Themenüberblick

„Bizarres Theater“

„Die Presse verbreitet so viele Unwahrheiten. Würden wir nicht darüber reden, würden wir dem amerikanischen Volk einen schlechten Dienst erweisen“: US-Präsident Donald Trump nutzte seinen ersten Soloauftritt vor Journalisten am Donnerstag im Weißen Haus für einen Rundumschlag gegen die US-Medien und löste damit einige Irritationen aus.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

In einer auch für seine engsten Mitarbeiter völlig überraschenden Pressekonferenz lieferte Trump einzelnen Journalisten wiederholt Wortgefechte und kritisierte die „völlig außer Kontrolle“ geratenen Medien, die er immer wieder als „Lügner“ bezeichnete.

Lob und Tadel für Journalisten

Vor allem die zuletzt laut gewordenen Vorwürfe, Mitglieder seines Teams hätten während des Wahlkampfs Kontakt zu Russland gehabt, nannte Trump „Fake News“ und einen Witz. Das solle nur von der Niederlage der Demokraten ablenken, es entbehre jeder Grundlage. Immer wieder betonte er, er stehe für den „kleinen Mann“, der, so Trump, Journalisten genau so sehr „hasse und misstraue“ wie er selbst.

Pressekonferenz von US-Präsident Trump

AP/Evan Vucci

Trump bei der Pressekonferenz im Weißen Haus

Persönlich wurde Trump gegenüber einem jüdischen Reporter, den er für dessen Frage zu Antisemitismus tadelte. Dafür lobte er eine Frage über die Softball-Aktivitäten seiner Frau Melania. Zudem behauptete Trump fälschlicherweise, die meisten Wahlmännerstimmen seit Ronald Reagan bekommen zu haben. Der Versuch eines Reporters, diese Behauptung richtigzustellen, wurde von Trump rüde abgeschmettert.

„Es war ein bizarres Theater“, urteilte Douglas Birnkley, Professor an der Rice-Universität. „Er verwandelte eine präsidiale Pressekonferenz in eine Reality-TV-Show, in der er alleine der Star ist und jeden einschüchtern kann, der gegen ihn ist.“ Wobei es scheint, dass Trump durchaus Spaß an der Konfrontation habe. Seine seltenen Auftritte vor der Presse ziehen sich meist deutlich in die Länge, und es werden mehr Fragen zugelassen als zunächst vereinbart.

Blogger unter etablierten Medien

Wobei sich auch hier die Fronten verschoben haben: Denn nicht mehr nur etablierte Journalisten der größten US-Medien sind bei den Presseterminen im Weißen Haus zugelassen, um Fragen zu stellen, sondern auch Blogger - vornehmlich Trump freundliche gesinnte - dürfen nun die Hand heben. Einer der Neo-Journalisten ist Lucian Wintrich, der mit seinem Blog Gateway Pundit im Wahlkampf Stimmung für Trump machte und falsche Gerüchte über Trumps demokratische Gegnerin Hillary Clinton verbreitete.

Umfrage gegen „Lärm“ der Medien

Während seine Umfragewerte auf einen absoluten Tiefstand zusteuern, versucht Trump unter seinen Anhängern Stimmung gegen die Medien zu machen. Auf seiner Website ruft er zu einer Umfrage über die „Verantwortung der Massenmedien“ auf. In 25 - sehr einseitigen - Fragen wird das „Vertrauen in die US-Medien“ eruiert. „In welchen Bereichen leisteten die Medien die schlechteste Arbeit, um republikanische Themen abzubilden?“, gefolgt von einer Aufzählung typisch republikanischer Themen wie Einwanderungsbeschränkung, Religion und Abtreibung.

Suggestivfragen wie „Sind Sie darüber informiert, dass laut einer Umfrage die Mehrheit der Amerikaner für das von Präsident Trump verhängte Einreiseverbot ist?“ lassen keinen Zweifel daran, welches Ergebnis die Trump-Umfrage anstrebt. Nach Beendigung der Umfrage wird dem Teilnehmer noch einmal versichert: „Ihr Input ist wichtig, da er uns hilft, den Lärm der Medien zu überwinden und mit unseren Themen direkt zum Wähler durchzudringen.“ Dem folgt ein Aufruf, an Trump zu spenden.

Frei nach Churchill

Trumps Feldzug gegen die Medien bleibt auch international nicht unkommentiert. So rät der australische Premier Malcolm Turnbull Trump, es mit Winston Churchill zu halten. „Churchill sagte einmal, als Politiker sich über die Presse aufzuregen ist, wie wenn sich ein Segler über die See beschwert“, so Turnbull, „es hat keinen Sinn. Wir leben mit den Medien und wir müssen unsere Botschaften anbringen.“ Trump verscherzte es sich mit Australien, als er einen geplanten Flüchtlingsaustausch via Twitter als „dumb deal“ („dummes Geschäft“) bezeichnete.

Links: