2005 erstmals Außenminister
In der deutschen Politik ist Frank-Walter Steinmeier seit bald 20 Jahren eine feste Größe. Jetzt krönte der zweimalige Außenminister seien Karriere mit dem Sprung ins höchste Staatsamt. Vieles deutet darauf hin, dass Steinmeier ein vor allem in der Außenpolitik sehr aktiver Präsident wird - für einige vielleicht sogar zu aktiv.
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Seine Laufbahn begann in den 1990er Jahren in der niedersächsischen Staatskanzlei: Die erste Zeit machte der Jurist an der Seite von Gerhard Schröder Karriere - zunächst in der Staatskanzlei in Hannover, als Schröder dort Ministerpräsident war. Nach dem SPD-Erfolg bei der Bundestagswahl 1998 wechselte Steinmeier mit ins Kanzleramt, anfangs als Staatssekretär, dann als Chef der Behörde.

APA/dpa/Bernd Thissen
Steinmeier 2005 mit dem damaligen deutschen Kanzler Schröder
2005 rückte er dann in die allererste Reihe auf: Steinmeier wurde Außenminister in Angela Merkels erster großer Koalition, später auch Vizekanzler. Die SPD machte ihn dann auch zu ihrem Kanzlerkandidaten. Die Wahl im Herbst 2009 verlor er mit nur 23 Prozent aber klar. Steinmeier ließ sich zum Fraktionsvorsitzenden wählen, was er auch vier Jahre blieb.
2.500 Tage im Auswärtigen Amt
Im Dezember 2013 kehrte er an die Spitze des Auswärtigen Amts zurück. Mit Steinmeier würde ein Profi ins Schloss Bellevue einziehen. Mit etwa 2.500 Amtstagen ist er inzwischen der bundesdeutsche Außenminister mit der drittlängsten Dienstzeit. Nur Hans-Dietrich Genscher und Joschka Fischer waren noch länger im Amt.
Geboren wurde Steinmeier am 5. Jänner 1956 in Detmold im Bundesland Nordrhein-Westfalen. Der Tischlersohn studierte nach der Bundeswehr Jus und Politik in Gießen. Seine Doktorarbeit trägt den Titel „Bürger ohne Obdach“. Steinmeier ist mit der Verwaltungsrichterin Elke Büdenbender, verheiratet. Das Paar hat eine erwachsene Tochter, die studiert. Viel Respekt verschaffte er sich in Deutschland, als er 2010 seiner schwer erkrankten Frau eine Niere spendete.
Gegenentwurf zu Trump
In deutschen Medien nennt man Frank-Walter Steinmeier auch gern den „Anti-Trump“. Der 61-jährige deutsche Sozialdemokrat hat niemals einen Twitter-Account besessen, und er ist auch nicht der Typ, der seine Botschaften wie US-Präsident Donald Trump in 140 Zeichen formulieren würde.
Auch sein persönlicher Stil von Respekt und Toleranz und seine Fähigkeit, über den Tellerrand zu blicken, machen ihn zum Gegenbild eines Populisten. Schon als Außenminister wirkte er „präsidial“.
Außenpolitische Ambitionen
Steinmeier lieferte selbst schon früh eine ganz zentrale Begründung für seine Eignung: Er beschrieb sich als Bindeglied zwischen Deutschland und der Welt. Einiges deutet darauf hin, dass er als Bundespräsident dort weitermachen will, wo er als Außenminister aufgehört hat.
Dafür nimmt er eine ganze Menge enger Mitarbeiter nimmt: Außenamtsstaatssekretär Stephan Steinlein wird Chef des Präsidialamtes. Auch der bisherige Leiter des Planungsstabes, Thomas Bagger, der bisherige Kultur-Abteilungsleiter Andreas Görgen und Redenschreiber Wolfgang Silbermann wechseln ins Schloss Bellevue.
Maßregelung bei zu aktiver Politik?
Allerdings dürfte Steinmeier gebremst werden, wenn der außenpolitische Ideenreichtum zu ambitioniert ausfallen sollte. Bei einer zu aktiven Rolle in der Tagespolitik dürften ihn Politiker daran erinnern, dass dies der Regierung vorbehalten ist. In der Union gibt es allerdings schon Unruhe, dass er im Konzert mit SPD-Außenminister Sigmar Gabriel und SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz der Kanzlerin im Wahlkampf durchaus gezielt in die Parade fahren könnte - etwa beim Thema Russland.
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