Bis zuletzt in der Regierung
Gesundheits- und Frauenministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) ist tot. Wie am Donnerstagabend bekanntwurde, erlag die ausgebildete Kinderärztin und Allgemeinmedizinerin einem Krebsleiden, das sie bereits im Jahr 2015 öffentlich gemacht hatte. Die gebürtige Wienerin wurde 53 Jahre alt, sie hinterlässt einen Ehemann und zwei Töchter.
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Trotz ihrer Erkrankung blieb Oberhauser bis zuletzt Regierungsmitglied. Mitte Februar allerdings ließ sie sich beim Ministerrat von ihrem Vorgänger, dem nunmehrigen Sozialminister Alois Stöger (SPÖ), vertreten. Der Regierung gehörte Oberhauser seit Sommer 2014 an, davor saß sie seit 2006 im Nationalrat, wo sie als Gesundheits- und später Sozialsprecherin der SPÖ fungierte. Im Gewerkschaftsbund war Oberhauser ab 2009 Vizechefin und später auch Frauenvorsitzende, mit dem Wechsel in die Bundesregierung stellte sie diese Positionen ruhend.
Krebserkrankung 2015 öffentlich gemacht
Das Gesundheitssystem kannte die neue Ministerin, denn als Kinderärztin bzw. Neonatologin und als ausgebildete Allgemeinmedizinerin wusste sie, worauf es in einem Spital ankommt. Darüber hinaus ließ sie sich auch als Krankenhausmanagerin schulen. Viele Veränderungen im Gesundheitsbereich trugen auch schon die Handschrift der Verhandlerin im Nationalrat.

APA/Roland Schlager
Oberhauser wurde 2014 vom damaligen Bundespräsidenten Heinz Fischer als Gesundheitsministerin angelobt. 2016 übernahm sie auch die Frauenagenden.
Im Februar 2015 teilte Oberhauser der Öffentlichkeit die Diagnose Unterleibskrebs mit. „So - Feind erkannt - jetzt startet der Abwehrkampf“, postete sie damals auf ihrem Facebook-Profil. Als ihr nach der ersten Runde der Chemotherapie die Haare ausfielen, ging Oberhauser abermals in die Offensive - und stellte ein Foto auf Facebook, das sie mit Glatze zeigt. Ihre wachsende Anzahl an Facebook-Freunden unterhielt die Ministerin mit täglichen Wetterberichten.
Arbeit als Ablenkung
Trotz Chemotherapie und einer Operation nahm Oberhauser ab Mai 2015 wieder an Ministerratssitzungen teil. Im Juni 2016 übernahm sie zudem die Frauenagenden von ihrer Parteikollegin Gabriele Heinisch-Hosek. Nur einen Monat später musste Oberhauser neuerlich ins Spital. Eine Bauchoperation war notwendig geworden, bei der auch wieder Krebszellen gefunden wurden. Somit sei eine „nächste Runde Chemotherapie“ nötig, teilte sie via Facebook mit. „Ich werde mich da durchkämpfen und meine Aufgaben als Ministerin weiter erfüllen.“
Gesundheitsministerin Oberhauser verstorben
Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser ist im Alter von 53 Jahren verstorben. Vor Kurzem musste sie erneut ins Krankenhaus und hat ihre Agenden an Ministerkollegen Stöger übergeben.
Nach diesem Eingriff habe sie an Rücktritt gedacht, sagte Oberhauser im Dezember des Vorjahres dem „Kurier“. Da die OP aber im Sommer stattgefunden hatte, hätten sie und ihr Team es geschafft, die Arbeit auch am Krankenbett und zu Hause fortzusetzen. „Arbeit war immer ein Teil meines Lebens. Mein Job macht mir extrem viel Freude. Ich habe das Privileg, dass ich mir meine Arbeitszeit einteilen kann. Außerdem lenkt die Arbeit ab“, so Oberhauser im „Kurier“.
Gedenkminute am Opernball
Oberhausers Tod löste in der Politik über Parteigrenzen hinweg große Betroffenheit aus. „Ihr Tod geht mir sehr nahe“, drückte Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Wiener Opernball seine Trauer in einer Rede aus. Der Opernball sei „nicht nur ein Fest, auf dem man sich amüsiert und tanzt, der Opernball ist ein Staatsball“, sagte Van der Bellen. Mit den Gedanken sei er bei Oberhauser, weswegen er das Fest auch nach der Eröffnung verlassen wolle.

ORF.at/Roland Winkler
Tiefe Betroffenheit in der Politik
Ebenso Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ), der Oberhauser sichtlich berührt in einer Botschaft würdigte. „Manchmal ist es so, dass einen das Leben auf den Boden der Realität zurückholt“, so Kern. Heute sei „nicht nur ein Tag der Freude, sondern auch ein Tag der Trauer“. Österreich habe eine hervorragende Ministerin und einen großartigen Menschen verloren. „Sie würde es schätzen, wenn Sie sich heute amüsieren, im Gedenken an eine große Frau“, so der Bundeskanzler, der mit der Rede auch eine Gedenkminute einläutete.
Kampf für ein Rauchverbot
Eines der großen politischen Anliegen Oberhausers war der Nichtraucherschutz. Gemeinsam mit dem Koalitionspartner ÖVP brachte sie ein Gesetz für ein totales Rauchverbot in der Gastronomie auf den Weg, das am 1. Mai 2018 in Kraft treten soll.
Auf heftigen Widerstand von Ärztevertretern stieß Oberhausers Plan, die medizinische Primärversorgung auszubauen und Zentren zu etablieren, in denen neben Ärzten auch Vertreter anderer Gesundheitsberufe arbeiten sollen. Konflikte mit der Ärztekammer gab es auch über die Einführung der E-Medikation und den elektronischen Krankenakt ELGA.
In ihrer Rolle als Frauenministerin befasste sich Oberhauser mit den Themen Einkommensschere und Gleichstellung. Für die Ärztin kein neues Terrain: Neben ihrer Tätigkeit als ÖGB-Vizechefin war Oberhauser auch Frauenvorsitzende im Gewerkschaftsbund. Zudem saß sie im Vorstand des Vereins Wiener Frauenhäuser, war Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings und Vorstandsmitglied in der Europäischen Frauenlobby.
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