Themenüberblick

Offert zu niedrig

Der amerikanische Lebensmittelriese Kraft Heinz strebt einen Zusammenschluss mit dem Lebensmittel- und Konsumgüterkonzern Unilever an. Der niederländisch-britische Konkurrenz habe einen „umfassenden Vorschlag“ aber abgelehnt, teilte Kraft Heinz am Freitag mit.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Unilever bezifferte das Übernahmeoffert des US-Konzerns auf 143 Milliarden Dollar (135 Mrd. Euro) und wies es als zu niedrig zurück. Mit dem Angebot werde der Wert von Unilever als „fundamental unterbewertet“ eingeschätzt, teilte der Anbieter von Marken wie Knorr, Rama und Coral am Freitag mit. Das Angebot wurde auch aus strategischen Gründen zurückgewiesen. Für weitere Gespräche gebe es keine Grundlage. Nach Angaben von Unilever entspricht die angebotene Summe einem Aufpreis von 18 Prozent im Vergleich zum Schlusskurs der Aktie vom Donnerstag.

Kraft Heinz will „führenden Konzern schaffen“

Der US-Konzern will sich dennoch darum bemühen, dass es noch zu einem Geschäft mit dem Hersteller von Langnese-Eis und Axe-Deo kommt: „Wir freuen uns darauf, eine Einigung über die Bedingungen einer Transaktion zu erreichen.“ Ob aber ein weiterer Vorschlag oder ein formelles Übernahmeangebot gemacht werde, sei ungewiss. Es wäre eine der größten Übernahmen in der Wirtschaftsgeschichte. Es entstünde ein Konsumgütergigant mit einem Umsatz von gut 82 Milliarden Dollar, der nahe an den Schweizer Weltmarktführer Nestle mit 89 Milliarden Dollar heranrückt.

Bei Anlegern sorgte die Nachricht für starke Reaktionen. Unilever-Aktien legten etwa an der Börse in Amsterdam zeitweise um fast zehn Prozent zu, an der Londoner Börse sogar um 15 Prozent. Das Kraft-Heinz-Papier kletterte an der Wall Street um 8,3 Prozent auf ein Rekordhoch von 94,50 Dollar. „Die Offerte von Kraft kommt total überraschend“, sagte Analyst Jauke de Jong vom Brokerhaus AFS Group in Amsterdam.

„Es ist nicht auszuschließen, dass Kraft sein Angebot erhöht.“ Kraft habe „genug Power, eine solch große Transaktion zu stemmen“. Gleichzeitig hofften die Anleger auf weitere Zusammenschlüsse in der Branche. Die Papiere der Konkurrenten Beiersdorf, Danone, Henkel und Nestle stiegen um bis zu 3,2 Prozent.

Ziel des Zusammenschlusses von Kraft Heinz mit Unilever sei es, einen führenden Konsumgüterkonzern zu schaffen, der langfristig wachsen könne, teilte Kraft Heinz weiter mit. „Wir freuen uns darauf, eine Einigung über die Bedingungen einer Transaktion zu erreichen“, gab sich der Philadelphia-Frischkäse-Hersteller optimistisch. Er will sich zu gegebener Zeit erneut äußern.

Fall für Kartellbehörden

„Für Kraft wäre das ein sehr kostspieliger Zukauf, der allerdings viel Potenzial für Synergieeffekte birgt“, sagte Analyst Neil Wilson vom Broker ETX Capital. Die Firmen könnten Geschäftsbereiche zusammenlegen und Kosten sparen. Ein fusionierter Konzern habe zudem die weltweite Marktmacht, Preise in Supermärkten zu bestimmen.

Experten sehen allerdings auch Probleme für den Deal: „Wegen der schieren Größe der Transaktion werden sich auf jeden Fall Kartellbehörden einschalten“, sagte Chefanalyst Michael Hewson von CMC Markets. Hürden erwartet er auch vonseiten der Regierungen, in denen die Konzerne große Produktionsstätten betreiben. Vor allem in Großbritannien und den Niederlanden sei mit Widerstand zu rechnen.

Branche im Umbruch

Kraft Heinz war 2015 aus einer Fusion der Nahrungsmittelgiganten Kraft und H. J. Heinz entstanden. Einer seiner großen Investoren ist der Milliardär Warren Buffett und dessen Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway. In Amerika haben in den vergangenen Jahren Investoren die Branche aggressiv umgepflügt. Nun könnten auch verstärkt europäische Konzerne ins Visier geraten.

Der Investor Nelson Peltz etwa war maßgeblich an der Abspaltung der „Milka“-Firma Mondelez von Kraft Food im Jahr 2012 beteiligt. Im Dezember hatten bereits Gerüchte über eine Wiedervereinigung von Kraft Heinz mit dem Oreo- und Milka-Hersteller Mondelez kurzzeitig für Aufregung an der Börse gesorgt. Auch bei Pepsi hatte sich Peltz eingekauft - scheiterte aber mit dem Versuch, den Getränke- und Snackriesen aufzuspalten.

Der Finanzinvestor 3G Capital übernahm zunächst den Ketchup-Hersteller Heinz und brachte dann die Fusion mit Kraft unter Dach und Fach. Es war nicht der erste Coup: 3G hatte zuvor bei der Fusion von Burger King und Tim Hortons und beim Bierzusammenschluss Anheuser-Busch InBev seine Finger im Spiel.

Nestle macht nicht mit

Nestle als Nummer eins der Branche will dabei vorerst nicht mitmischen: Die Zeit für große Übernahmen sei nicht gut, weil viele Unternehmen aktuell sehr teuer seien, hatte Firmenchef Mark Schneider erst gesagt. Zudem hatte Schneider erst zum Jahreswechsel offiziell auf dem Chefsessel Platz genommen. Er will sich in der für ihn neuen Branche - Schneider kommt vom deutschen Gesundheitskonzern Fresenius - erst einarbeiten. Er wolle daher „nicht wild um sich schießen“. Zu einem möglichen Zusammenschluss der beiden Wettbewerber wollte sich Nestle nicht äußern.

Links: