Gigantischer neuer Markt für Tierfutter
Viele Chinesen haben in letzter Zeit ihre Begeisterung für Haustiere entdeckt. Zu den neuen Lieblingen sind ausgerechnet Hunde avanciert. Sie genossen in der Volksrepublik wie viele andere Tiere lange keinen besonderen Stand, der mindere Status der Tiere war politische Vorgabe. Der Haltungswechsel in der Gesellschaft ist umso bemerkenswerter - und hat seine Gründe und absehbare Folgen.
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Dabei wurden unter dem einstigen obersten Kommunisten Mao Zedong Haustiere noch als bürgerliche Elemente erachtet und galten als entsprechend verpönt. Vielmehr galt Hundefleisch schon weit vor der Ära Mao als kulinarische Besonderheit. Entsprechend sehen viele Chinesen im Verzehr des vielfach recht teuer gehandelten Fleischs keinesfalls etwas Anstößiges.
Autos, Häuser, Hunde
Doch in den vergangenen Jahren suchten finanziell erstarkte Chinesen nach neuen Statussymbolen - und fanden sie neben Konsumartikeln wie westlichen Automarken oder repräsentativen Wohnungen ausgerechnet in Haustieren. Das führt dazu, dass immer mehr Chinesen in Hunden bzw. Haustieren nicht mehr Gegenstände, sondern Lebewesen sehen, die sie zu pflegen und verwöhnen bereit sind.
Die neue Tierliebe soll dabei jedoch vor allem die gewünschte Außenwirkung in den Straßen der Metropolen nicht verfehlen. So aufsehenerregend wie möglich wird mit den neuen Lieblingen an der Leine flaniert. Superreiche dienen als Rolemodels: so etwa Wang Sicong, Sohn von Chinas reichstem Mann Wang Jianlin, der im Herbst über den Mikroblogging-Dienst Weibo per Foto kundtat, für seinen geliebten Hund acht iPhones erworben zu haben.
Neue Märkte entstehen
Freilich eine weit gehende Auslegung der neuen Zuneigung gegenüber Tieren, im Grunde jedoch nichts anderes als die Bestätigung für den Trend bei jenen, die anderen ihre finanzielle Potenz zeigen wollen. Eine gesellschaftliche Entwicklung mit wirtschaftlichen Folgen: Denn alles das, was für die Haltung der Hunde nötig ist, wird zunehmend nachgefragt - das reicht von Hundeschulen, Hundebetreuung bis hin zum wohl Wichtigsten: Futter.
Und weil sich der Trend zur Tierliebe in den kommenden Jahren über die anhaltend wachsende Mittelschicht noch verstärken wird, sagt man der entsprechenden Fertigungsbranche enorme Zuwächse voraus. Bis 2019 wird eine Verdreifachung des Verkaufs von Tiernahrungsmitteln erwartet. Ein Grund ist auch, dass die meisten Haustiere derzeit noch nicht in den Genuss von Tierfutter kommen, sondern mit Essensresten versorgt werden.
„Noch viel Luft nach oben“
Ein Umstand, den Marktführer Mars Incorporated, der in China Marken wie Cesar, Chappi und Pedigree unter seinem Dach führt, laufend veranlasst, den Chinesen den Unterschied zwischen Tierfutter und Nahrung für Menschen näherzubringen. Mit weit über 60 Prozent Marktanteil breitet sich Mars in der Volksrepublik aus - und sieht recht glänzende Aussichten: Schon bisher steigere sich das Produktionsvolumen über den Erwartungen, wobei es „noch viel Luft nach oben“ gebe, wie es aus dem Unternehmen heißt.
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Valentin Simettinger, ORF.at