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Die volksnahe Herrscherin

An vier Orten in Niederösterreich und Wien läuft seit Mittwoch die Ausstellung „300 Jahre Maria Theresia: Strategin - Mutter - Reformerin“. Sie bildet den vorläufigen Höhepunkt des Ausstellungsreigens rund um die legendäre Herrscherin und zeigt unter anderem, wie Maria Theresia ihre Rolle als Frau und Mutter für politische Zwecke zu nutzen wusste.

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Am 20. Oktober 1740 übernahm Maria Theresia im Alter von 23 Jahren die Regierungsgeschäfte des Habsburgerreiches, nachdem ihr Vater Karl VI. überraschend gestorben war. Sie war 23 Jahre alt, zum dritten Mal schwanger und hatte ihr erstes Kind verloren. Das Volk zeigte sich zunächst skeptisch, was die neue Regentin betraf. Maria Theresia allerdings wusste die Unteranen schon bald zu überzeugen - wie, das lässt sich aus der großen Maria-Theresia-Schau ableiten.

„Frauenpower“ im höchsten Amt

In der auf dem Areal von Schloss Schönbrunn untergebrachten Wagenburg ist der Teil „Frauenpower und Lebensfreude“ der Jubiläumsschau zu sehen. Beleuchtet werden soll, wie die Regentin es geschafft hat, ihre Regierungsaufgaben, 16 Kinder und die Repräsentation so „erstaunlich gut“ unter einen Hut zu bekommen, so Kurzel-Runtscheiner.

Krönungswagen  in der Kaiserlichen Wagenburg in Wien

APA/Helmut Fohringer

Eine der prunkvollen Kutschen Maria Theresias

Im Zentrum stehen eine eindrucksvolle Prozession prunkvoller Kutschen, inklusive angespannter Kunstpferde, die ebenso pompösen Schlitten für die zahlreichen winterlichen Ausfahrten und die Tragsessel, mit denen die so oft schwangere Herrscherin öffentliche Termine wahrnahm. Aus dieser Situation habe Maria Theresia eine Tugend gemacht, indem sie ihre Weiblichkeit durchaus betonte. Entgegen der damals üblichen Gepflogenheiten habe sie sich als relativ volksnahe Herrscherin inszeniert, die in der Öffentlichkeit auch Emotionen zeigte, so Kurzel-Runtscheiner - mehr dazu in wien.ORF.at.

In der Schau geht es auch um die jungen Jahre der regierenden Erzherzogin und Königin von Ungarn und Böhmen - zur Kaiserin wurde Maria Theresia nie gekrönt. In ihrer Jugend war sie begeisterte Kartenspielerin und tanzte Nächte auf Bällen durch. Außerdem galt sie als „wilde Reiterin“. Kurzel-Runtscheiner: „Auch offizielle Termine nahm sie zu Pferd wahr. Sie ist nach Klosterneuburg, nach Laxenburg geritten oder von Schönbrunn in die Hofburg. Damit hat sie einen Boom in Wien ausgelöst - plötzlich haben alle Damen begonnen zu reiten. Da gibt es köstliche Berichte, dass das den Männern gar nicht so angenehm war. Sie konnten aber nichts sagen, weil es die Königin ja auch tat“ - mehr dazu in oe1.ORF.at.

Die Bildpolitik der Habsburger

Viele der Ausstellungsobjekte in der Wagenburg waren noch nie öffentlich zu sehen. Selbiges gilt für die Schau im Hofmobiliendepot, dem zweiten, aktuell sehr theresianisch geprägten Standort in der Bundeshauptstadt. Unter dem Titel „Familie und Vermächtnis“ zeichnen zahlreiche Gemälde und auch Alltagsgegenstände - wie etwa das Frühstücksservice der Regentin und natürlich mehrere Möbel - auf relativ engem Raum ein erstaunlich umfassendes Bild des Privatlebens Maria Theresias und ihrer Großfamilie.

Ausstellungshinweise

„300 Jahre Maria Theresia: Strategin - Mutter - Reformerin“, Schloss Hof, Schloss Niederweiden (Niederösterreich) sowie Hofmobiliendepot und Kaiserliche Wagenburg (Wien), bis 29. November, täglich 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr (Kaiserliche Wagenburg) bzw. 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr (Hofmobiliendepot, Schloss Hof, Schloss Niederweiden).

Im Zentrum stehe auch die Frage „Wie hat dieses Paar gelebt?“, wie die Forschungsleiterin der Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft (SKB) und Kokuratorin Elfriede Iby erklärte. Dass sie - ganz im Gegensatz zu ihren Kindern - ihren „Schwarm“, Franz Stephan von Lothringen, heiraten konnte, kam ihr vielfach zu Gute. Erkenntlich zeigte sich die „Kaiserin“, die man laut Iby aus heutiger Sicht auch als „Hard-Working-Mom“ bezeichnen könnte, etwa mit einem nun in Wien-Neubau ausgestellten „Edelsteinstrauß“ aus 2.102 Diamanten und 761 Smaragden, Achaten, Rubinen und anderen Farbsteinen.

