„Hinter dem, was wir 2016 hatten“
Nach dem jüngsten Nothilfeappell der Vereinten Nationen zur Abwendung einer Hungerkatastrophe in Afrika und dem Jemen sind kaum Spenden eingegangen. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres hatte Mitte Februar Alarm geschlagen.
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Er wollte bis Ende März 4,4 Milliarden Dollar (vier Mrd. Euro) auf den UNO-Konten haben, damit 20 Millionen Menschen in den Ländern Südsudan, Nigeria, Somalia und Jemen gerettet werden können. Nach Angaben des UNO-Nothilfebüros (Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, OCHA) in Genf gingen aber zunächst nur etwa zehn Prozent der Summe ein, wie es Mitte letzter Woche hieß. Am 17. März waren auf den Konten 422 Millionen Dollar, so OCHA-Sprecher Jens Laerke.
Die UNO habe bat mit dem Aufruf nicht um zusätzliches Geld gebeten, wie Laerke erläuterte. Vielmehr waren die Summen in dem meist schon Ende 2016 verkündeten Bedarf für die einzelnen Länder enthalten. Guterres forderte die Regierungen lediglich auf, das Geld früher als womöglich geplant zu überweisen, um die akute Krise zu bewältigen.
Sorge der Hilfsorganisationen wächst
UNO-Spendenaufrufe werden im Durchschnitt nur zu 60 Prozent gedeckt. „Wir sind, was die Summen angeht, hinter dem, was wir zum selben Zeitpunkt 2016 hatten“, sagte Paul Stromberg, der beim UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) in Deutschland für Beziehungen zu Gebern zuständig ist. „Die Zahl der Krisen, die sich abzeichnet, macht uns Sorgen.“
Die UNO-Organisationen sind seit Jahren in den betroffenen Regionen aktiv. Sie kennen die lokale Bevölkerung, wissen, wo gekämpft wird, wo Felder nicht bestellt werden können. Sie sehen als erste die Flüchtlingsströme, und in welchem Zustand die Menschen ankommen. Mit den seit Jahren vor Ort tätigen Organisationen schätzen sie ab, wie viel Nahrung und Wasser nötig ist, wo es besorgt werden kann, wie es in die Regionen kommt, welche Medikamente und Behandlung die Menschen brauchen, und was das alles kostet.
Gutteil kommt von Regierungen
Der Spendenaufruf richtete sich sowohl an Regierungen als auch an Wohltätigkeitsorganisationen und Privatleute. Gerade die UNO-Organisationen verlassen sich aber überwiegend auf die UNO-Mitglieder. „2016 kamen 2,38 Prozent der Spenden nicht von Regierungen“, sagte Laerke. Die UNO kontaktiert vor allem die Ministerien für Entwicklungszusammenarbeit.
Eine Ausnahme sei das Kinderhilfswerk UNICEF. Es habe in 34 überwiegend wohlhabenden Ländern Büros, die Spenden sammeln, so Laerke. Sieben Prozent der Hilfsgelder kamen so im vergangenen Jahr aus privaten Quellen - insgesamt 119 Millionen Dollar.
„Aufrufe nach Naturkatastrophen einfacher“
„Private Spender sind immer besonders motiviert, wenn die Medien über eine Krise berichten“, sagte Soraya Bermejo von UNICEF. „Das passiert meist nach Naturkatastrophen.“ Bei Konflikten und Kämpfen, also Krisen, die Menschen verschulden, sei es schwieriger - auch, wenn es um Regierungsgelder gehe. „Spendenaufrufe nach Naturkatastrophen sind einfacher, weil keine Menschen verantwortlich sind und es weniger politische Überlegungen gibt“, sagte auch Stromberg vom UNHCR. Die Syrien-Aufrufe hätten meist relativ gute Resonanz gehabt, weil die Katastrophe nach Europa schwappte. Die Bereitschaft zu spenden sei bei Somalia nach Jahrzehnten des Konflikts deutlich geringer.
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