„Armada“ lässt sich Zeit
Verwirrung um die „USS Carl Vinson“: Vor zehn Tagen noch hat das US-Pazifikkommando mitgeteilt, der Flugzeugträger sei angewiesen worden, von Singapur aus in koreanische Gewässer aufzubrechen - Hintergrund waren die wachsenden Spannungen im Nordkorea-Konflikt. Doch die „USS Carl Vinson“ sei dort bis heute nicht aufgetaucht, berichtete die „New York Times“.
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Es war ein Foto, das Verdacht weckte - ein Foto, das die US-Navy selbst veröffentlicht hatte. Auf dem Bild war die „USS Carl Vinson“ in der Sundastraße zu sehen, die Meerenge zwischen den indonesischen Inseln Sumatra und Java. Das Problem: Der Ort ist rund 5.400 Kilometer von der koreanischen Halbinsel entfernt.
Ein Sprecher des US-Pazifikkommandos sagte nun, die „USS Carl Vinson“ sei mit ihren Begleitschiffen am 8. April von Singapur aus zunächst nach Australien aufgebrochen. Der Flottenverband habe vor der Nordwestküste Australiens an einer Trainingsmission mit der australischen Marine teilgenommen. Laut dem Militärsprecher liegen die Schiffe vor der Nordwestküste Australiens. Sie würden sich aber „innerhalb der nächsten 24 Stunden“ in Richtung der koreanischen Halbinsel in Bewegung setzen.
Vollmundige Ankündigung
Vor elf Tagen hatte das in einer Mitteilung der US-Pazifikflotte noch ganz anders geklungen. Damals war davon die Rede, dass die Schiffe angewiesen worden seien, von Singapur in koreanische Gewässer aufzubrechen - statt nach Australien. Südkoreanischen Medienberichten zufolge hätte der Flugzeugträger, der unter anderem von zwei Lenkwaffenzerstörern und einem Kreuzer begleitet wird, voraussichtlich am Osterwochenende in Gewässern nahe der Halbinsel eintreffen sollen.

APA/AFP/Matt Brown
Die „USS Carl Vinson“ und ihre Begleitschiffe sind nicht dort, wo sie laut Ankündigung sein sollten
Dazu passten auch die Aussagen von US-Präsident Donald Trump. „Wir schicken eine Armada, sehr schlagkräftig“, sagte Trump dem TV-Sender Fox am 11. April mit Blick auf Nordkorea. Der US-Präsident hatte im Konflikt über das nordkoreanische Atomprogramm mehrfach mit einem Alleingang gedroht. Die Verlegung der „USS Carl Vinson“ war als Demonstration militärischer Stärke gewertet worden.
Pannenserie im Pentagon
Wann der Verband nun wirklich an seinem Ziel ankommen soll, wollten ein Pentagon-Sprecher sowie der Sprecher des Pazifikkommandos nicht sagen. Die „New York Times“ berichtete unter Berufung auf Insider, die Ankunft sei für nächste Woche geplant. CNN meldete, der Flugzeugträger werde die koranische Halbinsel Ende April erreichen.
Das Weiße Haus lehnte gegenüber der New York Times eine Stellungnahme ab - und verwies auf das Pentagon. Dort hieß es, eine Pannenserie im eigenen Haus sei für die Falschmeldung verantwortlich. Die Navy habe vor einer Woche vorschnell die Verlegung des Flugzeugträgers in koreanische Gewässer gemeldet. Außerdem habe US-Verteidigungsminister James Mattis eine fehlerhafte Erklärung dazu abgegeben. CNN sprach von „Kommunikationsfehlern“ in der US-Regierung.
„Das Schwert steht bereit“
An der grundlegenden Haltung der USA im Konflikt mit Nordkorea dürften die jüngsten Verwirrungen freilich nichts ändern. US-Vizepräsident Mike Pence bezeichnete das norkoreanische Regime am Mittwoch als „die gefährlichste und akuteste Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit“ in der Asien-Pazifik-Region.
In einer Rede an Bord des in Japan stationierten US-Flugzeugträgers „USS Ronald Reagan“ warnte Pence, die USA würden jeden Angriff zerschlagen und jeglichen Einsatz von konventionellen oder atomaren Waffen mit einer „überwältigenden und wirksamen“ Reaktion beantworten. Die USA würden stets nach Frieden streben. Unter Trump aber stehe „das Schwert bereit“, sagte Pence zum Abschluss zweitägiger Gespräche in Japan.
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