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BlackBerry erfindet sich neu

BlackBerry kämpft sich allmählich aus der Krise: Auch im vergangenen Vierteljahr gab es zwar rote Zahlen, aber sie fielen geringer aus als erwartet. Die Strategie von Firmenchef John Chen scheint aufzugehen: Er setzt auf ein neues, besonders „sicheres“ Android-Tastentelefon und das Zukunftsgeschäft mit dem Internet der Dinge.

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Der schwächelnde Smartphone-Pionier BlackBerry hat in dem Ende Februar abgeschlossenen Quartal seine Verluste deutlich eindämmen können. Das kanadische Unternehmen verbuchte rote Zahlen von 47 Millionen US-Dollar (rund 44 Millionen Euro) nach einem Minus von 238 Millionen Dollar (rund 223 Millionen Euro) im Vorjahreszeitraum.

Das Ergebnis fiel somit besser aus als von Analysten erwartet. Der Umsatz schrumpfte in dem vierten Geschäftsquartal im Jahresvergleich um 38 Prozent auf 286 Millionen Dollar, wie BlackBerry Ende März mitteilte. Die Aktie schnellte daraufhin um 15 Prozent in die Höhe.

Produktion ausgelagert

BlackBerry hatte die Anfangszeit des Smartphone-Geschäfts stark mitgeprägt, war jedoch mit dem Vormarsch der Touchscreen-Telefone weit zurückgefallen. Nachdem die Verkäufe der BlackBerry-Smartphones einbrachen, stellte Firmenchef Chen das Geschäft auf Software um und setzt seither noch stärker auf Unternehmenskunden.

Blackberry "KeyOne"

APA/AP/AP Photo/Manu Fernandez

Das neue BlackBerry KEYone läuft mit Google Android

Die BlackBerry-Telefone werden inzwischen auch nicht mehr von der Firma selbst, sondern vom Hardwarespezialisten TCL entworfen, der unter anderem auch Geräte der Marke Alcatel produziert. Statt des hauseigenen Betriebssystems kommt dabei Android von Google zum Einsatz. In Zukunft könne es auch wieder Tablets unter dem BlackBerry-Markennamen geben, sagte Chen in einer Telefonkonferenz nach Vorlage der Zahlen.

Internet der Dinge als Zukunftsmarkt

Neben Software zur sicheren Kommunikation für Unternehmen will Chen bei der Vernetzung von Technik im Internet der Dinge und im Autogeschäft als Lieferant von Komponenten für selbstfahrende Autos wie Radarsensoren punkten. Als bedeutenden Partner gewann BlackBerry dabei Ford, weitere Kunden dieser Größenordnung seien „wahrscheinlich“, sagte er. Im vergangenen Jahr habe BlackBerry - nach einem starken Stellenabbau zuvor - rund 1.000 neue Mitarbeiter für die Zukunftsbereiche eingestellt, betonte Chen.

Ende Februar 2017 lancierte das Unternehmen auch ein neues Handy mit klassischer Tastatur, das der Marke helfen soll, wieder Fuß im hart umkämpften Smartphone-Geschäft zu fassen. Das Modell KEYone ist das erste neue Gerät, seit BlackBerry Entwicklung und Produktion der Telefone komplett in die Hand der chinesischen Firma TCL gelegt hat. Es läuft wie die anderen jüngsten BlackBerrys mit Googles Android und nicht mehr mit dem hauseigenen Betriebssystem.

„Sicherstes“ Android-Telefon auf dem Markt

Dank zusätzlicher Software sei das KEYone aber „das sicherste Android-Telefon auf dem Markt“, sagte TCL-Chef Nicolas Zibell kurz vor Beginn der Mobilfunkmesse Mobile World Congress in Barcelona. TCL war bisher unter anderem als Hersteller von Smartphones unter der Marke Alcatel bekannt.

Die BlackBerrys sind für die Chinesen eine Chance, neue Marktsegmente zu erschließen. BlackBerry steuere weiterhin unter anderem Sicherheitsanwendungen zu den Geräten bei, sagte der zuständige Manager des kanadischen Smartphone-Pioniers, Alex Thurber. Zu den neuen Funktionen gehört, dass jede Taste zum Direktstart einer App genutzt werden kann, zum Beispiel „F“ für Facebook.

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