„Färöxit“ nicht möglich
Die Färöer sind in Österreich vor allem Fußballfans ein Begriff: Die Niederlage im Jahr 1990 gegen die Amateurmannschaft, die ihr erstes Pflichtspiel überhaupt bestritt, kostete Österreich damals die EM-Teilnahme und brachte dem ÖFB-Team dauerhaft Spott ein.
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Mit ihrem Drang zur Eigenständigkeit sorgen die knapp 50.000 Inselbewohner vor allem bei Dänemark, zu dem die Inselgruppe seit dem Frieden von Kiel im Jahr 1814 gehört, immer wieder für Kopfzerbrechen. Seit 1948 sind die ehemaligen Kolonien Färöer und Grönland autonome Regionen. Im Wesentlichen werden nur Außen-, Sicherheits- und Währungspolitik sowie Polizei und Justiz von Kopenhagen zentral gelenkt.
Parteien bereits einig
Nun kündigte die Autonomieregierung für kommendes Jahr eine Volksabstimmung über eine neue, eigene, Verfassung an. Die Regierung und die Oppositionsparteien einigten sich bereits auf einen Text und den Termin für das Referendum: 25. April 2018. Das könnte weitgehende Folgen haben, da die Verfassung unter anderem auch ein Referendum über die Unabhängigkeit von Dänemark ermöglichen soll.
„Die Färöer-Verfassung wird unsere Identität als Nation und unsere Rechte und Pflichten als Volk definieren, einschließlich des Rechts auf Selbstbestimmung“, sagte Regierungschef Aksel Johannesen, der seit mehr als zwei Jahren einer Mitte-links-Regierung von Sozialdemokraten, Sozialisten und Liberalen vorsteht.
„Das wird sich eindeutig in dem Erfordernis zeigen, dass die Bevölkerung per Referendum in der Frage weiterer Unabhängigkeit von oder Integration in Dänemark befragt werden muss. Das Gleiche wird auch in Bezug auf die Mitgliedschaft in supranationalen Organisationen, wie etwa der EU, gelten“, so Johannesen.
Bei Dänemark, aber nicht bei der EU
Derzeit sind die Färöer kein Mitglied der EU. Als Dänemark 1973 der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (der Vorgängerorganisation der EU) beitrat, optierten die Färöer für ein Draußenbleiben. Ein „Färöxit“ ist somit gar nicht möglich. Freilich ist die Inselgruppe über ein Freihandelsabkommen und ein Fischereiabkommen dennoch eng mit der Union verbündet.
Die Fischerei ist mittlerweile die Haupteinnahmequelle für die Bewohner der Insel, und die Färöer hatten in der Vergangenheit immer wieder Streit mit Brüssel wegen der Fangquoten, so verhängte die EU etwa 2013 Handelsbeschränkungen und ein Verbot für Färöer-Fangschiffe, weil diese gegen Abmachungen bei Hering- und Makrelenfangquoten verstießen. Auch Dänemark untersagte damals als EU-Mitglied den Schiffen das Anlaufen seiner Häfen.
„Gleichberechtigte Nationen“
Seit 2005 gelten die Färöer und Grönland als „gleichberechtigte Nationen“ innerhalb des Königreichs Dänemark.
Immer wieder Pläne
Pläne, eine eigene Verfassung zu erlassen, gab es in den vergangenen Jahren immer wieder. Ein erster Entwurf, vor sechs Jahren präsentiert, wurde vom damaligen dänischen Premier Lars Rasmussen abgelehnt. Der Text sei inkompatibel mit der dänischen Verfassung, teilte er damals mit und betonte: Sollten die Färöer ihre Pläne weiterverfolgen, müssten sie die Unabhängigkeit erklären.
Nun dürfte es so weit sein. Der Logting, das 33-sitzige Färöer Parlament und eine der ältesten Volksvertretungen der Welt, tagt allerdings nur einmal im Jahr. Heuer ist die Session in der Hauptstadt Torshavn Ende Juli - dann wird der Textvorschlag aller Voraussicht nach angenommen und das Referendum darüber fixiert.
„Remake“ von 1948?
Seit Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten, sind die Färöer gespalten, was ihre Zugehörigkeit zur dänischen Krone betrifft. Nach 1945 gab es konkrete Unabhängigkeitsbestrebungen und 1946 sogar eine Volksbefragung. Diese ging ganz knapp für eine Abspaltung von Dänemark aus. Weil sich die Regierungsparteien über den weiteren Kurs nicht einigen konnten, kam es zu einer Neuwahl. Diese brachten eine knappe Mehrheit für die prodänischen Parteien.
Die neue Regierung handelte mit Kopenhagen schließlich eine weitgehende Autonomie aus, die 1948 in Kraft trat. Allerdings ist fraglich, ob sich die Inselgruppe die Unabhängigkeit überhaupt leisten kann. Neben den Einkünften aus der Fischerei sind die Subventionen aus Kopenhagen eine der wichtigsten Posten für das Budget - zumindest solange Ölbohrungen wie in der Vergangenheit erfolglos bleiben. Und schließlich ist auch in Dänemark selbst die Zugehörigkeit der Färöer längst keine unumstrittene Sache mehr.
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