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Saudis geben sich bedeckt

Rund 20 Inseln umfasst das Faafu-Atoll auf den Malediven, mit rund 260 Hektar ist die Landfläche etwas kleiner als der 1. Wiener Gemeindebezirk. Doch für das Inselparadies gibt es große Pläne: Im Jänner kündigte Präsident Abdulla Yameen an, Saudi-Arabien plane ein Investment in der Höhe von zehn Milliarden Dollar. Seitdem sorgen zahlreiche Spekulationen für Unruhe.

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Gemunkelt wird, die Regierung könnte Saudi-Arabien das Atoll verkaufen. Präsident Yameen dementierte. Doch dass er 2015 die Verfassung ändern ließ und damit den Verkauf von Landesteilen an andere Nationen möglich machte, nährt die Spekulationen.

Memorandum für Verkauf?

Mohamed Maleeh Jamal, ein ehemaliger Mitarbeiter des Präsidenten, sagte, er sei bei der Unterzeichnung eines Memorandums dabei gewesen, das den Verkauf des Atolls vorgesehen hätte. Geplant gewesen sei ein Megaprojekt mit eigenem Flughafen und Luxusimmobilien und -hotels nach Vorbild der französischen Riviera und Dubais. Bis zu eine Million Menschen sollen Platz finden. Die derzeit knapp 4.000 Bewohner sollen auf andere Inseln gebracht werden.

Zurückhaltung angesagt

Dem aufgewirbelten Staub wurde mit Dementi begegnet: Präsident Yameen sagte, das Atoll werde nicht verkauft, und auch Saudi-Arabien wies die Pläne zurück. Überhaupt scheint Riad derzeit bedacht, die Sache zu beruhigen, schreibt die „New York Times“: Der saudische König Salman ibn Abd al-Asis sagte vergangene Woche kurzfristig einen Besuch auf den Malediven ab, offiziell wegen eines Vogelgrippefalls.

Laut „New York Times“ hatte der saudische König schon 2015 ein Auge auf das Faafu-Atoll geworfen, als er es gemeinsam mit seinem Sohn Vizekronprinz Mohammed bin Salman besuchte. Dieser kehrte im Jahr darauf zurück und veranstaltete eine Woche lang eine Party auf den Inseln - mit illustren Gästen wie dem US-Rapper Pitbull und dem südkoreanischen Sänger Psy.

Religiöser Einfluss

Saudi-Arabien hat schon lange auf den Malediven einen Fuß in der Tür - vor allem religiös: Man finanziert Moscheebauten, sendet religiöse Führer in den Inselstaat und vergibt Stipendien für den Besuch saudischer Universitäten.

Doch spätestens seit der Präsidentschaft Yameens ist der saudische Einfluss noch gestiegen. Er veränderte die außenpolitische Ausrichtung seines Landes radikal, wandte sich vom Westen und von Indien ab und China und Saudi-Arabien zu. Zudem setzte er vermehrt auf islamisches Recht und ging hart gegen Oppositionelle vor. Sein Vorgänger Mohamed Nasheed wird per Haftbefehl gesucht, ihm wurde in Großbritannien Asyl gewährt.

Zweiter Großinvestor China

Mittlerweile fließen Millionen saudische Öldollars in Bauvorhaben und Infrastruktur. Bezahlt wurden etwa der Ausbau der künstlichen Insel Hulhumale nahe der Hauptstadt Male sowie ein neues Flugzeugterminal.

Genau dort mischt der zweite große Investor mit. Denn die neue Landebahn auf der Flughafeninsel Hulhule wird von China finanziert. Das Land baut zudem gerade eine „China-Malediven-Freundschaftsbrücke“ zur Hauptstadtinsel Male. Mittlerweile stellt China rund ein Drittel aller Urlauber auf den Malediven.

Verstärkte Achse Riad - Peking

Und im Gegenzug schlug sich der Inselstaat vor einigen Monaten im Streit um das Südchinesische Meer auf die Seite Chinas. Und China und Saudi-Arabien kooperieren nicht nur auf den Malediven: Denn König Salman besuchte zwar nicht die Malediven, aber dafür Peking und vereinbarte Wirtschaftsabkommen über 65 Milliarden Dollar.

Für Europa, Indien und die USA droht damit weit mehr als der schleichende Verlust einer Urlaubsdestination für Begüterte: Mit der Lage an wichtigen internationalen Seerouten liegen die Malediven mitten in der Achse Riad - Peking.

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