeit auf Urlaub und hätte am 24. April wieder seine Sendung moderieren sollen. Der Druck auf Fox war zuletzt immer größer geworden. Zahlreiche Konzerne wie Mercedes-Benz, BMW, Toyota, Hyundai, die US-Versicherung Allstate und der französische Pharmariese Sanofi setzten ihre Aufträge für Werbespots in der Sendung „The O’Reilly Factor“ aus - zur besten Sendezeit.

Insgesamt zogen 80 große Firmen mit 100 Marken ihre Werbungen zurück, berichtete die Website Media Matters. Laut Schätzungen von Marktbeobachtern hätten diese Firmen 2016 insgesamt rund 35 Millionen Dollar in Werbungen in der Sendung gesteckt, berichtet das Onlineportal Quartz.

Rückendeckung von Trump

Nichts am wirtschaftlichen Druck ändern konnte, dass sogar US-Präsident Donald Trump für O’Reilly in die Bresche sprang. „Er ist ein Mensch, den ich gut kenne - er ist ein guter Mensch“, sagte Trump der „New York Times“ vor knapp zwei Wochen. „Ich glaube nicht, dass Bill irgendetwas falsch gemacht hat“, fügte er hinzu. Trump hatte während der Präsidentschaftskampagne auch schon den damaligen Fox-News-Chef Roger Ailes verteidigt, dem ebenfalls sexuelle Belästigung vorgeworfen wurde. Der 76-jährige Ailes musste im Juli wegen des Skandals zurücktreten.

Donald Trump und Bill O'Reilly

Reuters/Ray Stubblebine

O’Reilly und der spätere US-Präsident Donald Trump 2012 bei einem Baseball-Spiel

Schweigegeld für fünf Frauen

Die „New York Times“ hatte Anfang April berichtet, O’Reilly und Fox News hätten insgesamt 13 Millionen Dollar (12,2 Millionen Euro) als Schweigegeld an fünf Frauen gezahlt, die dem 67-jährigen Moderator Belästigung vorgeworfen hätten. Im Gegenzug mussten sich die Frauen laut Zeitung verpflichten, die Vorwürfe nicht öffentlich zu machen und keine Klagen einzureichen. Es handle sich bei ihnen um Frauen, die entweder für O’Reillys Show arbeiteten oder dort regelmäßig zu Gast waren, hieß es in dem Bericht.

Die Psychologin Wendy Walsh, die früher für Fox News arbeitete, ging dennoch an die Öffentlichkeit und sagte auf einer Pressekonferenz am Montag, sie habe sich 2013 geweigert, nach einem Dinner mit O’Reilly mit auf sein Zimmer zu gehen - kurz darauf habe sie ihre eigene Beitragsserie in seiner Sendung verloren.

Kein ausdrückliches Dementi

Der Moderator reagierte zunächst nur mit einem knappen schriftlichen Statement. Wegen seiner Prominenz ziehe er „Klagen von Personen an, die von mir Geld wollen, um negative Berichterstattung zu vermeiden“, sagte O’Reilly. Ausdrücklich dementiert wurden die Vorwürfe aber nicht.

Der Moderator von „The O’Reilly Factor“ ist eines der bekanntesten TV-Gesichter in den USA. Seine tägliche Talksendung samt der Zusammenfassung und Kommentierung des Nachrichtentags zur Primetime um 20.00 Uhr gilt als wichtiger Quotenbringer für den Sender - eines der wenigen Medien, die regelmäßig von Trump für seine Berichterstattung gelobt werden. Im Schnitt hat „The O’Reilly Factor“ fast vier Millionen Zuschauer.

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