Rede von zwei Männern mit Öl
Im Mordfall Kim Jong Nam haben Vertreter der indonesischen Behörden am Samstag eine der drei verhafteten Verdächtigen vernommen. Die Frau habe ausgesagt, dass zwei Männer ihr umgerechnet rund 85 Euro dafür geboten haben sollen, dass sie dem Halbbruder des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Un „für eine Reality-Show“ einen Streich spielt.
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Die beiden „japanisch oder koreanisch“ aussehenden Männer sollen ihr „eine Art von Öl“ mit der Konsistenz von Babyöl gegeben haben, sagte ein Vertreter der indonesischen Botschaft. Malaysische Ermittler hatten am Freitag bekanntgegeben, Spuren des tödlichen Nervengifts VX am Leichnam Kim Jong Nams gefunden zu haben. Laut Polizei habe die 25-jährige Verdächtige keine Spuren des Giftes aufgewiesen. Wie der „Guardian“ berichtete, habe die Frau ihre Familie nicht sehen wollen.
Auch Vietnamesin verhört
Neben der Malaysierin befinden sich auch ein Nordkoreaner und eine Vietnamesin in Haft. Letztere wurde am Samstag ebenfalls von den Behörden verhört, die Polizei äußerte sich aber nicht zum Inhalt des Gesprächs. Laut einem Bericht der „New York Times“ soll die Frau ihr Elternhaus mit 17 Jahren verlassen haben, um in Hanoi Pharmazie zu studieren. Laut ihrer Facebook-Seite sei sie in den letzten Wochen zwischen Kambodscha und Malaysia gependelt.

APA/AFP/Manan Vatsyayana
Kameras vor dem Spital, in dem Kim Jong Nams Leichnam liegt
Die beiden Frauen werden als Haupttäterinnen gehandelt. Sie waren laut Polizeichef Khalid Abu Bakar in den Tatplan eingeweiht. Beide waren bis jetzt unauffällig. Eine arbeitete in einem Lokal, die andere als Heilmasseurin. Sie hatten bereits nach der Verhaftung behauptet, wegen eines „Versteckte Kamera“-Sketches auf dem Flughafen angesprochen worden zu sein.
Attentat in Einkaufszentren geübt
Die Ermittlungen ergaben laut Khalid, dass die beiden Frauen das Attentat zumindest zweimal in Einkaufszentren „übten“. Auch sei ihnen eingeschärft worden, dass sie nach der Attacke ihre Hände waschen sollten. Einer der Frauen wurde nach dem mutmaßlichen Anschlag schlecht, und sie musste erbrechen, gab die Polizei am Freitag bekannt. Nordkorea hatte zuletzt die Freilassung der Frauen gefordert und Malaysia kriminalistisches Dilettantentum vorgeworfen, da die Frauen - würden die Vorwürfe stimmen - selbst am Gift sterben hätten müssen.
VX, ein extrem giftiger Stoff, wurde in entnommenen Gewebeproben von Gesicht und Augen des Toten gefunden. Die Substanz wurde nach ersten Analysen des malaysischen Zentrums für die Analyse von Chemiewaffen als O-Ethyl-S-2-Diisopropylaminoethyl-Methylphosphonothiolat identifiziert, eine der chemischen Bezeichnungen für den Kampfstoff VX. Die Substanz ist farb- und geruchlos. VX gilt als stärkstes Nervengift und wird über Haut, Augen, Nahrung und Atemwege in den Körper aufgenommen. Es führt zu Übelkeit, Lähmung der Atemmuskulatur und dann binnen weniger Minuten zum Tod.
Der 45-jährige Kim war am 13. Februar auf dem Flughafen von Kuala Lumpur ermordet worden. Südkoreanischen Medien zufolge sprühten ihm die Täter Gift ins Gesicht. Malaysische Ermittler gehen davon aus, dass die Führung in Pjöngjang hinter dem Attentat steckt. Vier Verdächtige wurden bereits festgenommen: ein 46-jähriger Nordkoreaner, eine 25-Jährige mit indonesischem Pass und ihr malaysischer Freund sowie eine 28-Jährige mit vietnamesischem Pass.
Malaysia droht Diplomaten mit Haftbefehl
Vier weitere Verdächtige aus Nordkorea, Männer im Alter von 33 bis 57 Jahren, setzten sich nach Erkenntnissen der malaysischen Behörden nach Pjöngjang ab. Die insgesamt fünf Verdächtigen aus Nordkorea sind nach Ansicht der malaysischen Polizei in den Mord verwickelt.
Außerdem hatten die malaysischen Ermittler am Mittwoch angekündigt, in dem Fall auch die Nummer zwei der nordkoreanischen Botschaft in Kuala Lumpur zu vernehmen. Sollte der zweite Sekretär an der nordkoreanischen Botschaft in Kuala Lumpur nicht freiwillig mit den Ermittlern zusammenarbeiten, werde die Polizei weitere Schritte einleiten, sagte der zuständige Polizeichef am Samstag. Dabei sei auch ein gerichtlicher Haftbefehl möglich.
Bereits am Dienstag hatte die malaysische Polizei bei einer Pressekonferenz mit einer dichten Indizienkette den Verdacht untermauert, dass es sich um einen Auftragsmord handelt. Nordkorea dürfte auch versucht haben, die Leiche zu stehlen. Warum etwa zuletzt die Bewachung rund um jenes Spital verstärkt worden war, in dem Kim Jong Nams Leichnam aufbewahrt wird, wusste die Öffentlichkeit bis Dienstag nicht. Dann begründete Polizeichef Khalid Abu Bakar die Maßnahme mit der Erklärung, am Anfang der Woche habe es einen Einbruchsversuch in der Leichenhalle gegeben.
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