Gleichzeitig Übergriffe gegen Helfer
Die radikalislamischen Taliban rufen internationale Hilfsorganisationen dazu auf, in Gebieten unter ihrer Kontrolle zu arbeiten und notleidenden Menschen zu helfen. Man garantiere ihre Sicherheit, hieß es in einer kürzlich veröffentlichten Botschaft auf einer Seite der Taliban im Internet.
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Nach US-Militärangaben sind rund 40 Prozent des Landes mittlerweile entweder in der Hand der Taliban oder umkämpft. Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte der dpa, in der bevorstehenden Frühjahrsoffensive würden die Kämpfer versuchen, jene Provinzen vollständig einzunehmen, in denen sie bereits zusammenhängendes Territorium kontrollieren.
Hilfe nach hartem Winter erbeten
Es war bereits die dritte ähnlich lautende Botschaft innerhalb kurzer Zeit und möglicherweise ein Versuch, sich angesichts der Landgewinne als verantwortungsbewusste Machthaber darzustellen. Im März hatten die Islamisten Helfer und internationale Regierungen dazu aufgerufen, vom harten Winter betroffenen Afghanen zu helfen. Im November hatten sie Schutz für große Entwicklungshilfeprogramme versprochen.
Gleichzeitig gibt es weiter viele Übergriffe gegen NGOs und andere Organisationen. Afghanische Mitarbeiter gelten als „Kollaborateure“ der verhassten Regierung und der ausländischen „Besatzer“. Viele nehmen auf Reisen keine Dinge mehr mit, die sie als Angestellte internationaler Organisationen ausweisen, weil sie befürchten, entführt oder getötet zu werden. Hilfsorganisationen klagen über massive Zugangsprobleme zu von den Taliban kontrollierten Gegenden.
55.000 Kriegsvertriebene
In Afghanistan flohen seit Jahresbeginn fast 55.000 Menschen vor Gefechten zwischen Taliban und Sicherheitskräften aus ihren Heimatdörfern, hieß es in einem Bericht der UNO-Agentur zur Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA).
Das seien aber nur die verifizierten Zahlen. Berichten aus den Provinzen zufolge könnte es rund 28.000 weitere Binnenflüchtlinge vor allem im Norden und im Süden des Landes geben. Mitarbeiter seien dabei, diese Zahlen zu überprüfen. Für 2017 erwartet die UNO mindestens 450.000 weitere Zwangsvertriebene.
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