Saarland-Wahl als erster Testlauf
Am Sonntag hat der ehemalige EU-Parlamentspräsident Martin Schulz offiziell den Chefsessel und die Kanzlerkandidatur der deutschen Sozialdemokraten vom bisherigen SPD-Chef Sigmar Gabriel übernommen. Mit dem Wechsel hofft die SPD nach zwölf Jahren wieder an die Regierungsspitze zurückzukehren.
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Gabriel hatte den SPD-Vorsitz nach der schweren Niederlage seiner Partei bei der Bundestagswahl im Herbst 2009 übernommen. Zuvor war er unter anderem Umweltminister unter Merkel (2005 bis 2009) und Ministerpräsident im deutschen Bundesland Niedersachsen (1999 bis 2003). Bei der Bundestagswahl im Jahr 2013 verzichtete er auf die Kanzlerkandidatur zugunsten des früheren Finanzministers Peer Steinbrück.
Nach der Wahl 2013 wurde Gabriel Wirtschaftsminister und Vizekanzler im Kabinett von CDU-Chefin Angela Merkel. Angesichts schlechter Umfragewerte für die SPD erklärte er Ende Jänner, auf Kanzlerkandidatur und Parteivorsitz zu verzichten. Er wechselte vom Wirtschaftsministerium ins Außenministerium und löste dort Frank-Walter Steinmeier ab, der am 12. Februar zum deutschen Bundespräsidenten gewählt wurde und am Sonntag das höchste Amt Deutschlands übernahm.
Deutliches Plus in Umfragen
Schulz saß seit 1994 im Europäischen Parlament und war von 2012 bis Jänner dieses Jahres dessen Präsident. Er hatte kaum Chancen auf eine weitere Amtszeit und erklärte schon im November, in die deutsche Bundespolitik wechseln zu wollen. Bei der Bundestagswahl kandidiert er auf Platz eins der SPD-Landesliste in Nordrhein-Westfalen.
Seit Schulz’ Nominierung hat die SPD in Umfragen deutlich zulegen können und steht fast gleichauf mit Merkels Christdemokraten. Ein erster realer Test sind die Landtagswahlen im Saarland am 24. März. Im Mai werden in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen neue Landesparlamente gewählt.
Willy Brandt, Helmut Schmidt und Gerhard Schröder
In den 68-jährigen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland haben die Sozialdemokraten nur rund 20 Jahre lang den Bundeskanzler gestellt. Zwischen 1969 und 1982 regierten Willy Brandt und Helmut Schmidt an der Spitze einer sozialliberalen Koalition, von 1998 bis 2005 führte Gerhard Schröder ein rot-grünes Bündnis an.
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