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„Ein Schwarm ohne Anführer“

Ein Schwarm aus 103 Mikrodrohnen, der genau weiß, wie sich die einzelnen Drohnen des Schwarms verhalten und ihr Flugverhalten entsprechend darauf abstimmen: Das Pentagon hat ein autonomes Waffensystem bestehend aus 16 Zentimeter großen Drohnen zuletzt erfolgreich getestet. Das System sei günstig in der Herstellung und äußerst wirkungsvoll. Viele Forscher warnen jedoch vor den Folgen solcher Technik.

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Den Angaben des Pentagons zufolge war der Schwarm von Mikrodrohnen bereits im Oktober des vergangenen Jahres in Kalifornien getestet worden. Dabei handle es sich um den weltweit größten Schwarm dieser Art. Gesteuert wird er mit einem System, das auf künstlicher Intelligenz basiert.

Die Mikrodrohnen verhielten sich wie ein Schwarm in der Natur, erklärte das Pentagon. Sie seien „ein kollektiver Organismus“, der ein dezentralisiertes Gehirn für die Entscheidungsfindung besitze und dessen Bestandteile sich wie Schwärme in der Natur aneinander anpassen könnten.

Von Kampfjets aus gestartet

Die Drohnen mit Namen Perdix seien „keine vorprogrammierten synchronisierten Individuen“, erklärte der Leiter der zuständigen Pentagon-Abteilung, William Roper. „Denn jeder Perdix kommuniziert und kollaboriert mit jedem anderen Perdix, der Schwarm hat keinen Anführer und kann sich an Drohnen anpassen, die in das System eintreten oder es verlassen.“ Der im Oktober getestete Drohnenschwarm wurde den Angaben zufolge von drei Kampfjets vom Typ F/A-18 Super Hornet aus gestartet.

Günstig in der Herstellung

Das autonome Waffensystem sei sehr günstig in der Herstellung, hieß es. Militärstrategen setzen große Hoffnung in die Technologie. Aufgrund der großen Zahl an einzelnen Flugkörpern sei das Waffensystem im Einsatz gegen Gegner besonders wirkungsvoll. Die Drohnen sind nicht größer als 16 Zentimeter und daher schwer anzugreifen.

Die erfolgreich getesteten Mikrodrohnen werden von einer Abteilung im Pentagon entwickelt, die für die Integration technologischer Innovationen in die Rüstung zuständig ist. Das Strategic Capabilities Office (SCO) wurde 2012 von Verteidigungsminister Ashton Carter gegründet, der damals Vizechef des Pentagon war.

Warnung vor Verknüpfung mit Waffen

Doch insbesondere Forscher im Bereich der künstlichen Intelligenz warnen schon seit Längerem vor ungeahnten Folgen, was die Verknüpfung von künstlicher Intelligenz mit autonomen Waffensystemen betrifft.

Wissenschaftliche Schwergewichte wie der Physiker Stephen Hawking und auch Unternehmer wie Tesla-Gründer Elon Musk sowie namhafte Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT), aber auch ranghohe Google-Mitarbeiter forderten in einem bereits im Jänner 2015 veröffentlichten offenen Brief einen verantwortungsvollen Umgang mit künstlicher Intelligenz.

Revolution in der Kriegsführung

Die Forscher betonten die zukünftige Wichtigkeit von künstlicher Intelligenz, wie etwa im Bereich der Medizin, warnten aber insbesondere vor falschen Anwendungen und unabsehbaren Folgen. Autonome Waffensysteme wurden dabei als die dritte Revolution im Bereich der Kriegsführung beschrieben - nach der Erfindung des Schießpulvers und von Nuklearwaffen.

Als besonders heikel formulierten die Forscher jenen Umstand, mit dem das Pentagon nun für die Technik wirbt: Dass im Gegensatz zu Nuklearwaffen, für deren Herstellung seltene Materialien notwendig sind, die Komponenten für autonome Waffensysteme nicht nur sehr günstig sind, sondern auch vergleichsweise einfach beschafft werden können.

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