Erdogan-Gegner sind „Hunde“
Gegner des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan haben von Wirtschaftsminister Nihat Zeybekci keine Gnade zu erwarten. Er bezeichnet sie als „Kanalratten“ und „Hunde“. Am Sonntag will Zeybekci in Deutschland für das von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan angestrebte Präsidialsystem werben.
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Zeybekci sollte am Sonntagabend in einem Hotel in Köln auftreten. Zuvor will er zudem in Leverkusen ein Grußwort bei einem Konzert sprechen. Bei seiner Abreise im westtürkischen Denizli kritisierte Zeybekci die Absagen zweier seiner geplanten Wahlkampfauftritte in Köln-Porz und Frechen: „Es ist nicht möglich, das zu akzeptieren.“ Auch in anderen deutschen Städten hatten türkische Politiker eine Abfuhr kassiert - darunter Justizminister Bekir Bozdag.
Bozdag zweifelte am Sonntag an, dass die betroffenen Gemeinden die Absagen unabhängig getroffen haben. Vielmehr seien diese aufgrund von „Terroristen“ zustande gekommen, sagte er im zentraltürkischen Yozgat. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel habe die Absagen zudem nicht klar verurteilt, kritisierte Bozdag weiter. Merkel hatte nach der Absage in Gaggenau auf die Unabhängigkeit der Kommunen verwiesen.
Zeybekci scheut keine Tiervergleiche
Zeybekci wurde erstmals Ende 2013 Wirtschaftsminister der Türkei, sein Amtsvorgänger Zafer Caglayan musste wegen Korruptionsvorwürfen seinen Hut nehmen. Der einstige Geschäftsmann und Industrielle stammt aus dem westtürkischen Denizli. Als Abgeordneter und Minister hat sich Zeybekci als loyaler Anhänger Erdogans erwiesen. Für einen diplomatischen Umgangston ist der Ressortchef, der angesichts der kriselnden türkischen Wirtschaft auch ausländische Investoren anlocken soll, nicht bekannt.
Nach dem Umsturzversuch im Juli 2016, bei dem Erdogan entmachtet werden sollte, nannte Zeybekci die Putschisten „Kanalratten“. Ihnen drohte er: „Solange sie leben, werden wir ihnen nie wieder Tageslicht zeigen. Solange sie leben, werden sie nie wieder Stimmen von Menschen hören.“ Anhänger der Bewegung des Predigers Fethullah Gülen, den Erdogan für den Putschversuch verantwortlich macht, hält Zeybekci für weniger wert als Hunde. „Beleidigt die Hunde nicht“, sagte er.
Tiervergleiche scheut Zeybekci ohnehin nicht, wenn es um Gegner Erdogans geht. Etwa um jene Parlamentsabgeordneten der prokurdischen HDP, deren Immunität auf Betreiben Erdogans im vergangenen Juni aufgehoben wurde. „Der Staat der Republik Türkei hat sie so wie die Ratten aus dem Kanal am Nacken gepackt und sie vor Gericht gebracht“, sagte Zeybekci im Herbst. „Wir lassen die Kanalratten am Nacken fassen, aber ihr Quieken kommt von anderswo. Es kommt aus Europa.“ Die EU hatte die Aufhebung der Immunität scharf kritisiert.
„Ich werde die mir befohlene Reise antreten“
Zeybekci ist niemand, der sich so einfach von einem Auftritt abhalten lassen würde - besonders dann, wenn es darum geht, für Erdogan zu werben. „Ich werde am Sonntag wieder nach Deutschland reisen. Ich werde die mir befohlene Reise antreten, und wir sagen, der Sieg ist Allahs“, so der Wirtschaftsminister. Vor der letzten Absage in Frechen hatte er gesagt: „Wenn wir sehen, dass sie uns wieder keine Erlaubnis geben, werde ich von Kaffeehaus zu Kaffeehaus, von Haus zu Haus gehen und unsere Mitbürger trotzdem treffen.“
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