189 Tote: Vor 30 Jahren sank „Herald of Free Enterprise“

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Vor genau 30 Jahren ist in der britischen Schifffahrt das größte Unglück seit dem Untergang der „Titanic“ 1912 passiert. Am 6. März 1987 kenterte die Fähre „Herald of Free Enterprise“ nicht einmal einen Kilometer nach dem Auslaufen aus dem Hafen Zeebrugge an der belgischen Nordsee-Küste. Mindestens 189 Menschen sterben. An Bord waren vor allem britische Ausflugsgäste, die für ihr Ticket durch eine Rabattaktion einer Tageszeitung nur einen Pfund bezahlt hatten.

Geöffnete Bugklappen als Ursache

Zu der Katastrophe führte eine tragische Kette von Ereignissen, wie ein Untersuchungsbericht später feststellte. Die Hauptursache: Die Bugklappen der Autofähre waren noch geöffnet, als die „Herald“ auslief. So konnte in kürzester Zeit eine große Menge Wasser in das Schiff gelangen.

Die Fähre "Herald of Free Enterprise"

AP/David Caulkin

Mit offenen Bugklappen auszulaufen war zwar bei vielen Fähren gängige Praxis, doch ein leitender Bootsmann hätte den Vorgang kontrollieren müssen. Wäre der Bootsmann der „Herald“ drei Minuten länger auf seinem Posten geblieben, wäre die Katastrophe vermutlich nicht passiert, hieß es im Untersuchungsbericht.

Die Verantwortung für den Tod der Passagiere lasten die Experten dem britischen Kapitän David Lewry an. Er hatte die Entscheidung getroffen, die Bugklappen nicht zu schließen - womöglich um Zeit zu sparen.

Sandbank verhinderte noch Schlimmeres

Die Zahl der Opfer hätte noch viel höher ausfallen können: Eine Sandbank verhinderte, dass das Schiff vollständig unterging. 408 Menschen konnten gerettet werden. Zu den Rettern gehörte auch der deutsche Kapitän Wolfgang Schröder. Der Hamburger war mit seinem Schiff als Erster am Unglücksort und konnte viele Passagiere aufnehmen. Er wurde vom belgischen König und der damaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher geehrt.