Berlin-Attentat noch deutlich in Erinnerung
In Deutschland regiert noch bis Dienstag der Karneval. Die Sicherheitsvorkehrungen sind in diesem Jahr hoch wie nie zuvor. Grund ist die Angst vor Terroranschlägen, insbesondere mit Fahrzeugen. Barrieren, oft improvisierte, gehören ebenso zum Stadtbild wie schwerbewaffnete Sicherheitskräfte.
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In Thüringen, etwa in der Kleinstadt Wasungen, fand bereits am Samstag ein Umzug statt, bei dem schwere Lkws als Straßensperren dienten. Sie sollten wie in anderen Städten auch dafür sorgen, dass Fahrzeuge nicht wie etwa bei den Terroranschlägen in Nizza und Berlin im Juli bzw. Dezember 2016 in die Menschenmenge gelenkt werden können. Bei den beiden Attentaten starben insgesamt fast 100 Menschen.

APA/AFP/Patrik Stollarz
Straßensperre mit Schuttcontainer in Düsseldorf
Keine Lücke sollte offen bleiben
„Karneval unter Polizeischutz“ titelte die „Süddeutsche Zeitung“ am Wochenende und berichtete von massiven Sicherheitsvorkehrungen in den deutschen „Karnevalshochburgen“. In einer davon, Köln, seien Polizei, Ordnungsamt und Karnevalskomitee mit dem Zollstock ausgerückt, um „jede einzelne Straßenecke entlang der Strecke“ für den Umzug zu vermessen. Die ist in Köln fünf Kilometer lang, jedes Jahr kommen Hunderttausende Gäste. „Die Straßen sind am Rosenmontag gesperrt“, hieß es im „Kölner Stadtanzeiger“.
Zweck der Vermessungsaktion sei es gewesen, mögliche Lücken für Fahrzeuge zu finden und zu schließen, so die deutsche Zeitung. In Düsseldorf seien Bauschuttcontainer als Barrieren aufgestellt worden. Autos kämen dort bestenfalls im Schritttempo durch. In Köln habe die Polizei Betonquader, verbunden mit Drahtseilen, an den Zugängen zur Innenstadt aufgestellt.
Sattelschlepper als mobile Barrieren
Die Sicherheitsauflagen gelten auch für kleine Städte wie den erwähnten im ostdeutschen Bundesland Thüringen, an dem am Wochenende 2.000 Menschen teilnahmen, 8.000 waren zum Zusehen gekommen. In Düsseldorf, der Hauptstadt des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, empfahlen die Sicherheitsbehörden laut „Süddeutscher Zeitung“ Schwerfahrzeuge mit mindestens 30 Tonnen Gewicht als mobile Barrieren. Für Lkws besteht vielfach Fahrverbot bzw. dürfen sie da und dort Innenstädte nur mit Sondergenehmigung befahren.

APA/AP/dpa/Rolf Vennenbernd
Spezialfahrzeuge und schwer bewaffnete Polizisten in Köln
Hunderte Seiten Sicherheitskonzept
Das Sicherheitskonzept für die Mainzer Fastnacht, das deutsche Pendant zum Fasching, habe heuer ganze 560 Seien umfasst. Überall deutlich im Stadtbild sichtbar: Polizei, vielfach mit automatischen Waffen, auf zentralen Plätzen. Die Düsseldorfer Polizei habe extra Verstärkung aus weniger närrischen deutschen Regionen geholt. In Deutschland ist besonders noch die Erinnerung an den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in der Hauptstadt Berlin am 19. Dezember 2016 wach.
Damals hatte der radikalislamische Attentäter Anis Amri ein Schwerfahrzeug gekapert, den Lenker getötet und den Lkw anschließend auf dem Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in die Menschenmenge gelenkt. Die Bilanz: zwölf Tote und mehr als 50 Verletzte. Auch die Silvesternacht 2015/2016 in Köln war ein Anlass für erhöhte Polizeipräsenz beim diesjährigen Karneval. Damals hatte es viele sexuelle Übergriffe auf Frauen gegeben.
Zusätzlich zu den enormen Sicherheitsauflagen galt heuer aber auch das Motto „jetzt erst recht“. Daran solle keine Terrorangst etwas ändern. In Düsseldorf etwa lautete der Leitspruch 2017: „Uns kritt (kriegt) nix klein - Narrenfreiheit, die muss sein!“
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