Mensch gewordene Soundfabrik
Hans Zimmers Karriere als Komponist, Musiker und Produzent sucht ihresgleichen. Als Hans Florian Zimmer 1957 in Frankfurt am Main geboren, wurde zunächst London zur wichtigen Station, wo der Grundstein zu einer bemerkenswerten Weltkarriere gelegt wurde.
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Zimmer besuchte in den 1970er Jahren in Großbritannien ein Internat und kam als Musiker früh mit der dortigen Popkultur in Berührung. Ein rares Dokument dieser Zeit ist der Musikclip zu „Video Killed the Radio Star“ des britischen Popduos The Buggles, in dem Zimmer einen kurzen Auftritt am Synthesizer hat. Einen guten Riecher hat er damit allemal bewiesen. Das Video war das erste, das am 1. August des Jahres 1981 auf MTV ausgestrahlt wurde.
Vorbild Morricone
Folgenschwerer als Zimmers Flirt mit dem Pop war die kurz darauf erfolgte Begegnung mit dem britischen Filmmusikkomponisten Stanley Myers. Myers führte Zimmer in das Handwerk des Komponierens für Filme ein. Es war das Rüstzeug für eine der außergewöhnlichsten Komponistenkarrieren der vergangenen Jahrzehnte. Zimmer, der bald darauf in die USA übersiedelt ist, nennt Ennio Morricone als eines seiner größten Vorbilder.
Jahrzehntelanger Preisregen
Der Komponist, Musiker und Produzent bringt es bis heute auf zehn Oscar-Nominierungen und war im Jahr 1995 mit „Der König der Löwen“ bei den Academy Awards erfolgreich. Die erste Oscar-Nominierung gab es bereits 1988 für „Rain Man“. Mehrere Grammys, zwei Golden-Globe-Awards und mehrere Dutzend Nominierungen zeugen von der Dominanz Zimmers. Seit dem Jahr 1988 ist kein Jahr vergangen, in dem Zimmer nicht für mehrere Filmproduktionen die Musik geschrieben hat. Bis heute sind es rund 150 Filme, an denen Zimmer mitgewirkt hat.
Action-Fach geprägt
Und Zimmer wusste stets Maßstäbe zu setzen. Insbesondere die Filmmusik zu den Action-Filmen „Black Rain“ im Jahr 1989 und „Backdraft“ aus dem Jahr 1991 mit Kurt Russell, Robert de Niro und William Baldwin in den Hauptrollen, hat mit seinen breiten Arrangements, die sich großflächig über den gesamten Film ziehen, einer Art der Vertonung Vorschub geleistet, an der sich Hollywood im Action-Fach bis heute üppig bedient.
Der Komponist suchte das Alleinstellungsmerkmale im Sound, das er in der Kombination von Orchesterklängen und Synthesizer-Sounds früh für sich gefunden hatte. Der technikaffine Zimmer zeigte Hollywood ab den späten 1980er Jahren, was der Synthesizer mit seinen elektronischen Klangwelten für das Blockbuster-Business leisten kann. Elektronisch inspirierte Musik, dargebracht von perfektionistischen Deutschen, ist in der Popkultur seit jeher eine gut gehende Kombination, die vor allem in den USA verstanden wird.
Filmmusik am laufenden Band
Der „Zeit“ erklärte Zimmer, dass er mit dem Schreiben der Musik beginnt, noch bevor die Dreharbeiten gestartet sind. Eine Arbeitsweise, wie sie längst bei vielen Blockbuster-Produktionen angewandt wird. Dahinter steckt eine große Unterhaltungsmaschine.
Die Produktivität Zimmers ist seinem Unternehmen Remote Control Productions geschuldet. Mit rund 70 Mitarbeitern von Komponisten über Musikern bis hin zu Technikern und Arrangeuren entsteht eine Filmmusik nach der anderen. In Spitzenzeiten sind es rund 30 pro Jahr, die für Umsätze in Millionenhöhe sorgen.
Johannes Luxner, für ORF.at
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