Österreicher im Mittelfeld
42 Prozent der Österreicher bis 45 Jahre sehen eine Erwerbstätigkeit von Müttern kleiner Kinder kritisch. Sie stimmten laut einer neuen Studie der Ansicht zu, „dass ein Vorschulkind leidet, wenn seine Mutter arbeitet“.
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Damit liegt Österreich im Mittelfeld von 16 Staaten. Besonders kritisch werden arbeitende Mütter in Ungarn gesehen, am liberalsten sind Estland und Norwegen. Für ihre Studie „Attitudes towards Parental Employment“ verglichen die Demografinnen Isabella Buber-Ennser (Institut für Demographie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, ÖAW) und Ralina Panova (Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung Wiesbaden, BiB) die Einstellungen von mehr als 80.000 Menschen im Alter von bis zu 45 Jahren in 14 europäischen Ländern sowie Australien und Japan.
Ungarn am kritischsten
Am kritischsten sahen die Ungarn die Berufstätigkeit von Müttern: Im Nachbarland glaubten vier von fünf Befragten, dass Kinder in diesem Fall leiden. Mehrheitsmeinung ist das auch in Georgien (72 Prozent), Russland (64 Prozent), Bulgarien (62 Prozent), Polen (57 Prozent) und Litauen (56 Prozent).
Im Mittelfeld liegen das wegen der unterschiedlichen kulturellen Prägungen separat erfasste Westdeutschland (46 Prozent), Australien, Rumänien (je 45 Prozent), Österreich (42 Prozent) sowie Tschechien und das für seine hohe Erwerbstätigkeit unter Müttern bekannte Frankreich (je 41 Prozent). Weniger Probleme in der mütterlichen Berufstätigkeit sehen dagegen die Eltern in Belgien (29 Prozent), Japan (24 Prozent), Ostdeutschland (19 Prozent), Estland (18 Prozent) und Norwegen (elf Prozent).
Männer ablehnender als Frauen
In fast allen Staaten standen Männer berufstätigen Müttern kritischer gegenüber als Frauen - am höchsten war der Geschlechterunterschied dabei „erstaunlicherweise in Norwegen, einem der Vorreiter in Sachen Gleichberechtigung“, schreiben die Forscherinnen im Newsletter „Demografische Forschung aus erster Hand“. Auch in Österreich und Westdeutschland gingen die Meinungen der Geschlechter zu dem Thema stark auseinander. Auf der anderen Seite stehen Australien, Bulgarien und Georgien - in diesen Ländern waren die Männer sogar liberaler eingestellt.
Auch bei Vätern Vorbehalte
Schwieriger zu beantworten ist laut Studienautorinnen die Frage, inwiefern das Vielarbeiten von Vätern als Problem gesehen wird. Die Fragestellung „Kinder leiden oft, weil sich ihre Väter zu sehr auf die Arbeit konzentrieren“ könne nämlich unterschiedlich interpretiert werden: nämlich, dass Kinder leiden, gerade weil Väter viel arbeiten. Man kann darunter aber auch verstehen, dass Kinder leiden, falls ihre Väter viel arbeiten.
In Österreich ist hier die Zustimmung mit 80 Prozent besonders hoch, ähnlich wie in Ungarn (77 Prozent) und Polen (73 Prozent). In Norwegen und Australien wird laut den Ergebnissen die Rolle der Väter weniger kritisch gesehen. Das könnte aber auch daran liegen, das Väter dort schon vergleichsweise viel Zeit mit ihren Kindern verbringen, so die Studie.
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