741 Seiten langes Urteil
Aufatmen im spanischen Königshaus: Infantin Cristina, die Schwester von König Felipe, ist am Freitag vom Vorwurf der Beihilfe zum Steuerbetrug freigesprochen worden. Während Cristina mit einer Geldstrafe davonkam, wurde ihr Ehemann Inaki Urdangarin, ein ehemaliger Handballprofi, zu sechs Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt.
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Cristina muss der Urteilsverkündung zufolge eine Geldstrafe von 262.000 Euro bezahlen, Urdangarin wurde zu einem Bußgeld von 512.000 Euro verurteilt, wie aus der laut spanischen Medienberichten 741 Seiten umfassenden Urteilsschrift des zuständigen Gerichts in Palma de Mallorca hervorgeht. Beide Angeklagten warteten an ihrem Wohnsitz Genf auf die Bekanntgabe der Entscheidung des Gerichts. Die Geldstrafe sei verhängt worden, weil Cristina von den Machenschaften ihres Mannes profitiert habe. Der Betrag sei Medienberichten zufolge während des Verfahrens allerdings bereits zurückerstattet worden.
Insgesamt 17 Angeklagte
Insgesamt waren in der 2010 aufgeflogenen Finanzaffäre um die vermeintlich gemeinnützige Stiftung Noos 17 Verdächtige angeklagt. Während des rund fünfmonatigen Prozesses wurden 2016 mehr als 300 Zeugen vernommen. Ursprünglich sollte das Urteil bereits Anfang Dezember fallen, Richterin Samantha Romera verlängerte die Frist aber bis zum 31. März 2017.
Dem Vorwurf der Staatsanwaltschaft zufolge wurden mit Hilfe der Noos-Stiftung rund sechs Millionen Euro an Steuergeldern veruntreut. In diesem Zusammenhang ging es auch um Betrug, Geldwäsche und Urkundenfälschung.
Anklage forderte 20 Jahre Haft
Zusammen mit seinem Partner Diego Torres soll Urdangarin unter anderem von den Regierungen der Balearen und der Region Valencia Millionengelder für die Ausrichtung von Kongressen über Sport und Tourismus erhalten haben. Laut Anklage kosteten die Konferenzen aber nur einen Bruchteil der berechneten Summen.
Torres wurde zu einer Haftstrafe von acht Jahren und sechs Monaten verurteilt. Mit Jaume Matas wurde der Ex-Präsident der Balearen zu drei Jahren und acht Monaten Haft verurteilt. Neben weiteren Verurteilungen gab es sieben Freisprüche. Bei einem Angeklagten (Miguel Tejeiro) wurde die Anklage bereits im Vorjahr zurückgezogen.
Mit 50 Prozent an Firma beteiligt
Cristina war zu 50 Prozent an der Firma beteiligt, die Urdangarin dazu gedient haben soll, Gelder aus der Stiftung abzuzweigen. Bei ihren Vernehmungen hatte sie stets ihre Unschuld beteuert und betont, sich nie um die Geschäfte ihres Mannes gekümmert zu haben. Sie habe lediglich ihren Namen für den Firmenvorsitz hergegeben.
Die Staatsanwaltschaft hatte auf Freispruch für sie plädiert, während die Nebenklage eine achtjährige Gefängnisstrafe forderte. Für ihren Ehemann - der sich während des Prozesses auf Erinnerungslücken berufen hatte - hatte die Staatsanwaltschaft 20 Jahre Haft gefordert. Nach Angaben des deutschsprachigen „Mallorca Magazin“ wollen „bis auf Prinzessin Cristina“ alle verurteilten Hauptbeschuldigen in Berufung gehen. Ob und wenn ja, wann Urdangarin ins Gefängnis muss, bleibt somit offen.
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