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Zahl der Toten und Verletzten unklar

Im Zentrum der schwedischen Hauptstadt Stockholm ist am Freitag ein Lkw in eine Menschenmenge gefahren. Wie viele Menschen getötet und verletzt wurden, konnte Schwedens Polizeichef Dan Eliasson bei einer Pressekonferenz nicht angeben. Auch Festnahme gab es noch keine, per Foto sucht die Polizei nach einer Person, mit der man „in Kontakt treten wolle“.

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Das Fahndungsfoto wurde bei einer Pressekonferenz präsentiert - gleichzeitig wurde um Hinweise ersucht. Inwieweit die Person als verdächtig gilt, wurde nicht ausgeführt. Man sei noch dabei, das Foto zu analysieren. Darauf zu sehen ist ein Mann mit Kapuzenpulli, das Foto stamme jedenfalls vom Schauplatz des Anschlags und sei „im Anschluss“ aufgenommen worden. „Wir wissen nicht, ob es eine Einzeltat ist oder ob wir mit mehr rechnen müssen“, so Eliasson.

Lkw durch Fußgängerzone gerast

Zuvor war schnell von einem Terroranschlag die Rede gewesen, nachdem der Lastwagen laut Polizeiangaben kurz vor 15.00 Uhr vor einem gut besuchten Kaufhaus im Zentrum Stockholms in eine Menschenmenge gefahren und in die Fassade eines Kaufhauses gekracht war. Bilder des schwedischen Fernsehens zeigten Rauchschwaden über dem Anschlagsort, an dem sich auch der wichtigste U-Bahn-Knotenpunkt der schwedischen Hauptstadt befindet.

Rauchender Lkw in einem Haus in einer Fußgängerzone

AP/TT News Agency/Andreas Schyman

Der Lkw krachte in die Gebäudefassade

Zahl der Opfer unklar

Über die genaue Opferzahl gab es unterschiedliche Angaben. Der schwedische Premier Stefan Löfven sprach im Fernsehen unter Berufung auf die Polizei von mindestens zwei Toten. Eine Sprecherin der Sicherheitspolizei sagte: „Wir wissen nicht, wie viele Menschen verletzt und getötet wurden. Aber wir wissen, dass sehr viele Menschen verletzt sind. Wir wissen, dass es Tote gab.“ In Medienberichten war unter Berufung auf die Polizei von drei Toten und mehreren Verletzten die Rede. Eine genaue Zahl war von der Polizei selbst zunächst nicht zu erhalten.

Premier Löfven rief zu Wachsamkeit auf

Der Vorfall ereignete sich in der Drottninggatan, einer beliebten Fußgängerzone der Stadt. SVT-Reporter berichteten von einem Brand auf der Einkaufsstraße und völligem Chaos. Löfven sprach von einer „fürchterlichen Terrorattacke“, Schweden sei „angegriffen worden“. Alles deute auf „eine Terrortat“ hin. „Seid wachsam und hört auf die Informationen der Polizei“, so Löfven.

Zugsverkehr eingestellt, Parlament abgeriegelt

Das Reichstagsgebäude, Sitz des schwedischen Parlaments, das sich in der Nähe des Tatorts befindet, wurde abgeriegelt. Auch der Gebäudekomplex Rosenbad, Sitz der schwedischen Regierung, und das Königsschloss wurden von der Polizei abgesperrt. Der U-Bahn-Verkehr wurde eingestellt, Stockholm Centralstation, der größte Bahnhof des Landes, wurde evakuiert.

Sämtliche Zugsverbindungen von und nach Stockholm wurden für den Rest des Tages gestrichen. Das teilte die schwedische Eisenbahngesellschaft SJ mit. Polizeihubschrauber kreisten über dem Zentrum, schwerbewaffnete Polizisten bezogen Stellung.

Alle Kinos und viele Theater in Stockholm und Umgebung stellten Medienberichten zufolge ihr Abendprogramm ein. Das Personal des Universitätskrankenhauses Karolinska-Institut bei Stockholm ist Medienberichten zufolge in Alarmbereitschaft versetzt worden. Zusätzliches Personal sei angefordert worden. Alle Ärzte seien gebeten worden, sich einzufinden.

Menschen sollen sich vom Zentrum fernhalten

Ein Augenzeuge berichtete der Nachrichtenagentur TT, Rettungskräfte würden Verletzte auf der Straße behandeln. „Ich habe auch Menschen, die ganz zugedeckt waren, gesehen.“ Durch die Stadt fahre ein Polizeiwagen, aus dem Polizisten „Warnung vor einem Terrorakt“ riefen. Die Polizei bat die Bevölkerung, in geschlossenen Räumen zu bleiben und sich vom Zentrum fernzuhalten.

Grafik zeigt Anschlagsort in Stockholm

Grafik: APA/Omniscale/OSM/ORF.at

Medien: Lastwagen stammt von Brauerei

Der Lkw stammt Medienberichten zufolge von einer Brauerei. Ein Sprecher der Brauerei Spendrups sagte dem schwedischen Radio, der Fahrer habe gerade ein Restaurant in der Drottninggatan im Zentrum Stockholms beliefern wollen. Er sei hinten am Laster gestanden, um ihn aufzusperren, als ein Maskierter vorne in die Fahrerkabine gesprungen und mit dem Wagen weggefahren sei.

Der Brauereifahrer habe versucht, den Mann zu stoppen, wurde dabei angefahren, habe aber keine ernsten Verletzungen erlitten. Die Ermittler kündigten auf ihrer Pressekonferenz an, den Fahrer nun zu befragen. Einzelheiten zum Hergang kurz vor der Tat machten sie jedoch nicht.

BMI: „Kein Hinweis auf Bezug zu Österreich“

Zu Zeugen des Anschlags wurden Vertreter des burgenländischen ÖVP-Landtagsklubs, die sich derzeit in der schwedischen Hauptstadt aufhalten - mehr dazu in burgenland.ORF.at. Das österreichische Innenministerium hat nach Angaben von Ressortsprecher Karl-Heinz Grundböck „aktuell keinen Hinweis auf irgendeinen Bezug zu Österreich“, was den Anschlag betrifft. „Wir sind in Kontakt mit den Behörden auf europäischer Ebene“, sagte Grundböck.

Königsfamilie reagiert bestürzt

Unterdessen reagierte die schwedische Königsfamilie entsetzt auf den Anschlag. „Ich und die gesamte Königsfamilie haben mit größter Bestürzung die Informationen über das Attentat am Nachmittag in Stockholm entgegengenommen“, schrieb König Carl XVI. Gustaf auf der Website der Königsfamilie. „Wir folgen der Entwicklung, aber vorerst gehen unsere Gedanken an die Getöteten und deren Familien.“

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