„Fragen Sie mich noch einmal 2023“
Fox-News-Moderator Bill O’Reilly hat sich über die Forderung des Kremls nach einer Entschuldigung lustig gemacht, nachdem er Russlands Präsidenten Wladimir Putin einen „Mörder“ genannt hatte. „Ich arbeite an der Entschuldigung, es könnte aber eine Weile dauern“, sagte er am Montag (Ortszeit) grinsend in seiner US-Sendung „The O’Reilly Factor“. „Fragen Sie mich noch einmal so gegen 2023.“
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Der konservative Moderator hatte die Bemerkung über Putin im am Sonntag ausgestrahlten ersten Teil eines Interviews mit dem US-Präsidenten Donald Trump gemacht. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow meinte empört: „Wir halten diese Worte des Fox-Korrespondenten für nicht hinnehmbar und beleidigend“, sagte er. „Wir würden von einem so ehrenwerten Sender gerne eine Entschuldigung erhalten.“
„Aber wir sind sehr gut und haben viel Geduld“, fügte Peskow am Dienstag hinzu. „Wir machen einen Vermerk im Kalender und kommen 2023 auf die Frage zurück.“ Der Kreml wolle das Ganze nicht aufbauschen. „Wir haben eine unterschiedliche Vorstellung von guten Ton und Regeln der Etikette“, so der Kreml-Sprecher. Es sei „vor allem eine unangenehme Situation für den Sender“.
Trump: „Es gibt eine Menge Mörder“
Trump hatte in dem Interview angegeben, dass er seinen russischen Kollegen respektiere: „Nun, ich respektiere eine Menge Leute. Das heißt nicht, dass ich mit ihnen auskomme.“ In Anspielung auf Vorwürfe, nach denen Putin und enge Gefolgsleute für die Ermordung von Journalisten und Dissidenten mitverantwortlich seien, warf O’Reilly ein, dass Putin doch „ein Mörder ist“. Trump entgegnete darauf: „Es gibt eine Menge Mörder. Wir haben eine Menge Mörder. Was glauben Sie? Dass unser Land so unschuldig ist?“
Einige Kritiker der russischen Regierung hatten Putin vorgeworfen, die Ermordung von Gegnern angeordnet zu haben. Er selbst und die Regierung wiesen das stets zurück. Vor einem Jahr hatte ein britischer Richter erklärt, Putin habe wahrscheinlich die Ermordung des Ex-KGB-Agenten Alexander Litwinenko in London gebilligt. In dem Interview sagte Trump nun, er sehe keine Beweise für die Schuld des russischen Präsidenten. „Zuerst einmal sagt er, dass er es nicht getan hat. Viele Leute sagen, dass er es nicht getan hat. Also wer weiß, wer es getan hat?“
Kritik aus republikanischen Reihen
Trump erntete für seine Äußerungen umgehend Kritik aus der eigenen Republikanischen Partei, die Putin mehrheitlich kritisch sieht. Der Senator Mitch McConnell sagte, er denke nicht, dass sich das Verhalten der Führung in Moskau und Washington vergleichen lasse. Putin sei „ein früherer KGB-Agent, ein Gangster“, der nicht durch eine „glaubwürdige Wahl“ an die Macht gekommen sei.
Auch der frühere US-Botschafter in Russland und Berater von Ex-Präsident Barack Obama, Michael McFaul, rügte Trump scharf: „Diese moralische Gleichwertigkeit von den USA und Russland, wie sie von Trump noch immer behauptet wird, ist ekelhaft (und ungenau)“, schrieb er im Kurzmitteilungsdienst Twitter.
„Besser, sich mit Russland zu verstehen“
Trump hatte bereits im Wahlkampf seine Sympathie für Putin bekundet und damit viele Parteikollegen irritiert. Er kündigte an, sich für eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Washington und Moskau einzusetzen. Unter anderem will er im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) mit Russland zusammenarbeiten.
Seinen Standpunkt wiederholte der US-Präsident auch im Interview mit Fox News: Es sei „besser, sich mit Russland zu verstehen als das Gegenteil“, sagte er. Es sei eine „gute Sache“, wenn Russland die USA im Kampf gegen den IS unterstütze.
Der Kreml rechnet noch vor dem G-20-Gipfel im Juli mit einem Treffen der Präsidenten Trump und Putin. „Wir haben eine Bereitschaft gesehen, schwierige Fragen auf dem Weg von Gesprächen, von Dialog zu lösen“, kommentierte Peskow der Agentur Interfax zufolge ein erstes Telefonat zwischen den Präsidenten. Das Gespräch sei erstmals nicht von Moralpredigten geprägt gewesen, sondern von nationalen Interessen, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow mit einem Seitenhieb auf den früheren US-Präsidenten Barack Obama.
Streitthemen Syrien und Ukraine
Der zwischen Trump und Putin vereinbarte gemeinsame Kampf gegen die Terrormiliz IS in Syrien könne funktionieren, wenn die Militärs beider Länder mitziehen. Obama und andere westliche Staaten hatten Russland stets dafür kritisiert, in Syrien nicht nur gegen IS-Kämpfer, sondern auch gegen gemäßigte Rebellen vorzugehen und durch Luftangriffe zudem viele zivile Opfer zu verantworten. Sie verdächtigen Moskau, vor allem am Machterhalt von Präsident Baschar al-Assad interessiert zu sein.
Ein rasches Ende der Sanktionen gegen Russland ist jedoch nicht in Sicht. Die Strafmaßnahmen blieben bestehen, „bis Russland die Kontrolle über die Halbinsel an die Ukraine zurückgegeben hat“, sagte US-Botschafterin Nikki Haley am Donnerstag vor dem UNO-Sicherheitsrat. Sie verurteilte zugleich die „aggressiven Handlungen“ in der Ostukraine. Zwar strebe ihre Regierung eine Verbesserung der Beziehungen zu Moskau an, doch verlange die „grässliche Situation“ in der Ukraine nach einer „klaren und starken Verurteilung“ des russischen Vorgehens.
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