„Historischer Besuch“
Als erster Monarch seines Landes seit fast 50 Jahren besucht der saudische König Salman ibn Abd al-Asis das größte muslimische Land der Welt - Indonesien. Der 81-Jährige erreichte am Mittwoch Jakarta in Begleitung eines gewaltigen Trosses. Weitere Stationen seiner vielbeachteten mehrwöchigen Asientour sind Bali, China, Japan und die Malediven, erster Halt war Malaysia.
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Im Gefolge des Königs befinden sich unter anderen zehn Minister, 800 Delegierte, 25 Prinzen und zahlreiche Security-Mitarbeiter. Ein Großteil kam am Mittwoch mit insgesamt sieben Flugzeugen in Jakarta an. Das laut indonesischen Berichten 500 Tonnen schwere Gepäck wurde an den Vortagen bereits extra eingeflogen. Laut „Jakarta Post“ befinden sich darunter zwei Mercedes Benz S-600 und zwei freistehende elektrische Liftanlagen. Den Flieger verließ der Monarch über eine ebenfalls mitgebrachte, vergoldete Rolltreppe. Die letzten Meter bis zum Boden benutzte er den eigenen Lift.

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Nichts wird dem Zufall überlassen: Das Flugzeug verließ Salman über eigens mitgebrachte Ausstiegshilfen
Beobachter machen sich über Salmans Gesundheitszustand bereits seit längerer Zeit Sorgen und bezweifeln, dass er wirklich noch alle Fäden in der Hand hält. Seit Langem gibt es Gerüchte, er sei an Demenz erkrankt. In der Öffentlichkeit tritt Salman meist nur kurz auf. Das Sprechen fällt ihm schwer.
Mit eigenem Lift an den Strand
Dass er in großem Stil verreist, ist freilich nicht ungewöhnlich. Bei seinem US-Besuch 2015 mietete Salman etwa das ganze Four Seasons Hotel in Georgetown in Washington. Seine Sonderwünsche inklusive Strandsperrung und Bau einer eigenen Liftanlage sorgten im Sommer 2015 in der südfranzösischen Gemeinde Vallauris für helle Aufregung.

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Urlaub an der Cote d’Azur: Der Bau eines provisorischen Lifts für den König am Mirandole-Strand sorgte für Aufregung
Das Problem: Mit Salman waren auch etwa 1.000 Gefolgsleute in den Sommerurlaub gefahren. Sie belegten Hunderte Zimmer in Luxushotels in Cannes und Umgebung, was bereits für Unmut in der Region sorgte. Zum Eklat kam es, als die Liftanlage auf einen eigens für den König gesperrten Strandabschnitt errichtet wurde. Doch auch eine Onlinepetition, die über 100.000 Unterzeichner fand, konnte gegen die Sperrung nichts ausrichten. Der Monarch zog indes selbst die Konsequenz und brach seinen Urlaub an der Cote d’Azur überraschend vorzeitig nach einigen Tagen ab.
Ankunft bei strömendem Regen
In Indonesien wurde der König am Mittwoch wesentlich freundlicher empfangen - allen voran vom indonesischen Präsidenten Joko Widodo und Jakartas Gouverneur Basuki Tjahaja Purnama. Tausende Menschen jubelten dem König zu, als er mit seinem Gefolge bei strömendem Regen zu einem Palast in der nahegelegenen Stadt Bogor gebracht wurde. Zahlreiche Straßen wurden gesperrt. Scharfschützen säumten den Weg vom Flughafen nach Bogor.

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Der Regen kann dem saudischen König nichts anhaben
Nackte Statuen verhüllt
Vorwiegend junge Menschen winkten mit indonesischen und saudischen Fahnen. Mindestens 50.000 Studenten, Schüler und ihre Lehrer wurden laut Medienberichten für die Begrüßung abgestellt. Im Palast wurden vor der Ankunft des Königs mehrere nackte Statuen verhüllt. Medienberichten zufolge wurden zudem 150 Köche engagiert, die für Salman und sein Gefolge kochen sollen. In der Moschee in Jakarta wurde eigens für den König eine Luxustoilette errichtet. 10.000 abgestellte Polizisten und Securitys sollen den ranghohen Besuch beschützen.
„Besondere Verbindung“
Als bevölkerungsreichstes muslimisches Land der Welt werde Indonesien immer eine „besondere Verbindung“ zu Saudi-Arabien haben, sagte Widodo, der von einem „historischen“ Besuch sprach und auf engere Wirtschaftsbeziehungen hofft. Salman äußerte die Hoffnung, dass der Besuch zu einer „Verbesserung der bilateralen Beziehung zwischen unseren beiden Ländern beitragen“ werde. Nach dem Treffen mit Widodo hält Salman am Donnerstag eine Rede im indonesischen Parlament. Er will in Jakarta außerdem Südostasiens größte Moschee besuchen.

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König Salman am 26. Februar in Malaysia
Bei Salmans Asienreise geht es vor allem um einen Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen. Weil der Energiemarkt anfällig geworden ist, muss sich Saudi-Arabien breiter aufstellen und unabhängiger vom Öl werden. Zwar ist Saudi-Arabien der größte Ölexporteur der Welt, doch das Königreich spürt inzwischen die Auswirkungen der vergleichsweise niedrigen Preise deutlich. Indonesien wiederum erhofft sich Milliardeninvestitionen vom saudischen Königreich.
Der Besuch dient aber auch Bemühungen, die kulturellen und religiösen Bande zwischen den beiden muslimischen Ländern zu verstärken. Das ultrakonservative Königreich will mehrere saudische Schulen in Indonesien eröffnen. Unterrichtssprache soll Arabisch sein.
Säkularer Staat
In Indonesien ist der Islam keine Staatsreligion, auch wenn 88 Prozent der 240 Millionen Einwohner Muslime sind. Die meisten sind Sunniten. Nicht überall in Indonesien wird der Islam moderat ausgelegt: In der Provinz Aceh wurde 2001 die Scharia eingeführt.
Pakt gegen Terrorismus geplant
Geplant ist auch ein Pakt im Kampf gegen Terrorismus. Islam, Demokratie und religiöse Toleranz würden in seinem Land quasi mustergültig Hand in Hand gehen, hatte Widodo in der Vergangenheit mehrfach erklärt. Das Land ist aber, wie auch Malaysia und die Philippinen, den Bedrohungen durch den Extremismus islamistischer Gruppierungen verstärkt ausgesetzt. In den vergangenen 15 Jahren wurden mehrere schwere Bombenanschläge verübt. Allein bei einem Attentat auf Bali wurden im Jahr 2002 mehr als 200 Menschen getötet.
Seither gehen die Behörden hart gegen Extremisten vor. Sorge bereitet den Behörden vor allem der wachsende Einfluss der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Erst am Montag erschoss die indonesische Polizei nach einem Bombenanschlag auf der Insel Java einen mutmaßlichen IS-Anhänger. Gerade die hohe Zahl an Inhaftierungen von mutmaßlichen Islamisten mache die Gefängnisse zu einem idealen Rekrutierungsort, besagt eine Analyse des in Jakarta ansässigen Institute for Policy Analysis of Conflict (IPAC).
Erholungspause in Bali
Eine Woche Erholung will sich der Monarch während seiner Asienreise gönnen, bevor es nach Japan weitergeht: In Bali werden der König und sein Gefolge in fünf Luxushotels wohnen. Ob ein Strandlift zum Einsatz kommt, ist nicht bekannt.
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