Unmut wegen Textil-Billiglöhnen in Myanmar wächst
Aus Protest gegen die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie ist es im Billiglohnland Myanmar zu Protesten gekommen. Die Gewerkschaften verlangten von der Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung Sang Suu Kyi heute, den gesetzlichen Mindestlohn zu erhöhen. Pro Arbeitstag sollen statt 3.600 Kyat (etwa 2,50 Euro) 5.600 Kyat (etwa 3,86 Euro) gezahlt werden.
Der südostasiatische Staat hat sich in den vergangenen Jahren zum Boomland der Textilindustrie entwickelt. Mehr als 400 Fabriken gibt es inzwischen. Von den 400.000 Arbeitern sind die meisten Frauen. Auch viele europäische Firmen lassen inzwischen dort produzieren. Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie der niederländischen Organisation SOMO sind extrem niedrige Löhne und Überstunden die Regel, Kinderarbeit ist keine Ausnahme.
Europa als Nutznießer von Ausnutzung
Mittlerweile kam es in mehreren Fabriken in der Umgebung der ehemaligen Hauptstadt Rangun zu Protesten. In einer Fabrik schlugen Arbeiter im Zorn über Entlassungen und ausbleibende Gehälter Maschinen und Überwachungskameras kaputt. Die Produktion steht dort seit Anfang Februar still. Nächste Woche soll sie wieder anlaufen.
Myanmars Bekleidungsindustrie wird das laufende Geschäftsjahr 2016/17, das diesen Monat endet, mit einem Rekord beenden. Das Handelsministerium erwartet Exporte von mehr als 1,8 Milliarden Dollar (etwa 1,7 Mrd. Euro), ein Großteil davon nach Europa. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das ein Plus von mehr als 85 Prozent.