Gemälde von Maria Theresia mit Familie im Hofmobiliendepot in Wien

APA/Helmut Fohringer

Porträt von Marias Theresas großer Familie

Die Schau legt auch einen Schwerpunkt auf die Inszenierung der Regentin und ihrer Familie. Zu Maria Theresias Zeiten wurde die bildende Kunst auch als politisches Instrument eingesetzt, wie Werner Telesko, Direktor des Instituts für kunst- und musikhistorische Forschungen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), ins Treffen führte. Die „zentralen Werke der theresianischen Bildpolitik“ sind nun ebenso zu sehen wie eine Aufarbeitung des Vermächtnisses der mehr als 40-jährigen Regentschaft, etwa anhand zweier Filme und einer Rückschau auf eine große Ausstellung anlässlich ihres 200. Todestages im Jahr 1980, so der Mitkurator.

Krieg und Reformen

Die beiden anderen Teile der großen Jubiläumsschau sind in Niederösterreich zu sehen. In Schloss Niederweiden werden unter dem Titel „Modernisierung & Reformen“ politische Fragen in den Vordergrund gerückt. In Schloss Hof wird derweil das ambivalente Bild der Regentin als Politikerin gezeigt. „Kriege, Leid und Intoleranz prägten ihre Regierungszeit ebenso wie nachhaltig wirksame Reformen und eine zukunftsweisende Modernisierung des Staates“, sagte der Kurator der Schau, Karl Vocelka. Zu Maria Theresias Errungenschaften gehören die Einführung der allgemeinen Unterrichtspflicht und die Reform der Strafrechtsordnung.

Die Ausstellung widmet sich im Besonderen der „Pragmatischen Sanktion“ aus dem Jahr 1713, welche die weibliche Erbfolge und Unteilbarkeit der habsburgerischen Gebiete regelte. Außerdem geht es um die Kriege und Schlachten in der von 1740 bis 1780 dauernden Regierungszeit Maria Theresias. Diese werden durch Porträts und Büsten der Feldherren sowie durch Gemälde der Kriegsszenerien spürbar - mehr dazu in noe.ORF.at.

Die dunkle Seite Maria Theresias

Nicht zur Jubiläumsschau gehört eine Ausstellung, die bereits seit Anfang März im Stift Klosterneuburg zu sehen ist. Unter der Herrschaft der streng gläubigen Katholikin erreichte die kirchliche Repräsentation einen ihrer letzten großen Höhepunkte. Zahlreiche Kunstwerke geben davon Zeugnis ab: Reliquiare, liturgische Gerätschaften und vor allem sakrale Textilien. Diese Objekte stehen im Mittelpunkt der Schau in den Kaiserzimmern des Augustiner-Chorherrenstiftes - mehr dazu in noe.ORF.at.

Ausstellungshinweise

  • „Maria Theresia. Habsburgs mächtigste Frau“: Ausstellung im Prunksaal der ÖNB, bis 5. Juni. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags, 10.00 bis 18.00 Uhr, donnerstags bis 21.00 Uhr.
  • „Kirche, Kloster, Kaiserin - Maria Theresia und das sakrale Österreich“, Stift Klosterneuburg, bis 15. November, täglich 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr.

Den Auftakt zum großen Ausstellungsreigen rund um Maria Theresia machte bereits im Februar eine Sonderschau der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB). Laut ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger soll die Schau nicht nur die positiven Attribute der Regentin hervorheben, sondern auch deutlich auf ihre „Schattenseiten“ hinweisen.

Tief im Katholizismus verhaftet, konnte sie beispielsweise ihren ausgeprägten Antisemitismus „Zeit ihres Lebens nicht ablegen“, und auch gegen Protestanten ging sie mitunter sehr hart vor, wie Rachinger ins Treffen führte. Von all dem zeugt die in 16 thematische Stationen gegliederte Ausstellung. Den mehr als 160 Bildern, Druckwerken und Handschriften ist gemein, dass sie aus dem reichen Fundus der Nationalbibliothek stammen - mehr dazu in wien.ORF.at.

Förderin der bildenden Kunst

Einen anderen Ausschnitt aus der Zeit Maria Theresias beleuchtet das Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums (KHM) Wien. Dort geben ab 28. März über 200 Gold- und Silbermedaillen im KHM Einblicke in wichtige Ereignisse im Laufe der 40-jährigen Regentschaft Maria Theresias. Im Unteren Belvedere widmet man sich indes ab 30. Juni dem Verhältnis Maria Theresias zur bildenden Kunst. Im Fokus stehen ihre Lieblingskünstler aus dem Bereichen Porträt- und Landschaftsmalerei sowie der Bildhauerei. Damit zeigt das Haus ein Kapitel Kunstgeschichte, das auch für das Belvedere und seine Sammlung selbst maßgeblich war - immerhin fiel die Entscheidung, die kaiserliche Galerie im Belvedere einzurichten, in Maria Theresias Regentschaft.

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