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„Spider-Man“ im Netz der Spoiler

Spoiler sind ein großes Ärgernis für Filmfans. Dass Hollywood aus Werbegründen offenbar verstärkt auf das Ausplaudern und Zeigen entscheidender Teile der Handlung setzt, ein noch größeres. Entzündet hat sich die Debatte zuletzt am aktuellen Trailer zum neuen „Spider-Man“-Abenteuer - der Schlüsselszenen des Films vorwegnehme, wie Kritiker monierten.

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„Achtung, Spoiler“: Diese Warnung ist vielen Rezensionen zu aktuellen Filmen und Serienepisoden vorangestellt. Ein ähnlicher Warnhinweis hätte wohl auch dem Ende März veröffentlichten Trailer zu „Spider-Man: Homecoming“ gutgetan. Im knapp 2.40 Minuten langen Clip seien maßgebliche Plotinhalte zu sehen, kritisierte der „Guardian“ kürzlich in seinem Filmblog. Notwendig war das nach Ansicht der britischen Zeitung nicht: Der Spinnenmann habe bereits einen Auftritt in „Captain America: Civil War“ gehabt, die Erwartungshaltung der Fans sei ohnehin hoch.

Als der Terminator die Seiten wechselte

Einen spoilerbeladenen Auftritt scheint auch Regie- und Produzentenlegende Ridley Scott hingelegt zu haben. Der 79-Jährige zeigte vor Kurzem auf der CinemaCom in Las Vegas, der jährlichen Fachtagung des US-Kinobetreiberverbandes, neue Ausschnitte aus „Alien: Covenant“, wie das Onlinemagazin The Wrap berichtete. Das Filmmaterial lasse Rückschlüsse auf die Herkunft der räuberischen Aliens zu und enthülle, was den neuen „Alien“-Film mit seinem Vorgänger „Prometheus – Dunkle Zeichen“ verbindet.

Kinohinweise

  • John Watts’ Film „Spider-Man: Homecoming" mit Tom Holland ist ab 14. Juli in österreichischen Kinos zu sehen.
  • Ridley Scotts Film „Alien: Covenant“ mit Katherine Waterston ist ab 18. Mai in den österreichischen Kinos zu sehen.
  • Taika Waititis Film „Thor: Ragnarock“ mit Chris Hemsworth ist ab 26. Oktober in den österreichischen Kinos zu sehen.

Nicht ganz ohne Spoiler kommt auch der erste Trailer zum im Herbst anlaufenden neuen „Thor“-Film aus. So wird verraten, dass der nordische Gott (Chris Hemsworth) seine wichtigste Waffe verliert - und in einer Gladiatorenarena gegen einen alten Bekannten aus dem Reigen der Avengers bestehen muss. Der Vorfreude der Fans scheint das keinen Abbruch zu tun: Der Trailer zu „Thor: Ragnarock“ wurde in den ersten 24 Stunden nach seiner Veröffentlichung 136 Mio. Mal aufgerufen, was sowohl für die Marvel Studios als auch für den Disney-Konzern einen neuen Rekord bedeutet.

Spoiler aus Hollywood selbst gab es auch früher schon - allerdings nicht in dieser Frequenz. Regiestar James Cameron konnte Anfang der 1990er der Versuchung nicht widerstehen, bereits im Trailer deutlich zu machen, dass Arnold Schwarzenegger in „Terminator 2 – Tag der Abrechnung“ die Seiten wechseln und John und Sarah Connor vor dem Terminator T-1000 beschützen wird.

Die Frage nach dem Warum

Warum Hollywood bei der Bewerbung von Blockbusterfilmen offenbar auf Spoiler setzt bzw. sie zumindest in Kauf nimmt, dürfte in erster Linie mit wirtschaftlichen Überlegungen zu tun haben. Die Riesenbudgets der meisten Comicverfilmungen müssen erst einmal eingespielt werden. Der wirtschaftliche Misserfolg eines kalkulierten Kassenschlagers kann ein Studio in finanzielle Schieflage bringen.

Auch beim Aufbau eines Kino-Franchise gilt es, Flops zu vermeiden. Dem im Vorjahr erschienenen Fantasy-Film „Gods of Egypt“ hätten mehrere Filme folgen sollen. Ob der schlechten Einspielergebnisse - die Einnahmen überschritten die Produktionskosten nur minimal - scheinen diese Pläne obsolet. Anders sieht es bei den Leinwandmonstern King Kong und Godzilla aus, die beide an den Kinokassen überzeugen konnten und um die ein eigenes Filmuniversum entstand.

Werbe- und Marketingmaßnahmen werden unter diesen Gesichtspunkten für die Produktionsfirmen essenziell. „Je nervöser ein Studio ist und je mehr nach Erfolg gegiert wird, desto mehr Output wird produziert. Hinzukommen internationale Trailer, die unterschiedlich geschnitten werden und anderes Material verwenden. Das Ergebnis liegt auf der Hand: Der Zuschauer hat bereits vor dem Kinobesuch alle wichtigen Szenen aus einem Film gesehen“, schrieb das deutsche Kinoportal Moviejones in einem Beitrag zur Debatte.

Unehrliche Trailer

Unmut unter Filmfreunden ziehen aber nicht nur zu detailreiche, sondern auch zu unehrliche Trailer nach sich. Ein gutes Beispiel ist die 2016 in die Kinos gekommene DC-Comicverfilmung „Batman v Superman: Dawn of Justice“. Kritiker beklagten, dass der Film den durch Titel und Trailer geschürten Erwartungen, was den Kampf zwischen den beiden Superhelden betrifft, nicht gerecht wird. Zudem zeigt der Kurzclip den Bösewicht, gegen den sich Bruce Wayne und Clark Kent verbünden müssen.

Mit ähnlicher Kritik sahen sich im Vorjahr die Macher von „Suicide Squad“ konfrontiert. Im Trailer wird mit dem Joker (gespielt von Jared Leto) geworben, der im Film aber nur ein Nebenrolle spielt. Leto selbst hätte gerne mehr von seiner Figur gesehen, wie er in Interviews erklärte: „Wir hatten so viel Material, viele Szenen haben es aber nicht in den Film geschafft.“

Vom Fernsehen lernen ...

Wie man mit dem gekonnten Einsatz von Teasern die Fans in Erregung versetzen und Soziale Netzwerke zum Überkochen bringen kann, könnte Hollywood bei den Kollegen vom Fernsehen lernen. Der erste Trailer zur im Sommer startenden siebenten Staffel der Fantasy-Serie „Game of Thrones“ wurde allein in den ersten 15 Stunden nach seinem Erscheinen mehr als 35 Millionen Mal angeklickt. Die vielfach ausgezeichnete Serie, die auf den Büchern des US-Autors Geroge R. R. Martin basiert, startet am 16. Juli in ihre vorletzte Staffel.

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