Flaggen, Kreuze und Burger
Vom Milchshakemixer-Vertreter zum Besitzer des weltweit größten Fast-Food-Konzerns: In „The Founder“ wird die Geschichte von Ray Kroc als Paradebeispiel des amerikanischen Traumes inszeniert – und das keinesfalls einseitig. Während Kroc aufgrund seiner Hartnäckigkeit alle seine Ziele erreichen konnte, agierte er auf dem Weg dorthin rückgratlos und als brachialer Zerstörer von Ideologien anderer.
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Als Krocs (Michael Keaton) Sekretärin ihm mitteilte, dass jemand acht seiner Multimixer kaufen wolle, beschloss der Haushaltgerätevertreter sich mit eigenen Augen anzusehen, welches Restaurant imstande war, so viele Milchshakes auf einmal zu produzieren und zu verkaufen. Es waren die Brüder Maurice „Mac“ (John Carroll Lynch) und Richard „Dick“ McDonald (Nick Offerman), die zu dieser Zeit bereits seit sechs Jahren ein revolutionäres Restaurant betrieben, dessen Entdeckung Krocs Leben für immer verändern sollte.

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Die Brüder Mac (John Carroll Lynch) und Dick McDonald (Nick Offerman) bei der Lagebesprechung
Hier beginnt die Erzählung des Biopics „The Founder“ („Der Gründer“) von Regisseur John Lee Hancock, der 2009 mit dem oscarprämierten Filmdrama „The Blind Side“ bekannt wurde. Dem damals 52-jährigen Kroc wurde nach einer Tour durch den Schnellimbiss klar, dass das seine Chance war, sich endlich aus der Namenlosigkeit zu lösen und seinen amerikanischen Traum wahr werden zu lassen.
Vom Milchshake-Loser zum Hamburger-King
Trotz einiger Anlaufschwierigkeiten schaffte Kroc es zum Franchisenehmer und war entschlossen, aus McDonald’s eine „neue amerikanische Kirche“ zu machen. Er war überzeugt, dass neben Flaggen und Kreuzen auch große, gelbe M die amerikanischen Vorstadtsiedlungen der 50er Jahre zieren sollten.

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Michael Keaton spielt den ständig nach Erfolg strebenden Unternehmer Ray Kroc
Schnell trickste er die zwei gutgläubigen Brüder aus, die nicht mehr im Sinn hatten, als mit hochwertigem, aber schnellen Essen jedem Kind ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Zusammen mit seinem Finanzberater Harry J. Sonneborn (B. J. Novak) verdrängt er Dick und Mac zwar legal, aber hinterlistig aus ihrem Geschäft, ersetzt seine erste Frau (Laura Dern) durch die Ehefrau (Linda Cardellini) einer seiner Geschäftspartner und behauptet am Ende auch noch, die McDonald’s-Kette selbst gegründet zu haben.
Subtile Filmbiografie und „Trump’sche Dekadenz“
Aber anders als andere Filme, die McDonald’s thematisieren, wie etwa die Dokumentation „Super Size Me“, wird das Unternehmen nicht einmal ansatzweise ins Verhör genommen. Und obwohl die Filmbiografie relativ subtil den Diebstahl einer brillanten Geschäftsidee inszeniert, zeichnet der Film diesen doch so, als wäre es durchaus legitim, auf dem Weg zur Erfüllung des amerikanischen Traumes auch einmal Ideale und Ideen anderer niederzutrampeln.
„Nicht unbegründet werden viele den Film als eine zeitgenössische Studie in Trump’scher Dekadenz interpretieren“, schreibt die „Los Angeles Times“ über „The Founder“. „The Guardian“-Autor Peter Brashaw geht noch einen Schritt weiter und bezeichnet den Film gnadenlos als den „perfekten Start des Trump’schen Kinos“.
Trotzdem ist der autobiografische Film keine Glorifizierung des umsatzstärksten Fast-Food-Konzerns der Welt, sondern thematisiert unaufgeregt die Geburt von Schnellrestaurants, die sich bis heute enorm auf die amerikanische Gesellschaft auswirken: „Es beeinflusst uns darin, wie wir essen, wo wir essen und mit wem wir essen“, so der Drehbuchautor Robert Siegel gegenüber der Produktionsfirma Weinstein Company.
Biopic in klassischer Hollywood-Manier
Nachdem der Produzent des Filmes Don Handfield alles über Kroc gelesen hatte, wurde ihm eines klar: „Hätte man Kroc im Dschungel ausgesetzt, hätte er alle Bäume gefällt und wäre mit einem Koffer voller Geld wieder herausspaziert.“ Handfield lernte während seiner langjährigen Recherchen Jason French, den Enkelsohn von Dick MacDonald kennen, der ihm für den Film den Briefverkehr zwischen Kroc und den Brüdern sowie Diktafonaufnahmen von Dick und Mac zur Verfügung stellte.
Damit ist eine äußerst akkurate biografische Erzählung mit Blick in die „wahre“ Entstehungsgeschichte von McDonald’s in klassischer Hollywood-Manier entstanden, wie man es etwa von „Johnny Cash“ und „The Social Network“ kennt. Gepolstert wurde sie mit hervorragenden schauspielerischen Leistungen von Keaton, Lynch und Offerman und einer authentisch nachgestellten Kulisse mit der damaligen Drive-in-Kultur.
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