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Megaprojekt an der Westküste

Nach jahrelanger Planung hat sich die norwegische Regierung zu einem Megaprojekt durchgerungen. Anfang März wurde beschlossen, einen riesigen Schiffstunnel im Westen des Landes in den Nationalen Verkehrsplan aufzunehmen und damit die Finanzierung sicherzustellen. Der 1,7 Kilometer lange Tunnel soll der Schifffahrt die gefährlichsten Gewässer des Landes ersparen.

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Die Idee des Schiffstunnels tauchte bereits 1874 in einem Zeitungsartikel auf - und die Debatte darüber ist nie verstummt. Die See bei der Halbinsel Stadlandet an der Westküste ist für die Küstenverwaltung die gefährlichste ganz Norwegens.

Rendering vom Schiffstunnel

Norwegian Coastal Administration

So soll die Einfahrt aussehen

Unberechenbare See

Die Kombination aus der Topografie des Meeresbodens und den extremen Wetterverhältnisse mache die Bedingungen unberechenbar, so die Küstenverwaltung. Meterhohe Wellen könnten aus allen Richtungen kommen - sogar noch Tage nachdem sich das Wetter beruhigt hat und der Wind abgeflaut ist.

Um das Vestkap, den westlichsten Punkt der Halbinsel, wurden bisher 59 Schiffswracks gezählt. Allein im Jahr 1594 sanken dort laut Historikern 15 Schiffe, mehr als 500 Menschen starben. Schon die Wikinger sollen mit ihren Schiffen die Gegend gemieden haben. Selbst seit 1945 kamen noch 33 Menschen in der See ums Leben.

Karte zeigt geplanten Schiffstunnel in Norwegen

Grafik: OSM/APA/ORF.at

Suche nach bester Tunnelroute

Schon seit Jahren wird an einem möglichen Tunnel getüftelt. Machbarkeitsstudien wurden erstellt, 2000/2001 und 2007/2008 wurden mögliche Routen für den Tunnel gesucht. Nun soll er an der schmalsten Stelle der Halbinsel zwei Fjorde verbinden. Damit wird nicht nur sichergestellt, dass der Tunnel nicht unnötig lang wird, an dieser Stelle sollen die Einfahrten auch am wenigsten dem schlechten Wetter ausgesetzt sein.

Drei Millionen Kubikmeter Gestein

Mit einer Höhe von 49 Metern und einer Breite von 36 Metern sollen auch große Frachter und Fähren den Tunnel passieren können. Baubeginn soll 2018 sein, die Bauzeit soll nur drei, vier Jahre betragen. Schiffstunnel gibt es bisher nur vereinzelt. Mit diesen Dimensionen würde Norwegen jedenfalls alle Rekorde brechen. Drei Millionen Kubikmeter Gestein müssen dafür entfernt werden, das entspricht rund 7,5 Millionen Tonnen.

Rendering vom Schiffstunnel

Norwegian Coastal Administration

Der Tunnel soll auch Touristen anlocken

Boom für Tourismus erwartet

Umgerechnet 300 Millionen Euro soll das Projekt kosten. Die Planer versprechen sich allerdings eine ganze Reihe von positiven Effekten. Neben der Risikominimierung für die Schifffahrt soll der Warentransport in der Region von der Straße auf Schiffe verlagert werden.

Auch die Fischfangindustrie soll profitieren, vor allem aber erwartet man sich einen Schub für den Tourismus: Kreuzfahrten mit Hurtigruten, der alten Postschifflinie, entlang der norwegischen Westküste gelten jetzt schon als Attraktion. In sieben Tagen und nach 2.700 Kilometern erreicht man von Bergen den im Norden gelegenen Ort Kirkenes. Mit einer Tunneldurchfahrt hofft man auf noch mehr Gäste.

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