Zehntausende auf den Straßen
Nachdem die verbleibenden 27 EU-Mitgliedsstaaten bei ihrem Jubiläumsgipfel in Rom am Samstag eine Erklärung zum 60. Jahrestag der Römischen Verträge unterzeichnet haben, haben sich Tausende Menschen an Demonstrationen am Rande der Feierlichkeiten beteiligt.
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Unter strahlender Sonne versammelten sich die Anhänger der europäischen Föderalistenbewegung unweit des Kapitols, wo die EU-Staats- und Regierungschefs zusammengekommen waren. Am „March for Europe“ beteiligten sich auch NEOS-Vorsitzender Matthias Strolz und eine Gruppe von 50 proeuropäischen Demonstranten. Die Demonstranten schwenkten blaue Fahnen der Union und Plakate mit Slogans für eine stärkere europäische Integration.
Die Teilnehmer plädierten für eine gemeinsame europäische Zukunft, gegen Nationalismus und Abschottung. Die Organisatoren, die Europäischen Föderalisten, appellierten an die EU-Staats- und Regierungschefs für mehr Zusammenhalt und Einigkeit. „Das europäische Projekt, das uns bisher Frieden und Wohlstand gebracht hat, droht zu scheitern. Viele Gruppierungen predigen die Überlegenheit der eigenen Nation, schotten sich von ihren Nachbarn ab und verachten die Idee der freien und demokratischen Gesellschaft. Sie wollen die Uhr zurückstellen. Dieser Entwicklung werden wir nicht tatenlos zusehen“, so die Organisatoren.
Demo von Linken und Gewerkschaften
Eine weitere Demonstration mit Gewerkschaften, Linksaktivisten und Griechenlands Ex-Finanzminister Yanis Varoufakis startete von der Piazza Vittorio, einem Platz im multikulturellen Viertel Esquilino im Zentrum Roms. Daran beteiligten sich etwa 3.000 Personen. Varoufakis und der Spanier Jean Carlos Monedero, Mitgründer der spanischen Protestpartei Podemos, drängten auf ein stärker sozial orientiertes Europa. Die Demonstration zog mit dem Slogan „Unser Europa“ bis zum Kolosseum.
Polizeigroßaufgebot bei Anti-EU-Demo
Strengste Sicherheitsvorkehrungen wurden im Hinblick auf die Demonstration der Europagegner „Eurostop“ ergriffen. Die Polizei befürchtete, dass sich anarchistische Randalierer unter die Demonstranten mischen könnten. 1.500 Personen wurden von der Polizei kontrolliert. Sieben mutmaßliche Anhänger von Anarchistengruppen im Alter zwischen 22 und 38 Jahren mussten Rom verlassen. Eine Gruppe von 150 Personen, teilweise mit Knüppeln ausgestattet, wurde an der Teilnahme der Kundgebung gehindert.
3.000 Soldaten, Carabinieri und Polizisten waren bei Anti-Terror-Kontrollen in der ganzen Stadt im Einsatz. Unzählige Videoüberwachungsanlagen wurden in der Innenstadt aufgestellt. Auch Hubschrauber mit Bewaffnung wurden gegen Drohnen oder Flugzeuge mit feindlichen Absichten eingesetzt. Lkws wurden aus dem Stadtzentrum verbannt. Mülltonnen wurden aus Sicherheitsgründen entfernt.
EU-Befürworter quer durch Europa zeigen Stimme
Auch in Berlin wurde anlässlich des EU-Jubiläums für eine gemeinsame europäische Zukunft demonstriert. Auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor wurde symbolisch eine „Mauer der Intoleranz und des Fremdenhasses“ eingerissen. Mit einem Konzert und weiteren Aktionen richteten sich die Veranstalter gegen nationalistische Abschottung und ein drohendes Scheitern des europäischen Projekts. Träger der Bewegung sind die überparteiliche Europa-Union, die Initiative „Pulse of Europe“ sowie zahlreiche weitere Organisationen.
Wenige Tage vor der angekündigten EU-Austrittserklärung Großbritanniens versammelten sich in London zudem Zehntausende zu einem Protest gegen den „Brexit“. Unter dem Motto „Unite for Europe“ („Vereint euch für Europa“) hatten die Veranstalter zu einem Demonstrationszug vom Hyde-Park zum britischen Parlament aufgerufen. Auch in Polen versammelten sich EU-Befürworter, um gegen die Regierungslinie ihres Landes aufzutreten.
Als Zeichen des Protests gegen die Haltung der polnischen Regierung sangen im Stadtzentrum von Warschau Tausende Demonstranten die Europahymne „Ode an die Freude“ und schwenkten polnische und EU-Fahnen. Die Großkundgebung, zu der mehrere Gruppen und Verbände aufgerufen hatten, stand unter dem Motto „Marsch für Europa: Ich liebe dich, Europa!“
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