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US-Justiz untersucht mögliche Absprachen

Die US-Justiz bringt die weltgrößten Container-Reedereien wie Hapag-Lloyd, Branchenführer Maersk und die schweizerische MSC in Bedrängnis. Ermittler des US-Justizministeriums seien in ein hochrangiges Treffen der 20 größten Reedereien in San Francisco geplatzt, berichtete das „Wall Street Journal“ Ende März.

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Sie hätten den Chefs mehrerer Unternehmen gerichtliche Aufforderungen zur Stellungnahme überreicht und sich quittieren lassen. Einige Reedereien bestätigten, solche Schreiben erhalten zu haben - darunter auch die deutsche Hapag-Lloyd. Das Schreiben der US-Justiz enthalte keinen konkreten Vorwurf oder Befragungstermin, sagte ein Sprecher. Man könne nur vermuten, dass der Verdacht auf einen Verstoß gegen das Kartellrecht bestehe. „Wir werden voll kooperieren, wenn Unterlagen angefragt werden“, so Hapag-Lloyd

Reedereien schweigsam

Ähnlich äußerte sich Branchenprimus Maersk. Das dänische Unternehmen sagte, der Ausgang der Untersuchung sei völlig offen. Angesichts des laufenden Verfahrens wolle man sich nicht weiter dazu äußern. Bei dem Treffen handelte es sich um das „Box Club Meeting“. „Box“ steht dabei für die Container, um die sich bei den Reedereien alles dreht. Der Vereinigung gehören die obersten Manager der weltgrößten Containerlinien an. Gegründet wurde der Club in den 1970er Jahren von dem damaligen Hapag-Lloyd-Chef Hans Jakob Kruse.

Regelmäßige Treffen

Das Treffen findet regelmäßig an Orten rund um den Globus statt, diesmal in den USA. Die Treffen werden von Anwälten protokolliert, die auch die Diskussion unterbrechen, wenn sie kartellrechtlich problematisch werden könnte. Die Reedereien tauschen sich aus über nicht kommerzielle Fragen, die alle betreffen, wie Sicherheit, Umweltschutz und Piraterie.

Das Marktgeschehen der vergangenen Jahre bietet kaum Hinweise auf erfolgreiche Preisabsprachen zwischen Reedereien. Die Frachtraten - die Preise für den Containertransport - sind seit nunmehr acht Jahren im Keller, und die Schifffahrtsunternehmen haben in den vergangenen Jahren viele Milliarden Dollar verloren. Mit der südkoreanischen Reederei Hanjin ist das erste große Unternehmen vom Markt ausgeschieden.

Viele Reedereien werden aufgekauft

Weitere Namen in der Schifffahrt sind durch Fusionen verschwunden, zum Beispiel China Shipping. Andere haben neue Eigner erhalten wie Hamburg Süd. Gegenwärtig läuft in der Schifffahrt eine mächtige Konsolidierungswelle, an deren Ende die Top Fünf der Reedereien ihren Marktanteil von derzeit 44 auf rund 58 Prozent steigern werden.

Die Reedereien standen schon häufiger unter Kartellverdacht, auch weil sie sich in Allianzen organisieren sowie Fahrpläne und Routen abstimmen. Das Verfahren ist vielen Passagieren aus der Luftfahrt vertraut, wo verschiedene Fluglinien kooperieren, zum Beispiel in der Star Alliance.

Drei große Allianzen

In der Schifffahrt gibt es drei große Allianzen, die den Markt für Containertransporte weltweit unter sich aufteilen. Hapag-Lloyd ist Teil von The Alliance zusammen mit Yang Ming aus Taiwan und den drei japanischen Reedereien, die ebenfalls vor einer Fusion stehen. Die Allianzen sind von den Kartellbehörden genehmigt, auch in den USA. Sie dürften deshalb nicht Gegenstand der Ermittlungen sein.

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