Themenüberblick

„Was hat er geraucht?“

In den USA, vor allem aber in Schweden herrscht Rätselraten darüber, was US-Präsident Donald Trump mit seinem Sager „Schaut, was letzte Nacht in Schweden passiert ist“ meinte. Aufgrund des Kontexts der Aussage verstanden viele, Trump habe einen Terroranschlag erfunden.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Das sorgte am Wochenende in Sozialen Netzwerken prompt für Häme - die Trump wiederum abzuwehren versuchte. Er wollte bei einer Art Wahlkampfauftritt vor Anhängern in Florida seine restriktive Einwanderungspolitik rechtfertigen und stellte im Zuge dessen einen Zusammenhang zwischen der Einwanderung und Terroranschlägen her.

Dann sagte er: „Seht, was in Deutschland passiert, seht, was letzte Nacht in Schweden passiert ist. Schweden, wer hätte das gedacht? Schweden - sie haben ganz viele reingelassen, nun haben sie Probleme, wie sie es nie für möglich gehalten hätten“, polterte Trump. Unmittelbar darauf erwähnte er die Terrorangriffe in Paris (2015) sowie in Brüssel und Nizza (2016). Trump sprach nicht explizit von einer Terrorattacke in Schweden - der Kontext legte aber nahe, dass er selbst davon ausging, umso mehr, als die Aussage „letzte Nacht“ sprachlich klar auf ein Einzelereignis hindeutet.

„Generelle Lage gemeint“

Aus dem Weißen Haus hieß es am Sonntag, dass Trump in seiner Rede nicht auf ein besonderes Ereignis in Schweden Bezug genommen, sondern vielmehr die generelle Lage und jüngste Vorfälle gemeint habe. Es habe Berichte über einen Anstieg der Kriminalität in Schweden gegeben, hieß es zudem, Trumps Aussagen hätten sich wohl auf einen Fox-News-Beitrag bezogen. Auch Trump selbst versuchte, seine Aussage zu erklären - mit dem Verweis auf einen Fernsehbeitrag.

In dem Fox-Bericht ging es allerdings nie um einen Anschlag. Vielmehr wurde dort der Umgang mit Flüchtlingen in Europa thematisiert. Mit „letzte Nacht“ meinte Trump daher möglicherweise die Ausstrahlung des TV-Beitrags.

Das Netz lacht über Trump

Trumps Fehlinformation zog im Internet zahlreiche Reaktionen nach sich, die im Kurzbotschaftendienst Twitter etwa unter den Hashtags „#lastnightinSweden“ und „#SwedenIncident“ beschlagwortet wurden. Die Verwunderung über die offenkundige Erfindung wollten auch über die Grenzen bekannte Ex-Politiker nicht für sich behalten: So fragte etwa der frühere schwedische Ministerpräsident Carl Bildt recht direkt: „Schweden? Terrorattacke? Was hat er geraucht?“

Und ein User stellte sich die Trump’sche Masseneinwanderung bildlich vor:

Eingeschlafen und falsch aufgebaut

Der schwedische EU-Abgeordnete Gunnar Hokmark teilte folgende Botschaft: „#lastnightinSweden hat mein Sohn seinen Hotdog ins Lagerfeuer fallen lassen. Das ist so traurig!“ Hokmark selbst fügte die Frage hinzu, wie Trump das so schnell habe erfahren können. Und generell tauschte man sich auf Twitter munter darüber aus, was in Schweden sonst noch passierte („Ikea-Kasten falsch aufgebaut“, „Bier getrunken, eingeschlafen“).

„Das ist in Schweden passiert, Mr. President“

Die schwedische Boulevardzeitung „Aftonbladet“ setzte eine Nachricht in englischer Sprache auf ihre Onlineausgabe. Unter der Überschrift „Das ist am Freitagabend in Schweden passiert, Mr. President“ wurden Meldungen zitiert: etwa, dass der Sänger Owe Thörnquist technische Probleme bei Proben für den Vorentscheid zum Eurovision Song Contest gehabt habe und dass im Norden Schwedens eine Sturmwarnung ausgegeben worden sei.

Auch die Kultband ABBA musste bei der Trump-Satire herhalten:

„Wir sind hier, um die Wahrheit zu sagen“

Dabei hatte Trump noch zu Beginn seiner Rede, in der er sich wieder die seiner Meinung nach unehrlichen Medien vorknöpfte, versichert: „Wir sind hier, um die Wahrheit zu sagen, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit.“ Dabei waren erfundene Anschläge schon öfter Inhalt von Reden des US-Präsidenten. Auch gab es schon mehrfach Fehlinformationen aus dem Washingtoner Führungszirkel über angebliche Anschläge und Massaker.

Trumps Sprecher Sean Spicer redete innerhalb einer Woche dreimal über einen Anschlag in Atlanta, meinte aber einen Anschlag in Orlando. Trumps Beraterin Kellyanne Conway sprach von einem „Bowling-Green-Massaker“, das es gar nie gab.

Schweden will wissen, was Trump meint

Das offizielle Schweden reagierte eher besorgt als humorvoll auf Trumps Äußerung und forderte von der US-Regierung eine Erklärung. Das US-Außenministerium sei um Klarstellung gebeten worden, sagte Ministeriumssprecherin Catarina Axelsson am Sonntag in Stockholm. Ähnlich äußerte sich Arbeitsministerin Ylva Johansson in einem Gespräch mit dem schwedischen Fernsehen. „Wir wollen wissen, was er meint“, sagte Johansson.

„Der US-Präsident spricht, und die ganze Welt hört zu“, sagte Johansson. „Er spricht über Schweden in einer Art, bei der wir nicht verstehen, was er meint und worauf er sich bezieht - in Zusammenhang mit Terrorakten in anderen Ländern“, kritisierte die Ministerin.

Links: