Suche nach Rezept gegen Lohnschere
Gleiches Einkommen, gleiche Chancen für Mann und Frau: Auf dem Papier wünscht sich das jede Partei im Parlament. Doch wie Österreich das erreichen soll, darüber herrscht großteils Uneinigkeit.
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Die SPÖ verweist hauptsächlich auf den „Plan A“ von Bundeskanzler Christian Kern. SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder sagte, es gelte, die Anstrengungen für mehr Gehaltsgerechtigkeit zu verstärken. Bisher „geht das zu langsam“, nächste Schritte müssten sein, den vereinbarten Mindestlohn umzusetzen, Kinderbetreuung und Ganztagsschulen auszubauen, wirksame Regeln für Gehaltstransparenz sowie eine Frauenquote für Spitzenpositionen in der Privatwirtschaft vorzugeben.
Gewerkschafterinnen für Lohnoffenlegung
Kern habe sich bereits dafür eingesetzt - der „Plan A“ solle rasch Realität werden, meinten SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek und Bundesgeschäftsführer Georg Niedermühlbichler. Die schon ins Arbeitsprogramm der Regierung aufgenommenen Frauenquoten in der Privatwirtschaft müssten rasch umgesetzt werden, sagte SPÖ-Frauensprecherin Gisela Wurm und forderte auch eine Frauenquote für den Nationalrat. Das unterstützte Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ).
Die ÖGB-Frauen forderten einen vertraglichen Mindestlohn von zunächst 1.500 und letztlich 1.700 Euro, um die Löhne in weiblich dominierten Branchen zu verbessern. Außerdem müssten innerbetrieblich alle Gehälter offengelegt werden: „Denn Frauen sollen wissen, wie viel ihre männlichen Kollegen verdienen“, so ÖGB-Frauenvorsitzende Renate Anderl.
ÖVP, NEOS: Pensionsantrittsalter angleichen
Die ÖVP forderte anlässlich des heurigen Frauentags einmal mehr „wirkliche Wahlfreiheit für Frauen“. In diesem Sinn plädierten die EU-Mandatarinnen Elisabeth Köstinger und Claudia Schmidt dafür, die Einkommensschere zu schließen, das Pensionsalter der Frauen rascher an das der Männer anzugleichen, für Teilzeitmodelle zum Wiedereinstieg in die Vollzeit, für Anreize für den Aufstieg von qualifizierten Frauen und für ausreichend Kinderbetreuungseinrichtungen.
Die Anhebung des Pensionsalters der Frauen will auch NEOS-Frauensprecherin Claudia Gamon - als eine der „nachhaltigen Maßnahmen für ein gleichberechtigtes Miteinander“, die die Regierung endlich umsetzen müsste. Zudem forderte Gamon einen Rechtsanspruch auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag des Kindes sowie die Streichung steuerlicher Anreize für Teilzeitarbeit.
FPÖ sieht Migration als Problem für Frauen
Die FPÖ sieht den Frauentag im Licht der Sicherheitsdebatte: Bei einer Podiumsdiskussion am Dienstagabend in Wien forderte Parteichef Heinz-Christian Strache etwa eine Verschärfung des Integrationsgesetzes.
FPÖ-Frauensprecherin Carmen Schimanek sagte zuvor schon via Aussendung: „Einmal im Jahr kommt der große Katzenjammer der selbst ernannten Feministinnen. Da werden dann Diskussionen über Quoten in Politik und Aufsichtsräten oder sinnbefreite Genderdebatten geführt. Zu den echten Problemen, wie den immer häufiger werdenden Sexattacken durch Zuwanderer, schweigen die Damen beschämt."
Auch das Team Stronach betont den Sicherheitsaspekt anlässlich des Frauentags. „Gerade jetzt, wenn die warme Jahreszeit beginnt, werden sexuelle Übergriffe auf Frauen wieder zunehmen“, so das Team Stronach in einer Aussendung. Der Parlamentsklub will daher erneut Pfeffersprays an Frauen verteilen.
Grüne fordern Frauenministerium
Die Grünen forderten ein eigenes Frauenministerium ein. „Zum Glück geht es den meisten Frauen in Österreich inzwischen gut. Sie können ihre Freiheiten genießen, einen Job erlernen, der ihnen gefällt, und niemand schreibt ihnen vor, wen sie zu heiraten haben und wie viele Kinder sie kriegen sollen", so Frauensprecherin Berivan Aslan. Dennoch gebe es immer noch starke Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern: etwa auf dem Arbeitsmarkt, wo sich die Einkommensschere nur sehr langsam schließe und Frauen von den Führungsebenen großer Unternehmen noch ausgeschlossen seien.
Die größte Schieflage zeige sich beim Thema Gewalt. Aslan: „Gewalt in der Familie und sexualisierte Gewalt trifft besonders häufig Frauen und Kinder. Es braucht noch mehr Anstrengungen, die tiefen sozialen und emotionalen Abhängigkeiten von Gewaltopfern gegenüber den Tätern abzubauen." Um wirklich effektiv für Frauenagenden eintreten zu können, brauche es in Österreich ein eigenes Frauenministerium, so Aslan. Dieses sollte dann auch finanziell signifikant aufgestockt werden.
Frauen müssten zusammenhalten und „gemeinsam ihre Rechte, einen gerechten Lohn und den Beitrag der Männer bei der Erfüllung familiärer Verpflichtungen immer wieder einfordern“, sagte Rechnungshof-Präsidentin Margit Kraker - als erste Frau an der Spitze des Kontrollorganes. Der Rechnungshof erreicht mit 47,2 Prozent Frauenanteil fast die 50-Prozent-Quote. Das ist laut Kraker auch deshalb zu begrüßen, weil „Frauen die Kultur im Unternehmen verändern, indem ihnen das Ego meist weniger wichtig ist“.
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