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Zarenreich in einer Woche gestürzt

Im März vor 100 Jahren hat die über 300 Jahre dauernde Herrschaft der Zarendynastie Romanow ein jähes und schnelles Ende erfahren. Als Hintergrund gelten ausbleibende Reformen und eine immer mehr unter den Folgen des Ersten Weltkrieges leidende Bevölkerung.

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Nach dem heute geltenden Kalender haben die als Februarrevolution bekannt gewordenen Ereignisse am 8. März unter anderem mit einem großangelegten Streik in der größten Fabrik von Petrograd (St. Petersburg) begonnen. Nach dem damals in Russland noch geltenden julianischen Kalender war das der 27. Februar, womit sich auch die Namensgebung erklärt.

Die Nachricht der Arbeitsniederlegung in den Putilow-Werken verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der damaligen russischen Hauptstadt, und immer mehr Industrieunternehmen folgten diesem Beispiel. Zar Nikolaus II. versuchte, den Aufstand noch aufzuhalten, und befahl, die Unruhen in der Stadt „zu liquidieren“. Dutzende Demonstranten wurden erschossen - als das Militär dann aber den Schießbefehl verweigerte, kollabierte die Macht des Zaren.

Rücktritt am 14. März

Nikolaus II. dankte am 14. März zunächst zugunsten seines Bruders Michail ab. Dieser erklärte am Folgetag seinen Verzicht auf den Thron. Eine provisorische Regierung übernahm die Amtsgeschäfte, zuerst unter Fürst Georgi Jewgenjewitsch Lwow, ab Juni unter dem Sozialisten Menschewiki Kerenski. Sie versprach Wahlen zu einer Verfassunggebenden Versammlung und schlug einen monarchistischen Putschversuch nieder. Den Krieg setzte sie erfolglos fort. Den wirtschaftlichen Ruin konnte sie nicht aufhalten.

Lenins Ankunft in Russland

Gleichzeitig bildeten sich im ganzen Land Arbeiter- und Soldatenräte (Sowjets), die das Ende des Krieges forderten. Unter Führung Lenins, der im April mit deutscher Hilfe aus Zürich nach Russland zurückgekehrt war, forderten die Kommunisten (Bolschewiki) „Alle Macht den Sowjets“, „Frieden um jeden Preis“ und „Alles Land den Bauern“.

In Petersburg und Moskau gewannen sie bei Rätewahlen die Mehrheit. Als am 7. November der Allrussische Sowjetkongress in Petersburg zusammentrat, stürmten Kommunisten den Regierungssitz, den Winterpalast, und ein Rat der Volkskommissare unter Lenin ließ sich vom Rätekongress als neue Regierung bestätigen. Da es sich nach julianischem Kalender um den 25. Oktober handelte, gingen diese Ereignisse als Oktoberrevolution in die Geschichte ein.

Blutiger Bürgerkrieg

Mit dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk endete für Russland im März 1918 der Erste Weltkrieg - innerhalb Russlands folgte auf die Oktoberrevolution aber ein mehrjähriger blutiger Bürgerkrieg zwischen den „Roten“ (Rote Armee) und den „Weißen“, die von Anhängern der Monarchie und bürgerlich-republikanischen Kräften gestellt wurden.

Auf der Krim besiegte die Rote Armee im November 1920 die letzten weißen Truppen, 1921 wurde Batumi im Kaukasus, 1922 Wladiwostok eingenommen und am Ende dieses Jahres die Sowjetunion gegründet. Die genaue Opferzahl ist bis heute nicht bekannt - Schätzungen zufolge kamen zwischen acht und 15 Millionen Menschen ums Leben.

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