Womöglich Betrug seit über 25 Jahren
In der Dieselabgasaffäre hat eine französische Behörde schwere Vorwürfe gegen den Autohersteller Renault erhoben: Bei dem Konzern gebe es möglicherweise schon seit mehr als 25 Jahren Strategien, um bei Abgastests zu betrügen, heißt es in einem Bericht der Behörde für Wettbewerb, Verbraucher und Betrugsbekämpfung (DGCCRF), der am Mittwoch bekanntwurde.
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In die Affäre verstrickt sei die gesamte Führungsriege bis hinauf zu Renault-Chef Carlos Ghosn, so die dem französischen Wirtschaftsministerium untergeordnete Behörde. Sie wirft dem Autohersteller die Erfindung einer Software vor, um „die Ergebnisse von Abgastests zu fälschen“. Der Bericht konzentriert sich zwar auf neuere Renault-Modelle. Einige der Praktiken seien aber schon 1990 eingeführt worden, heißt es unter Berufung auf einen Ex-Mitarbeiter.
„Installation einer betrügerischen Einrichtung“
Über den bereits im November erstellten Behördenbericht hatte Dienstagabend zunächst die französische Tageszeitung „Liberation“ berichtet. Laut der Zeitung führen die Ermittler große Unterschiede zwischen den Abgaswerten bei Zulassungstests im Labor und unter Realbedingungen auf der Straße auf. Im Fall des Modells Renault Captur werde die Norm für CO2-Emissionen um 377 Prozent überschritten.
„Diese Ergebnisse lassen die Installation einer betrügerischen Einrichtung vermuten, um Stickoxidemissionen unter den spezifischen Bedingungen der Zulassungstests zu reduzieren und so die ordnungsgemäßen Grenzwerte einzuhalten“, zitierte das Blatt die Ermittler. Dabei soll es sowohl um Dieselautos als auch Benziner gehen.
Renault weist Vorwürfe zurück
Vonseiten Renault hieß es, dass man den Inhalt des Berichts nicht kenne. Das Unternehmen habe nicht gegen europäische oder nationale Zulassungsregeln verstoßen, so Renault. „Die Fahrzeuge von Renault sind nicht mit Betrugssoftware für die Abgasreinigung ausgestattet.“ Renault hatte stets beteuert, sich an französisches und europäisches Recht zu halten.
Grenzwerte bei Abgastests überschritten
Im Zuge des Dieselskandals bei Volkswagen hatte eine Expertenkommission in Frankreich Abgastests an zahlreichen Autos vorgenommen. Bei vielen Fahrzeugen wurde eine deutliche Überschreitung der zulässigen Grenzwerte festgestellt, unter anderem bei Renault-Autos.
Renault beteuerte stets, sich an französisches und europäisches Recht zu halten. Wegen der Vorwürfe ermittelt bereits die französische Justiz gegen Renault. Die Antibetrugsbehörde hatte ihre Erkenntnisse Ende vergangenen Jahres an die Staatsanwaltschaft übermittelt, seit Jänner prüfen Ermittlungsrichter den Verdacht der Täuschung.
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