Themenüberblick

Als Politik zur Frauensache wurde

„Behüte der Himmel: Sie meinen es politisch!“, schrieb Karl Kraus über die österreichische Frauenstimmrechtsbewegung. Diese hatte jahrelang um das Wahlrecht gekämpft. Österreichs Männer erhielten 1907 das allgemeine und gleiche aktive und passive Wahlrecht. Die Frauen musste bis nach dem Ersten Weltkrieg warten.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Im Jahr 1918 fiel auch der Verbotsparagraf, der „Ausländern, Frauenspersonen und Minderjährigen“ die Mitgliedschaft in politischen Vereinen unmöglich gemacht hatte. Ein Jahr später zogen die ersten acht Frauen ins Parlament ein: die Sozialdemokratinnen Therese Schlesinger, Adelheid Popp, Emmy Freundlich, Gabriele Proft, Marie Tusch, Amalie Seidel und Anna Boschek sowie die Christlich-Soziale Hildegard Burjan.

Erst 1945 auch in Regierung

Die erste von einer Frau gehaltenen Rede im Hohen Haus hatte es gleich in sich: Adelheid Popp beschäftigte sich laut Demokratiezentrum mit der Abschaffung des Adels. 1927 gab es mit Olga Rudel-Zeynek (Christlich-Sozial) die erste Präsidentin des Bundesrats. Das erste weibliche Regierungsmitglied war 1945 mit Helene Postranecky eine Kommunistin: Sie war Staatssekretärin für Volksernährung.

Fortschritte in Ära Kreisky

Die parteilose Ludovica Hainisch-Marchet versuchte 1951 erstmals, was bis heute noch keine Frau schaffte: die gläserne Decke in der Hofburg zu durchstoßen und Bundespräsidentin zu werden. Die erste Bundesministerin wurde 1966 Grete Rehor von der ÖVP. Sie übernahm das Sozialressort.

Erst in den späten 1970er Jahren wurde die Frauenpolitik in Österreich langsam institutionalisiert. Unter Bundeskanzler Bruno Kreisky (SPÖ) gab es zunächst zwei Staatssekretariat für Frauenfragen. Johanna Dohnal (SPÖ) übernahm 1979 das Staatssekretariat für Allgemeine Frauenangelegenheiten, elf Jahre später wurde sie nach Einführung eines eigenen Bundesministeriums auch erste Frauenministerin des Landes. Da hatte schon eine andere Vorreiterin den Chefsessel ihres Parlamentsklubs übernommen: Freda Meissner-Blau zog mit der Grünen Alternative 1986 ins Hohe Haus ein. Mit Heide Schmidt (LIF) gab es 1993 auch eine weibliche Parteivorsitzende.

Einführung einer Männerabteilung

In den 90er Jahren erklommen immer mehr Frauen hohe Politposten. 1996 übernahm Waltraud Klasnic den Sessel der Landeshauptfrau in der Steiermark - sie bestand allerdings darauf, „Frau Landeshauptmann“ genannt zu werden.

Unter der schwarz-blauen Bundesregierung wurde erstmals eine Frau Vizekanzlerin: Susanne Riess-Passer (FPÖ). Doch gleichzeitig wurde das Frauenministerium abgeschafft und eine Abteilung für Männerfragen im Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen eingerichtet - ein höchst umstrittener Akt des damaligen Sozialministers Herbert Haupt (FPÖ). Die bisher letzte große gläsernen Decke wurde vor mittlerweile elf Jahren gebrochen, als Barbara Prammer (SPÖ) Nationalratspräsidentin wurde.

Links: