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Profunder Kenner Alter Geschichte

Ralf-Peter Märtins „Die Alpen in der Antike“ erscheint postum. Der deutsche Historiker und Journalist, der für die „Zeit“ ebenso tätig war wie für „Geo“, die „FAZ“ und „National Geographic“ und zahlreiche Bestseller verfasst hat, ist im vergangenen Jahr verstorben. Insbesondere hat es Märtin verstanden, mit Geschichtsmythen aufzuräumen.

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Einem breiten Publikum bekannt wurde der deutsche Historiker und Wissenschaftsjournalist, der 1951 geboren und im April 2016 verstorben ist, erstmals in den 1980er Jahren mit seinem Werk über die historische Figur des Fürsten Vlad Tepes – besser bekannt als Graf Dracula -, dessen Leben Märtin, der ab dem Jahr 1973 an der Technischen Universität Berlin Germanistik und Geschichte studiert hat, detailliert nachzeichnete.

Die Varusschlacht als Bestseller

Märtins Buch über die Varusschlacht, im Zuge derer die Römer im Jahr 9 nach Christus gegen die Germanen eine verheerende Niederlage erlitten hatten, und die damit die europäische Geschichte massiv beeinflusste, wurde ebenso zum großen Bestseller, der den Nerv der Leser getroffen hatte.

Märtin wusste geschichtliche Ereignisse auf sehr populäre Weise aufzubereiten und machte so die Geschichte der Varusschlacht, mit der seit jeher auch ein deutscher Gründungsmythos verknüpft ist, für ein großes Publikum zugänglich. Märtin galt als besonderer Kenner des römischen Kriegswesens – insbesondere was die Waffentechnik der Römer anbelangt.

Die kulturelle Seite des Alpinismus

Märtins großes Interesse galt den Bergen. Reinhold Messner, den mit Märtin eine langjährige Freundschaft verbunden hat und der mit ihm im Jahr 2013 das Buch „Meine heiligen Berge“ verfasst hat, beschreibt den Autor Märtin als einen, der die Dinge aus einer anderen Perspektive sieht und daher umso mehr zu erzählen hat: „Für Ralf-Peter Märtin sind die Berge Begegnungsraum und der Alpinismus mehr eine kulturelle als eine kriegerisch-sportliche Erscheinung“, so Messner anlässlich Märtins „Die Alpen in der Antike“. Märtins war auch Herausgeber diverser Bücher Messners.

Über den neunthöchsten Berg der Erde, den Nanga Parbat, verfasste Märtin ebenso ein Buch wie über den prominentesten aller römischen Statthalter, Pontius Pilatus. „Nanga Parbat“ gilt längst als Standardwerk.

Reisender in Sachen Geschichte

Märtin war auch langjähriger Lehrbeauftragter an der Universität Leipzig im Bereich Buchwissenschaft. In den 1980er und 1990er Jahren war er als Programmgeschäftsführer bei Piper und als verlegerischer Geschäftsführer der Verlagsgruppe Beltz tätig. Ab der Jahrtausendwende widmete sich Märtin vorwiegend seiner Tätigkeit als Autor. Seine Reisen führten ihn nach Südamerika, Afrika und Asien. Dennoch blieb Europa sein Schwerpunkt: Dem Hadrianswall galt sein Interesse zuletzt ebenso wie der Himmelsscheibe von Nebra. Märtin litt an der extrem seltenen Nervenkrankheit ALS. Er wurde 64 Jahre alt.

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