„Nicht nur tschingbum“
Das flackernde Kerzenlicht sorgt für die Stimmung, der strenge Blick von Kaiser Friedrich III. für die Spannung. Schließlich steht das Schicksal seines Reiches auf dem Spiel, und sein Sohn soll die rettende Lichtgestalt geben. Dass der eigentlich anderes im Sinn hat, erfährt man in „Maximilian“ recht schnell. Der opulente ORF-Dreiteiler macht sich ab 1. März auf die Spur der Habsburger.
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Ende des 15. Jahrhunderts schaut es alles andere als rosig aus für das mächtige Herrschergeschlecht. Doch als Karl der Kühne fällt und dessen Tochter Maria (Christa Theret) im wohlhabenden Burgund an die Macht kommt, tut sich eine Möglichkeit auf. Eine Hochzeit muss her, ist Friedrich III. (Tobias Moretti) überzeugt. Und Sohn Maximilian (Jannis Niewöhner) der geeignete Kandidat dafür. Nur hat der französische König Ludwig XI. (Jean-Hugues Anglade) etwas dagegen und versucht mit allen Mitteln, selbst die Kontrolle über das Lehen zurückzugewinnen.

ORF/MR Film/Thomas Kiennast
Im Mittelpunkt der Machtkämpfe: Maximilian (Jannis Niewöhner)
egisseur Andreas Prochaska („Das finstere Tal“) hat nach einem Drehbuch von Martin Ambrosch ein viereinhalbstündiges Spektakel inszeniert - mit viel Gespür für Atmosphäre, einem hervorragenden Darstellerensemble und beeindruckenden Schauplätzen entsteht das Bild einer Epoche, in der „Das Spiel von Macht und Liebe“, so der Untertitel, weitreichende Folgen hatte. „Es ist ein Versuch, sich dieser Zeit anzunähern und Schauwerte zu kreieren, die hoffentlich funktionieren“, meinte Prochaska bei der Präsentation von Teil 1. „Es muss natürlich eine emotionale Wirkung haben und nicht nur tschingbum machen.“
Zorniger Sympathieträger
Dass es sich dabei auch „um einen Kompromiss aus Möglichem und den eigenen Gedanken und Vorstellungen im Hinterkopf“ handle, ist dem von ORF und ZDF gemeinsam produzierten Historienepos nicht anzusehen. Die unterschiedlichen Gegebenheiten der Herrschergeschlechter werden glaubwürdig herausgearbeitet, düstere Wälder mit prächtigen Sälen kontrastiert, und Niewöhner gibt einen zornigen wie sympathischen Thronfolger, der lieber selbst zum Schwert greifen würde, anstatt das Habsburger-Motto „Tu felix Austria nube“ zu verfolgen. Und Moretti ist zwar nur als Gast geführt, aber dennoch ein enorm präsenter Kaiser, der in dunklen Kammern auf bessere Zeiten wartet.
TV-Hinweis
„Maximilian“ läuft von Mittwoch bis Freitag jeweils um 20.15 Uhr auf ORF eins. Und wer dann von Kaiser, Königen und Herzögen noch nicht genug hat, der erhält in der Dokumentation „Maximilian - Der Brautzug zur Macht“ (3. März um 22.00 Uhr auf ORF eins) weitere Einblicke in das Leben des „letzten Ritters“, wie Maximilian auch genannt wurde.
„Im Fernsehen gibt es wenig wie das“, zeigte sich Hauptdarsteller Niewöhner von den Ausmaßen des Projekts angetan. Hunderte Komparsen, Pferde und Rüstungen sowie Dutzende Schlösser und Burgen waren letztlich nötig, um Maximilians Streben nach Geltung umzusetzen. „Am Set hatte man das Gefühl, in diese Welt einzutauchen, da konnte man das technische Drumherum wirklich ausblenden“, so der deutsche Mime. Eine Herausforderung sei der Dreh aber in jedem Fall gewesen. „Wenn Körper und Psyche zusammenkommen, ist das schon ein Stress, der auf einen einwirkt“, meinte er zu schweren Ritterrüstungen und Reitsequenzen.

ORF/MR Film/Thomas Kiennast
Auch als Kostümschinken sehenswert; hier im Bild: Martin Wuttke
Ein Film als „Zeitreise“
Sein Gegenüber hat es, jedenfalls zunächst, mit dem Gegenteil zu tun: Theret gibt Maria von Burgund als stolze, sehr genau ihre Möglichkeiten abwägende junge Frau, die nach dem Tod ihres Vaters an die Macht kommt. Dass damit etliche einflussreiche Männer ein Problem haben, macht sie bald zur Gefangenen am eigenen Hof. Somit bietet ihr die eigentlich unerwünschte Verbindung mit Maximilian einen Ausweg. An ihrer Seite ist Miriam Fussenegger als Kammerfrau zu erleben. Für sie sei der Historienfilm auch „eine Zeitreise“ gewesen. „Das macht schon Laune. Gleichzeitig war es spannend, weil ich mich in diese Geschichte einlesen habe können: die Habsburger, die Gepflogenheiten im 15. Jahrhundert.“
Schlachthof Europa
Die Schlachtfelder sind rot von Blut, doch der wahre Machtkampf steht erst bevor: Der ORF-ZDF-Dreiteiler „Maximilian“ vereint Geschichtstreue mit historischer Action.
Es dauert zwar eine Weile bis zum Aufeinandertreffen von Maximilian und Maria, allerdings verstehen es Prochaska und sein Team, die Zeit bis dahin zur Ausgestaltung der Figuren zu nutzen. Und davon gibt es einige, dürfen doch so große Namen wie Johannes Krisch, Fritz Karl oder Erwin Steinhauer auch ihr Können am Hof zeigen. Drei Filmteile in dieser Größenordnung seien jedenfalls „eine Riesenherausforderung“, resümierte Prochaska. „Es würde aber auch keinen Sinn machen, etwas zu strecken wie einen Nudelteig. Hier war aber das Gegenteil der Fall.“ Gemeinsam mit der Crew habe er „jeden Tag etwas dazugelernt - und vor allem haben wir nicht die Nerven weggeworfen“, schmunzelte der Regisseur. „Ich hoffe sehr, dass es das Publikum auch annimmt.“
Manfred Corrine geht in seinem Film einige Schritte weiter als der Eventdreiteiler und widmet sich der gesamten Lebenszeit des Habsburgers, bis zu dessen Tod im Jahr 1519. Und für historischen Nachschub ist weiterhin gesorgt: Zum 300. Geburtstag Maria Theresias zeigt der ORF eine „Universum History“-Doku mit Gerti Drassl und dreht Robert Dornhelm außerdem einen zweiteiligen Film, der im kommenden Winter ausgestrahlt werden soll.
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